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Geld im Mittelalter

Geld im Mittelalter

Titel: Geld im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Le Golf
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nur nach Italien exportiert, es gelangte auch ins Rheinland, in die südlichen Niederlande und in die Champagne, von wo es sich über ganz Frankreich verteilte und im Wesentlichen für den Kauf von Nahrungsmitteln diente. In den 1190er Jahren erreichte es die Île-de-France. Die Hansekaufleute brachten einen Teil dieses Silbers über das Baltikum in den Osten oder aber in den Westen, vor allem nach England. Aus einer Urkunde von 1242 geht hervor, dass London massives Silber aus Flandern und Brabant sowie ausländische Münzen aus zahlreichen deutschen und flandrischen Städten, in erster Linie Köln und Brüssel, zuflossen.
    Das französische Königtum, das sich im Laufe des 13. Jahrhunderts festigte und sich dank der Vermählung des späteren Königs Philipp des Schönen mit Johanna von Champagne insbesondere der Champagnemessen bemächtigte, machte Frankreich zu einem Münzgroßexporteur, vor allem nach Italien. 1296 setzte sich in der Toskana die durch die römische Kurie erhobene Steuer zu einem Drittel aus französischen Münzen zusammen. Förderlich für die Geldzirkulation zwischen Italien und Nordeuropa wirkte sich Ende des 13. Jahrhunderts die Einrichtung dauerhafter Seeverkehrswege durch Genua, Venedig und Pisa aus; das Silber wurde in Barren oder in gemünzter Form transportiert und machte einen bedeutenden Anteil der beförderten Waren aus. Je nachdem, wie häufig diese Schiffe fuhren, herrschte in einer Stadt wie Brügge im Juni und im Dezember eine strettezza – Geldknappheit – und im August und September eine larghezza – Geldüberhang.
    Francesco Balducci Pegolotti, der Autor des Praxishandbuchs der Handelskunst , ist selbst ein beredtes Beispiel für einen Bankbeauftragten, der innerhalb des institutionellen und geographischen Rahmens agierte, der sich im Verlauf des langen 13. Jahrhunderts des Geldes entwickelte. Als Auslandsvertreter des berühmten Florentiner Bankhauses Bardi leitete er die Zweigstellen in Antwerpen (1315 bis 1317), London (1317 bis 1321) und anschließend in Famagusta auf Zypern. Bei seiner Tätigkeit ging es hauptsächlich um den Handel mit folgenden Waren: Pelzen, Kupfer aus Goslar, englischer Wolle, die in Venedig umgeladen wurde, gesalzenem Stör, der in Antwerpen verkauft wurde, und blauem Kupferkarbonat, das in Alexandria zu Geld gemacht wurde. Die Toskana wurde reichlich mit Silber versorgt, das entweder aus Mitteleuropa oder Montieri (in der Toskana) oder Iglesias auf Sardinien stammte, wobei Pisa der Hauptabnehmer des sardischen Silbers war. Wenn die Toskaner dieses Silber zu Geld machten, steigerten sie seinen Wert dadurch, dass sie es zu einem wesentlich höheren Preis verkauften als im Einkauf oder indem sie es in Gewerbeerzeugnisse wie Seide aus Lucca investierten. Die Mailänder erzielten eine Wertsteigerung auch bei Silberbarren dadurch, dass sie diese über die Finanzierung von Manufakturen erwarben, die Metallwaren oder Baumwollstoffe herstellten.
    Neben diesem Handelsverkehr zwischen Italien und Nordeuropa entwickelten sich weitere Handelsrouten von Oberitalien und der Toskana in Richtung Orient, nach Konstantinopel, Palästina und Ägypten. Europäisches Silber und Silbergeld war Handelsware und Finanzierungsquelle für Faktoreien wie die fonduk, die die Muslime in Venedig, Akkon und Alexandria einrichteten. An Münzen gelangten im 13. Jahrhundert hauptsächlich der englische Sterling, der französische Denar von Tours oder Tournois (denier tournois) und der venezianische Grosso in den Osten. Die steigenden Münzmengen waren eine unmittelbare Folge des wachsenden Volumens des Exports und Reexports orientalischer Waren nach Europa durch die Italiener. Zwei Importgüter aus dem Orient spielten eine größere Rolle: Baumwolle aus Nordsyrien und Gewürze aus Indien und Arabien. Pisaner, Venezianer und Genuesen mit Dependancen in Alexandria, Damiette, Aleppo und Akkon sicherten ihren Transport. Das Silber oder Silbergeld aus dem Westen ermöglichte auf diese Weise den Handel mit orientalischen Produkten über weite Entfernungen. Einkäufe in vergleichsweise nahen Regionen wie Russland (Pelze) und Kleinasien (Alaun) unterfütterten diesen Handel, der sich im Laufe des langen 13. Jahrhunderts bis nach China für Seide, Ostindien für Gewürze und Edelsteine sowie an den Persischen Golf für Perlen ausdehnte. Hier deutet sich bereits an, dass die größere Verbreitung des Geldes im und durch den Okzident im 13. Jahrhundert auch im wachsenden Luxus der Gesellschaft,

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