Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)
sitzen, oder würde ich noch woandershin müssen?
Bis auf die Tatsache, dass mich diese ex treme Nähe zu Marco bestimmt wahnsinnig machen würde, fand ich es in diesem Raum eigentlich ganz kuschelig. Meinetwegen hätte das Ganze hier stattfinden können.
„Normalerweise würden Sie zunächst vor dem G erichtssaal Platz nehmen, bis Sie aufgerufen würden. Da im Fall ‘ Obeck ‘ aber nun alles ...“ Oh mein Gott, tat das gut, diesen Namen zu hören. Sobald der Name ertönte, setzte bei mir alles aus.
Während mir erklärt wu rde, warum das heute wohl alles irgendwie anders abliefe als ursprünglich angenommen und was ich zu tun habe, sagte ich mir in Gedanken immer wieder diesen Namen. Manchmal in Kombination mit dem Vornamen oder mit meinen Namen ... Jan Obeck ... das klang total gut.
Plötzlich riss mich Herr Behrens aus meinen Geda nken, die mittlerweile schon bei Marco Sivers angekommen waren. „Haben Sie dann noch irgendwelche Fragen, bevor ich Sie in den Saal bringen lasse?“
Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Ich kon nte ihn ja schlecht fragen, ob er das alles nochmal wiederholen könne, weil ich nicht aufgepasst hatte. Dabei war es etwas über Marco, da hätte ich eigentlich echt aufpassen sollen. Oh Mann, wie blöd von mir!
Herr Behrens drückte einen Knopf an e inem Telefon und sagte in die Freisprechanlage: „Herr Sivers kann dann abgeholt werden.“ Mit einem sympathischen Lächeln wandte er sich wieder an mich. „Ist das Ihre erste Zeugenbefragung?“ Wieder nickte ich nur. „Das geht ganz fix. Sie werden gar nicht glauben, wie schnell so eine Verhandlung vorübergehen kann. Es gibt keinen Grund, nervös zu sein“, sagte er verständnisvoll.
Im nächsten Moment öffnete sich die Tür und ein Mann in schwarzer Hose und hellblauem Hemd kam herein. Mit einem kräftigen Händedruck und noch ein paar netten Worten verabschiedete sich Herr Behrens von mir, bevor ich dem Mann, der an seinem Gürtel eine Waffe trug, nach draußen folgte. Den ganzen Weg lang zum Saal sagte der Kerl nicht ein einziges Wort. Bestimmt wurde ihm das verboten oder so, oder er hatte einfach kein Bock. Mir wäre aber glaube ich auch nichts eingefallen, was ich hätte sagen können.
Im Saal angekommen ging der Polizist weiter zu me inem Platz, während ich stehenblieb und alles bestaunte. Es war absolut nicht wie in meinem Traum, es war viel besser. Viel heller und freundlicher ... zumindest nicht ganz so erdrückend. Es war auch nicht aufgebaut wie der Zuschauerraum vor einer Schauspielbühne, es war einfach wirklich so, wie man es aus Filmen kennt. Hintereinander weg standen die Stuhlreihen, vorne war das Richterpult mit dem Zeugenstand daneben und seitlich davon waren noch irgendwelche Tische, an denen die Anwälte und so weiter saßen.
Auf einmal schubste mich von hinten i rgendwas leicht an. Ich trat beiseite und ließ irgendwelche Handwerker oder so was vorbei, die noch einen zusätzlichen Tisch reintrugen. Sie mussten das Ding zu viert reinhieven, so schwer schien es zu sein. Überhaupt sah hier alles sehr massiv und teuer aus.
Als die Handwerker wieder an mir vorbe ihasteten, rief auf einmal jemand meinen Namen. „Herr Sivers?“ Ich schaute auf und bemerkte, dass der Polizist, der mich hergebracht hatte, gegenüber auf mich wartete. Schnell ging ich zu ihm und wurde gebeten, mich hinzusetzen. Kaum saß ich, verschwanden plötzlich sämtliche Leute, die gerade noch irgendwas beredet, verschoben oder hingelegt hatten. Nur eine Frau, die wesentlich kleiner war als ich, verteilte auf den Stühlen irgendwelche Zettel. Dann ging auch sie und schloss eine Seite der Flügeltür am Eingang.
Im ersten Moment schien es so, als würde es jeden Moment losgehen, aber dann kamen erst wieder Le ute rein, die ein paar Stühle austauschten und irgendwelche Akten auf die Tische legten. Bei dem Anblick dieser Akten lief es mir eiskalt den Rücken runter. Waren die alle für Marcos Fall? So viel konnte er doch unmöglich angerichtet haben! Da müsste man ja schon von Geburt an jeden Tag was anstellen, um so einen Haufen dicker Aktenordner zu füllen.
„Ganz schön was los hier, was?“, meldete sich eine Stimme neben mir. „So ist das, wenn man im letzten Moment einen Wasserschaden hat und in einen and eren Saal umziehen muss.“ Die Stimme bekam ein Gesicht, als ich meinen Kopf zu ihr drehte.
„Ach so, ich dachte schon, dass ist immer so he ktisch hier“, sagte ich verlegen zu der Frau mit hellgrauem Kostüm und
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