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Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Titel: Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marty Tolstoy
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Wasserschlauch drübergehen würde, sähe es bestimmt gleich viel besser aus.
    „Das ist ja wie im Fernsehen“, fiel mir dazu noch ein. Es war echt merkwürdig, dass mir dieses Gebäude noch nie so richtig aufgefallen war, wo man es doch eigentlich gar nicht übersehen k ann, wenn man nicht völlig blind ist.
    Die Zeit bis elf Uhr ging und ging nicht rum. Im Hal bstundentakt wechselte meine Stimmung durch die Phasen Angst, Wut, Verzweiflung, dann wieder Angst, Zuversicht und wieder Angst. Immer wieder trat ich gegen die Wand des Gebäudes und schimpfte vor mich hin, man solle mich doch einfach endlich in Ruhe lassen. Zumindest machte ich das so lange, bis mich jemand anmaulte, ich solle das seinlassen.

D ann war es so weit. Ich hatte zwar die letzten fünf Minuten schon tausendmal auf die Uhr geschaut, aber den großen Zeiger jetzt endlich auf der Zwölf zu sehen versetzte mich schlagartig in Panik.
    Wie bei einem Einmarsch einer Blaskapelle stellte ich mich vor der ersten Stufe der Treppe auf, atmete ei nmal tief durch und ging langsam und nervös die Treppe rauf. Die Leute, die drumherum standen, schauten mich an, als hätte ich ein Hühner-Kostüm getragen. So wie die glotzten, dachte man, die warten darauf, dass ich jeden Moment ein Ei lege.
    Trotz der peinlichen Blicke erreichte ich das Ende der Treppe erstaunlich schnell und unbeschadet. Hastig kra mte ich den Brief aus meinem Rucksack und las, wo ich hinkommen sollte. Erdgeschoss, erster Gang, Zimmer zwei. Das ließ sich ja zum Glück mal relativ schnell finden. Während ich durch die riesige Tür in eine Art Vorhalle ging, steckte ich den Zettel zurück in die Tasche.
    Wie versteinert blieb ich stehen und ließ meinen Blick durch den gigantischen Raum schweifen. Alles um mich herum eri nnerte mich stark an eine große Bibliothek, in der an den Außenwänden entlang schmale Ebenen waren, auf denen zusätzlich Bücher standen, nur halt ohne die Bücher. Lange konnte ich meiner Fantasie aber nicht freien Lauf lassen, ich hätte schon längst in diesem einen Raum sein müssen.
    Eilig spurtete ich zu dem auf der Ein... oh, VORl adung beschriebenen Raum und klopfte an die Tür. Eigentlich wollte ich mich erst noch eine Weile nervös davor rumdrücken, aber die Zeit war einfach zu knapp, so dass ich die Angst auf später verschieben musste.
    Im Raum drin bat man mich Platz zu ne hmen und fragte nach dem Brief, den ich bekommen hatte. Nervös wühlte ich ihn aus meinem Rucksack und übergab ihn an meinen Gesprächspartner. Dieser notierte sich etwas in seinem PC und gab mir das Schreiben zurück.
    „Nun, Herr Sivers“, begann er das G espräch mit einer energischen, aber freundlichen Stimme, „ich darf mich erstmal vorstellen, ich bin der Herr Behrens und bin für sämtliche Einladungen ...“ Also doch Einladungen! „... Vorladungen ...“ Ach, Mist! „... Anfragen und die ganze Terminplanung zuständig. Als Erstes muss ich Sie dann mal um Ihren Personalausweis bitten. Damit kann ich sichergehen, dass Sie wirklich der Herr Sivers sind, der heute befragt werden soll.“ Ich lachte kurz, woraufhin er schmunzelnd erzählte: „Ja, es ist schon vorgekommen, dass jemand einfach einen anderen geschickt hat, weil derjenige sich nicht getraut hat, selbst zu kommen.“
    De njenigen verstand ich nur zu gut. Ich hätte auch lieber Andrea hergeschickt ... nein, Andrea lieber doch nicht, aber auf jeden Fall nicht mich.
    Ich kramte meinen Personalausweis raus und legte ihn auf den Tisch. Herr Behrens verglich den Namen und das Geburtsdatum mit dem, was er vor sich li egen hatte, und gab ihn mir zurück.
    „Gut  ... Sie wissen sicher bereits, worum es geht?“, fragte er und schaute mich freundlich an, nachdem er seinen Papierstapel wieder geordnet hatte. Stumm nickte ich. „Gut, ich erläutere Ihnen den Fall nur nochmal kurz und schildere Ihnen dann den Ablauf in der nächsten Stunde.“
    Hatte der gerade Stunde gesagt? Musste ich mir jetzt etwa die komplette Verhan dlung antun? Und dann auch noch eine ganze Stunde lang?! Ich war wirklich alles andere als scharf darauf, mir mit anzuhören, wie sie Marco fertigmachen ... eine Stunde lang! Und dann am Ende brutal abführen würden. Konnte ich nicht einfach kurz reingehen, sagen, was passiert war, und sofort wieder gehen? Ohne Marco dabei überhaupt zu Gesicht zu bekommen? Allmählich fragte ich mich sowieso, wo und wie das alles passieren würde. Würde Marco hier in diesen kleinen Raum kommen und direkt neben mir

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