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Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Titel: Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marty Tolstoy
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hochgesteckten Haaren.
    „Nein“, sagte diese lachend, „das w äre ja schrecklich. Sie sind der Herr Sivers, richtig?“
    „Ich ähm, ja“, sto tterte ich.
    „Gut, schön, dass Sie da sind.“ Sie gab mir fröhlich die Hand. „Ich werde hier heute das Protokoll schre iben und wollte schon mal die Anwesenheit der einzelnen Personen prüfen.“ Sie hakte irgendetwas auf ihren Zetteln ab, die sie unterm Arm trug, und verschwand wieder.
    Allmählich wurde es ruhiger. Diese hektische Atm osphäre wich langsam einer gewissen Spannung, die in der Luft lag. Selbst der Geruch der Lederüberzüge auf den Stühlen hatte etwas unerklärlich Aufregendes. Man konnte sogar das Eisen von den Tischbeinen riechen.
    Nach und nach fanden sich immer mehr Leute ein, die sich auch tatsächlich auf die Stühle im Zuscha uerraum setzten und nicht sofort wieder rausrannten. Es dauerte nun nicht mehr lange und der Saal war voll mit Leuten, die alle wild durcheinanderquatschten. Erst als das Licht im Zuschauerraum gedämmt und im Bereich des Richterpultes heller wurde, verschwand der Aufruhr und brachte diese grässliche Spannung wieder.
    Nun wurde auch die zweite Seite der Flügeltür g eschlossen und die Frau, die das Protokoll schrieb, flitzte zu ihrem kleinen Hocker, von dem aus sie alles beobachten sollte. Jetzt schien es dann sicher gleich loszugehen, wenn die Protokollantin schon schreibwütig in den Startlöchern saß und konzentriert auf eine kleinere Tür an der Wand beim Richterpult schaute.
    Ich hielt diese Spannung kaum aus. Mit tlerweile war alles ruhig. Nur gelegentlich räusperte sich mal einer oder von irgendwo hallte der Tritt gegen irgendwelches Holz nach vorne, wo ich saß und mich am Sitz des Stuhles festkrallte.
    Dann ging eine weitere Tür auf, die ich vorher noch nicht beachtet hatte. Der Reihe nach betraten sämtl iche Anwälte den Saal. Sie setzten sich an die schweren Tische hinter die Aktenordner und bewaffneten sich mit Stiften. Zu guter Letzt öffnete sich die kleine Tür beim Pult und die mit großen Augen erwartete Richterin betrat den Raum. Kaum war sie durch die Tür getreten, standen alle ruckartig auf, so auch ich.
    Dieser Moment riss mich völlig in seinen Bann. So etwas Großes, Bedeutungsvolles hatte ich noch nie z uvor miterlebt. Ich fühlte mich, als wäre ich Teil von etwas, das die Welt verändern würde. Das Adrenalin schoss durch meinen Körper und ließ mich mein Herz deutlicher spüren denn je. Wenn ich schon so aufgeregt war, wie musste sich dann Marco erst fühlen?
    Während sich mein ganzer Oberkörper durch den Pulsschlag ganz leicht vor und zurück bewegte, stel lte jemand in einem permanent gleichbleibenden Ton die Richterin vor, die passenderweise denselben Namen hatte wie die Farbe der Kutte, die sie trug: „Vorsitzende Braun“. Schade, dass sie nicht auch noch so eine weiße Perücke aufhatte, wie man das aus Filmen kennt.
    Die Richterin setzte sich und der Rest im Saal tat es ihr gleich. Nur die Polizisten blieben steif an den Au sgängen stehen und starrten geradeaus.
    Richterin Braun nahm einen Zettel in die Hand und las den Fall vor: „Hiermit eröffne ich die heutige Ve rhandlung im Fall Obeck in Zusammenhang mit den Anklagepunkten Syntex, ClearPM, Ronald & Co., BMT, sowie BaseTek, Hess-Engeen, Portmarg und im Privatfall Herrn Sivers.“
    Mir wurde richtig heiß, als sie meinen N amen nannte. Richtig unangenehm zu wissen, dass sich jetzt sämtliche Leute fragen könnten, wer das sein soll. Aber zum Glück war ich noch einer von vielen und dass ich ‘nen speziellen Platz hatte, schien auch noch niemanden so richtig zu interessieren. Ich hoffte, das würde so bleiben. Am liebsten hätte ich mich einfach zu den Leuten in die Sitzreihen verzogen, Hauptsache, es würde niemand auf mich achten. Ich hatte es schon immer gehasst, im Mittelpunkt zu stehen. An Marcos Stelle wäre ich bestimmt vor Scham gestorben. Aber wo war er denn eigentlich? Angestrengt versuchte ich ihn zu entdecken, aber ich fand ihn nirgends. Ein paar Mal schoss wieder das Adrenalin in mir hoch, wenn ich dachte, ich hätte ihn gesehen, aber dann zeigte sich doch, dass es jemand anderes war.
    Das Gesicht der Richterin verzog sich nun zu einer ernsten Miene, nachdem sie meinen Namen doch g erade noch so lieb gesagt hatte. Mit einer genauso ernsten Stimme sprach sie offen in den Raum: „Dann bitte ich jetzt den Angeklagten, Marco Obeck, in den Gerichtssaal!“
    Mir rutschte das Herz bis in die Knie. Konnte die

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