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Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Titel: Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marty Tolstoy
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gefällt worden sein musste.
    Gespannt beobachtete ich, wie Marco darauf reagie rte, doch sein Blick blieb unverändert. Er schaute einfach selbstsicher und ernst zur Richterin, ohne auch nur den kleinsten Hauch an Freude oder Ähnlichem darüber zu zeigen, dass er scheinbar doch unschuldig war. Na ja gut, wenn er das eh schon wusste, war das Verfahren gegen ihn bestimmt nervig ... aber erleichtert wäre ich an seiner Stelle trotzdem gewesen.
    Dann wurde mein Name aufgerufen und auf einmal verlor dieser eiserne Blick in Marcos Gesicht seine kon stante Richtung. Wo es gerade noch so gewirkt hatte, als könnte ihn nichts aus der Bahn werfen, herrschte in ihm nun eine sichtliche Unruhe.
    Als mein Name noch ein zweites Mal g enannt wurde, kapierte ich endlich, dass ich nach vorne kommen sollte. Zitternd erhob ich mich von meinem nassgeschwitzten Stuhl und folgte den Handzeichen eines Mannes, der mich in den Zeugenstand führte. So unauffällig wie möglich versuchte ich meine Hose aus der Poritze zu ziehen, was wegen des Schweißes gar nicht so einfach war. Zu meinem Pech konnte das der ganze Saal beobachten, und alle hatten ein schadenfrohes Grinsen auf den Lippen ... Ich hätte es besser bleibenlassen sollen mir am Hintern rumzuzupfen. Es war nur einfach so unangenehm beim Gehen und ich hatte so eine Vorahnung, dass das fürchterlich zwicken könnte, wenn ich mich wieder hinsetzte.
    Mein Gesicht hatte bestimmt ein bisschen was von einer überreifen Tomate, als ich endlich auf dem Sitz im Zeugenstand ankam. Endlich hatte ich diese Pei nlichkeit hinter mich gebracht. Aber, wie sollte es auch anders sein, schaffte ich es nicht die beiden Stufen zum Zeugenstand hochzugehen, ohne dabei zu stolpern.
    Während ich noch mit dem Schamgefühl kämpfte und mich zunehmend unwohler fühlte, richtete sich die Aufmerksamkeit der Masse auf einen Mann in einem du nkelbraunen Anzug. Er setzte einen Stapel Zettel einmal kurz auf dem Tisch ab, damit alles ordentlich in der Hand lag, und kam zu mir.
    Ich hatte gehofft  ... oder nee anders: ich hatte Panik davor gehabt, Marco würde mich jetzt genauso einschüchternd anschauen wie die Richterin vorher, aber er schaute auf den Boden und es schien fast so, als wäre er nervös. Zumindest wanderten seine Augen von einem Punkt zum nächsten.
    Der Mann mit den ordentlich zurechtgeklopften Ze tteln stellte sich vor mich hin und ratterte zu meiner Überraschung wirklich diesen typischen Gerichts-Spruch runter: „Schwören Sie, die Wahrheit zu sagen, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit? So wahr Ihnen Gott helfe?“
    U nd ich antwortete verlegen grinsend mit: „Ja ... ich schwöre.“
    Nachdem ich das getan hatte, schaute ich wieder zu Marco. Ich wollte wissen, was er jetzt wohl von mir dachte. Bestimmt nichts Gutes. Was gab es da auch schon Gutes zu denken? „ Jan, den ich gewürgt habe, wird mich jetzt verpetzen und dann bringen mir die ganzen anderen Freisprüche auch nichts. “ Aber würde man für leichte Körperverletzung eigentlich überhaupt in den Knast kommen? Ich war nicht scharf darauf, das auf seine Kosten auszutesten, aber das würde ich wohl gezwungenermaßen eh bald rausfinden müssen.
    Die Person, der ich gerade geschworen hatte, Marco verbal in den Arsch zu treten, wiederholte, was ich vorher in dem kleinen Raum bruchstückchenweise mitbekommen hatte. „Sie sind heute als Zeuge geladen aufgrund der Ihnen zugefügten Körperverletzung bei dem Übergriff durch den Angeklagten Marco Obeck. Da Sie selbst betroffen sind, muss ich Sie fragen, ob Sie dazu bereit sind auszusagen und dem Verfahren somit zuzustimmen.“
    Wieder absolute Stille.
    Der letzte Satz hallte in meinen Gedanken nach. Ich musste gar nicht zustimmen? Das änderte ja auf einmal alles! Damit hatte ich ja die Wahl, mich entweder bei Marco unbeliebt zu machen oder es zu lassen ... Aber was viel wichtiger war, auf einmal hatte ich es in der Hand, was mit Marco passieren würde. Damit waren ja auf einmal all meine Probleme verschwunden!
    Von dieser neuen Eingebung total überwältigt, fühlte ich mich, als hätte ich gerade entdeckt, wie man den Weltfrieden herstellen kann. Das war doch eigentlich zu schön um wahr zu sein, dann brauchte ich ja nicht mal mehr darüber nachzudenken, ob ich lügen sollte. Durfte ich wirklich die Aussage verweigern? Mir brannte diese Frage auf den Nägeln, doch aus Angst und Respekt vor den ganzen wichtigen Persönlichkeiten hier behielt ich es lieber für mich.
    Unter den

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