Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelegenheitsverkehr

Gelegenheitsverkehr

Titel: Gelegenheitsverkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Sander
Vom Netzwerk:
betrachtete die sinkende Schaumkrone. »War eigentlich an den Vorwürfen etwas dran?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Schnellwuchs hat mich nur benutzt, um von seinen Machenschaften abzulenken. Deshalb hat mich Grafenstein auch unterstützt.«
    »Gregor Schnellwuchs. Dieser Drecksack«, sagte er. »Aber das habe ich nicht gemeint.« Poldi fixierte mich. »Die Brutalitätsvorwürfe. Manche sprechen sogar von Folter. Was ist da dran?«
    Ich wiegte den Kopf. »Unschuldige sind nicht zu Schaden gekommen.«
    »Und die Fälle hast du alle gelöst«, versuchte er mich in Beichtstimmung zu versetzen.
    »Ja.« Ich verspürte keinerlei Rechtfertigungsdrang. »Alle aufgeklärt.« Ich starrte zurück.
    Poldis Blick schaltete auf unendlich. Er nickte mehrmals, als hätte ich ihm eine drängende und komplizierte Frage beantwortet. Mit dem letzten Nicken hatte er die Antwort akzeptiert und entspannte sich wieder. »Okay.«
    Die Kellnerin stellte unsere Schinken-Käse-Toasts hin. »Was macht Grafenstein jetzt?«, fragte ich und öffnete die gläserne Ketchupflasche.
    »Ist im Ruhestand.«
    »Und wie geht’s dir? Chefinspektor Poldi?«
    »Gut.« Er nahm einen langen Schluck und lehnte sich zurück. »Zu wenig Zeit zum Trainieren, praktisch nie auf der Straße. Lauter sinnlose Managementaufgaben und politisch korrekt muss ich auch noch sein. Aber in Summe: gut. Ich bin jetzt nur noch der Inkompetenz der obersten Befehlskette ausgeliefert. Auf alles andere kann ich Einfluss nehmen.«
    »Freut mich. Und Susi?«
    Poldi lachte befreit. »Die Susi. Mit der ist es fantastisch wie immer. Sogar die Tanzerei macht mir Spaß. In nächster Zeit schaut’s allerdings finster aus. Ich habe alle Hände voll zu tun mit den Einbrüchen.«
    »Hab’s gelesen. Polizei machtlos.« Ich tunkte ein Stück Toast in den Ketchupsee auf meinem Teller. Den Zeitungen war noch kein knackiger Name für die Einbruchsserie eingefallen. Im Herbst hießen sie Dämmerungseinbrüche.
    »In jedem einzelnen Fall war genug zu holen«, sagte Poldi. »Als ob die genau wüssten, wo es sich lohnt und wie hoch das Risiko ist. Das ist gut organisiert, muss ich sagen. Und irgendwoher bekommen sie zuverlässige Informationen.«
    »Aber Superpoldi wird sie kriegen«, sagte ich.
    Poldi zog seine Mundwinkel nach unten. »Ja. Früher oder später krieg ich sie. Zwei Rumänen haben wir rein zufällig mit Einbruchswerkzeug und Diebesgut im Auto erwischt. Einem Beamten ist auf dem Heimweg vom Posten ein Kombi aufgefallen. In Rekordzeit ist ein Anwalt aufgetaucht. Mir sitzt der Oberst im Genick. Und der wird von den Politikern und den Medien drangsaliert.«
    »Kann ich dir bei was helfen?«, fragte ich und überlegte gleichzeitig, was ein abgehalfterter Expolizist schon tun könnte.
    »Ja, kannst du«, antwortete Poldi, offensichtlich erleichtert, dass ich gefragt hatte. »Aber nicht bei den Einbrüchen. Susiangelegenheit.«
    »Erzähl.« Mein zweiter Auftrag. Langsam würde ich mich nach einem Firmengebäude umsehen und Mitarbeiter einstellen müssen.
    »Vera Winkler«, sagte er. »Eine Freundin von Susi. Deine Bettina müsste sie eigentlich auch kennen, die haben zusammen studiert. Zumindest bis Vera schwanger wurde.« Er brach ein Stück vom knusprigen Käse ab. »Die wird von ihrem Ex terrorisiert. Als sie erkannt hat, dass er ein Arschloch ist, hat sie sich von ihm getrennt. Dafür kassierte sie ein blaues Auge und ein gebrochenes Handgelenk. Er ruft sie immer wieder an und bedroht sie. Hat ihr die Reifen zerstochen. Sie war schon zweimal auf der Polizeiinspektion. Aber ohne Beweise oder Zeugen  … « Poldi hob die Hände und seufzte. »Nach einer Woche ohne Zwischenfälle hat sie gedacht, es ist überstanden. Wie sie am Morgen zur Arbeit will, ist jede Scheibe im Auto hin. Die vier neuen Reifen sowieso. Auf dem Fahrersitz liegt eine Schachtel mit den Einzelteilen ihrer Katze. Ihr Sohn ist zwölf, der traut sich nicht mehr von der Schule nach Hause.«
    »Glückliches Händchen bei der Partnerwahl«, sagte ich.
    Poldi zuckte mit den Schultern und verdrehte die Augen. »Wir haben uns den Typ angesehen, ihn öfter kontrolliert. Aber der lacht nur. Wir sollen mit der Polizeiwillkür aufhören. Das ist vielleicht ein Herzchen. Hat Zeit in Stein und Suben verbracht. Vergewaltigung, Körperverletzung, räuberische Erpressung. Such dir was aus. Ich schicke zusätzliche Streifen vorbei. Aber ewig geht das nicht. Und die nächste Stufe  … «
    Ich wusste, wie so etwas weiterging. Er

Weitere Kostenlose Bücher