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Gelegenheitsverkehr

Gelegenheitsverkehr

Titel: Gelegenheitsverkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Sander
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würde sie an geeigneter Stelle abpassen oder in ihre Wohnung eindringen und beim blauen Auge würde es nicht bleiben. »Besser es kümmert sich jemand um die nächste Stufe.«
    Poldi nahm ein sauber gefaltetes Blatt Papier aus der Jacketttasche und legte es in die Tischmitte.
    Ich verstand. »Besser, ich kümmere mich drum?«
    Poldi nickte gequält. »Das ist für mich unerträglich, dass so ein Scheißhaufen frei rumläuft, das kannst du dir nicht vorstellen. Ich würde das selber erledigen, aber wenn du das machen könntest, wär ich morgen auch noch Chefinspektor.«
    Und wegen der vielen Brutalitätsvorwürfe dachte er wohl, das macht mir der Kant eh gern, sinnierte ich, nahm das Poldipapier an mich und legte meinen Notizzettel dafür hin. Wie du mir, so ich dir.
    Er starrte darauf, machte aber keine Anstalten, danach zu greifen.
    »Okay«, sagte ich. »Damit du dich besser fühlst: Ich brauche auch etwas von dir.« Ich erzählte ihm eine Kurzfassung von Almuth Amras’ Auftrag und der Observation. »Am meisten interessiert mich der Audi, der mir entwischt ist.«
    Poldi studierte meine Kennzeichenliste mit unglücklichem Gesichtsausdruck. »Jetzt bist du also Privatdetektiv?« Er sah künftige Informationsbedürfnisse wie eine breite Wolkenfront auf den Polizeicomputer zuwandern.
    »Nur als Hobby vorerst.« Im selben Moment wurde mir klar, dass ich mich in dieser Rolle wohl fühlte. Als hätte ein unerwarteter Windstoß den Schleier der Zukunft zur Seite geblasen und das Dahinterliegende einem kurzen Blick preisgegeben. »Worauf spricht er denn an, der Exfreund?«, sagte ich.
    »Meinst du, wo er angreifbar ist?«
    Ich nickte. »Hat keinen Sinn, ihn zu bedrohen, wenn er sich vor nichts fürchtet.«
    »Weiß ich nicht. Ich ruf dich an.« Poldi senkte seinen Blick auf die Toastreste. »Du, wir haben aber jetzt keinen Privatgeheimdienst gegründet.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Todesschwadron auch nicht.«
    Wir stießen an und tranken darauf.

    *

    Nachdem ich Poldi zurückgebracht hatte, war ich ein paar Straßen weitergefahren, um den Computerausdruck in sicherer Entfernung zu studieren.
    Ein Mann mit zusammengepressten Lippen starrte mir daraus entgegen. Front und Profil von Georg Smirnik. Dunkles, gewelltes, halblanges Haar, große, etwas zugekniffene Augen, markante Nase.
    Frauen würden ihn als gut aussehend beschreiben. Diesbezüglich gab ich mich keinen Illusionen hin. Bettina überraschte mich immer wieder mit wohlwollenden Bemerkungen über Filmschauspieler, die ich bereits als krötenhaft abgestempelt hatte.
    Ich überflog die Informationen. Personenbeschreibung, Auskunft der Zulassungsstelle, eine Liste seiner Vorstrafen. Smirnik wohnte in Linz und arbeitete als Fahrer bei einer Reinigungsfirma.
    Ich sah auf die Uhrenanzeige. Knapp vier. Vielleicht arbeitete Smirnik noch. Ich würde ein wenig Aufklärung betreiben und mich bei seinem Arbeitgeber umsehen. Bis Poldis Auskünfte eintrafen, stagnierte mein Fall ohnehin. Auf Knopfdruck begann der Motor zu grollen und erschreckte einen Kurzparkzonensheriff, der mit müden Blicken die Autos kontrollierte.
    Hinter einem großen Spar-Markt in der Nähe von SauberKraft parkte ich den Mercedes und zog mich darin um. Ich schlenderte an einer Gießerei, einem Reifenlager und an Stapeln schwarzer Schlauchrollen hinter einem hohen Zaun vorbei. Es roch nach Teer und Trennscheibenstahlspänen. Trotz Parkplätzen auf beiden Seiten war die Straße breit genug, dass zwei Sattelschlepper bequem aneinander vorbeikonnten.
    Ich trug billige Laufschuhe made in China, von fleißigen Kinderhänden genähte schwarze Jeans und einen schwarzen Kapuzensweater in XXL mit geräumigen Seitentaschen. Sonnenbrillen aus dem gleichen Laden wie die Schuhe vervollständigten mein Satanistenoutfit.
    Ein weißer Kleinbus fuhr heran und hielt vor dem Eingang von SauberKraft. Frauen in blauen Kitteln und Kopftüchern stiegen aus und holten Eimer und Besen aus dem Laderaum. Der Fahrer, ein muskulöses Kerlchen in Hemdsärmeln und engen Jeans, ging zum Heck. Zwei Hemdknöpfe waren offen. Ein beginnender Bauchansatz hing über den Gürtel.
    Smirnik. Recht groß war er nicht.
    Eine der Damen ließ vor Schreck einen Schrubberstiel fallen, als er die Hecktür zuknallte und sie knapp verfehlte.
    Mittlerweile lehnte ich rauchend an der Mauer von Galvano Gumpinger und sah dem Treiben auf der anderen Straßenseite zu. Hilfsarbeiter macht Pause. Ich sog ohne zu inhalieren an meiner Tarnzigarette. Bettina

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