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Gelegenheitsverkehr

Gelegenheitsverkehr

Titel: Gelegenheitsverkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Sander
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aushielt.
    »Der ist ein Treffer. Bist du noch da?«
    »Bitte Poldi, jetzt sag schon, sonst wird mein Akku leer.«
    »Ungeduld ist aber keine Tugend.«
    »Leute auf die Folter spannen auch nicht.«
    »Der Audifahrer ist ein alter Bekannter. Kevin Bloderer. Hat wegen Körperverletzung in Stein gesessen. Dort sind ihm zwei Mithäftlinge praktisch unter der Hand zerbrochen. Hat sich auf Notwehr ausgeredet, weil sie auf seinen knackigen Hintern scharf gewesen sein sollen. Seit einem Jahr ist er auf Bewährung draußen, weil ’s seine erste Strafe war. Hat einen Computerkurs gemacht. Wegen der Sozialprognose.« Poldi lachte. »Fast so wie du. Jetzt arbeitet er von acht bis zwölf, der Brave.«
    »Wie kann sich der einen neuen A5 leisten?«, sagte ich. »Der Kevin?«
    »A5 Sportback«, korrigierte Poldi. »Ja, das wirst vermutlich du mir sagen. Der ist zwar auf Zack, also nicht dumm oder so, aber nur ein kleines Licht.«
    »Vielleicht ist dem der Richter Franz auch unter der Hand zerbrochen?«, sagte ich.
    »Den Bericht von der Polizeiinspektion hab ich gerade gelesen. Die Beamten haben nichts festgestellt, was auf ein Verbrechen hingewiesen hätte. Keine Kampfspuren, keine Werkzeugspuren oder Kratzer an der Tür. Laut Nachbarn hat auch nichts gefehlt. Die Tür war halt unversperrt, aber vielleicht hat der Richter auch nur vergessen abzuschließen. Der war ja Alkoholiker.«
    »Laut Gemeindearzt ist er aber schon ein paar Jahre trocken gewesen«, sagte ich.
    »Jedenfalls lag nichts vor, was eine weitere Untersuchung gerechtfertigt hätte«, sagte Poldi.
    »Gib mir die Adresse.« Ich notierte Bloderers Daten. »Und was ist mit dem Exfreund?«, sagte ich.
    »Ja, der Smirnik«, sagte Poldi. »Richtig. Ich sag dir gleich, viel ist es nicht. Der hat im Gefängnis immer wieder Zigaretten und Kaffee gestohlen. Sehr geschickt, jedenfalls so lange, bis ihn einer der Fazis im Zellenhaus einmal ertappt hat. Daraufhin haben ihn die Geschädigten schwer verdroschen und sind schnell draufgekommen, dass er recht wehleidig ist und gleich winselt.«
    Ich schenkte mir Kaffee ein.
    »Ab da war ’s natürlich noch viel schöner«, fuhr Poldi fort. »Seitdem war er dann halt mehr der Gemeinschaftssklave und hat noch ein paar Abreibungen bekommen. Damit er im Training bleibt, haben seine Mithäftlinge gesagt. Abgehärtet ist er dadurch nicht geworden.«
    Ich löffelte Zucker in die Tasse und rührte um.
    »Eitel ist er auch. Denen im Krankenrevier ist er unendlich auf die Nerven gegangen. Ob das gebrochene Näschen wieder so gerade wird wie vorher und ob man auch wirklich nichts bemerkt. Trinkst du gerade Kaffee?«
    »Mhm«, sagte ich und kostete. Nicht schlecht.
    »Er wäre gern der superharte knastgestählte Typ. Am liebsten Fremdenlegionär. Vor allem natürlich Frauen gegenüber. Zum Beeindrucken. Aber tatsächlich ist er ein wehleidiges, gemeines Arschloch«, sagte Poldi.
    Susi musste ihm ordentlich eingeheizt haben, dass er so in Stimmung war. Aber Bettina würde mir in diesem Fall auch einheizen.
    »Und brutal und hinterlistig. Auch vor allem Frauen gegenüber.«
    »Eitel. Wehleidig. Super. Alles klar. Danke Poldi.« Ich legte auf.
    Naja. Worauf hatte ich gehofft? Dass er Angst vor Spinnen hatte und ich ihn mit einem Weberknecht schrecken könnte? Ich machte mir keine Illusionen. Smirnik Angst einzujagen, war ein sehr flüchtiges Mittel. Um die Bedrohung dauerhaft abzuwenden, müsste man ihn wegsperren oder töten. Ich würde tun, was ich konnte.
    Aber erst Bloderer.

    *

    Ich stellte mein Telefon auf »Eigene Nummer nicht senden« und rief Bloderers Arbeitgeber an.
    »Kleber AG, guten Tag«, meldete sich eine gehetzt klingende Frauenstimme.
    »Herrn Bloderer, bitte.«
    »Einen Moment.«
    Ich wartete und sah durchs Autofenster den flauschigen Wolken zu, die sich vom Wind schubsen ließen.
    »Bloderer, hallo?«, hörte ich. Schnell und sehr ungeduldig.
    Ausgezeichnet. Von dort würde er mindestens eine dreiviertel Stunde bis nach Hause brauchen. Freie Bahn für Kant.
    »Spreche ich mit Herrn Röderer?«
    »Nein, Bloderer«, informierte er mich missgelaunt.
    »Entschuldigen Sie, bitte.«
    Ich legte wieder auf, zog einen mitgebrachten blauen Arbeitsmantel mit der Aufschrift »Linz AG Strom« an und hängte eine Werkzeugtasche über meine Schulter. Der frische Wind und die 12 Grad Außentemperatur rechtfertigten meine Haube. Den Mietwagen hatte ich in sicherer Entfernung auf einem Bewohnerparkplatz geparkt.
    Der Stadtteil Bindermichl war

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