Gelegenheitsverkehr
vorbei. Ich zog mich an und machte mich auf den Weg.
Während ich über die Autobahn brauste, genoss ich die angenehme Sonnenwärme. Das Radio spielte Lounge Musik. Qualmende Dieselauspuffwolken eines vor mir fahrenden Sattelschleppers überwältigten den Innenraumfilter. Auf dem verbeulten Auflieger stand »Super Cesi Blesk«. Mühelos überholte ich, als mich plötzlich ein Gedanke durchzuckte.
Wie transportierten die die Beute eigentlich ab? Von Poldi wusste ich, dass auch Baustellen abgegrast worden waren. Maschinen und Werkzeuge, Kreissägen und dergleichen. So etwas passte nicht in einen PKW.
Im letzten Moment riss ich den Wagen auf die Abfahrt Hafenstraße. Der Lastwagen donnerte mit erbostem Nebelhorntuten an mir vorbei. Ich parkte hinter dem Lagerhaus, das mir als Beobachtungsposten gedient hatte, folgte einer hohen Mauer und gelangte zu einem verbeulten Stahltor. Graue Farbe blätterte davon ab. In der Mitte wurden die beiden Flügel von einer dicken Kette und einem gewaltigen Vorhängeschloss zusammengehalten. Breit genug für einen Sattelschlepper. Es stank nach Pisse. Ich sah durch den Spalt in der Mitte. Der blaue »Cho Ho Shipping«-Frachtcontainer stand noch da. Was würde wohl drin sein? Eine Sirene ertönte. Mittagspause in der Schiffswerft. Ich hastete zurück zum Auto, um meine Klientin nicht unnötig zu verärgern.
Almuth Amras kam mir aus der Richtung des Doms entgegen. »Ich habe eine Kerze für meinen Vater angezündet.« Sie blieb gedankenverloren stehen und musterte mich. Sie schürzte die Lippen, zog eine Augenbraue hoch und legte den Kopf schief.
Für gut befunden worden, interpretierte ich. Zum Glück hatte ich mich für den hellbraunen Anzug entschieden.
Sie trug einen nachtblauen, golddurchwirkten Tweedrock, der knapp über die Knie reichte, ein dazu passendes Tweedjackett, schwarze Nylons und blau-goldene Pumps mit halbhohen Absätzen. Ihr Goldschmuck war schlicht, aber erlesen. Kleine Ohrringe, ein Gliederarmband und ein dicker Ring.
Ohne darauf zu sehen, rückte sie eine diamantenbesetzte Uhr zurecht und sagte: »Sie sind pünktlich. Gut.«
Ich gab ihr die Hand. Ich hätte ruhig einen Rolls mieten können, statt des billigen Mercedes.
Im Restaurant roch es dezent nach Holz und Vanille. Almuths teures Parfum kam zur Geltung. Ich folgte ihr über eine schmale Treppe auf eine Galerie. Sie glitt nach oben wie ein Pantherweibchen, während ich versuchte, ihre Kehrseite nicht allzu sehr anzustarren. Wie oft sie wohl Pilates machte? Die Unterseiten ihrer Schuhe waren blütenweiß, als wäre sie nur auf Perserteppichen unterwegs.
Wir setzten uns an einen Zweiertisch neben einer gläsernen Balustrade. Das Restaurant war zu einem Drittel voll. Der Abstand zu den anderen Tischen war groß genug für eine intime Unterhaltung. Wir konnten auf die Gäste im Erdgeschoss hinuntersehen. Leises Besteckklappern und Gläserklirren mischte sich in das Gemurmel.
Ein weiß livrierter Ober eilte herbei. Wir bestellten. Almuth öffnete die großen, edelsteinbesetzten Verschlüsse ihres Jacketts. Darunter war eine seidig schillernde Bluse. Ein seufzendes Rascheln ertönte, als sie sich auf dem lederbezogenen Sessel zurechtsetzte und ihren Rock glatt strich.
Ich überlegte, dass ich keinerlei Hinweis auf einen Partner entdeckt hatte und sah durch die großen Glasfronten auf den Vorplatz. Wuchtig und übermächtig drohte der nahe Dom mit holiness attack. Kant, bleibe keusch, drei Frauen sind genug.
»Haben Sie etwas herausgefunden?«, fragte sie.
»Ja. Einige interessante Dinge, aber noch nichts Endgültiges. Ich möchte Ihnen einen Zwischenbericht geben.«
Sie machte ein saures Gesicht, als wolle sie lieber doch keine interessanten Dinge über ihren Vater erfahren und breitete die dicke Stoffserviette über ihre Knie. »Dann schlage ich vor, wir essen erst und Sie setzen mich danach ins Bild«, sagte sie.
Ich nickte. Wir aßen. Almuth Amras’ Fisch duftete. Mein kleines Steak war zart und exzellent. Ich nahm mir vor, hier einmal mit Bettina essen zu gehen. »Tolles Restaurant«, sagte ich anerkennend.
Sie tupfte ihre Lippen ab, machte eine abwesende Handbewegung und nippte am Weißwein. Mindeststandard. Dann lehnte sie sich erwartungsvoll zurück.
Ich gab ihr eine Zusammenfassung meiner Erkenntnisse. Beginnend mit dem Anruf in meiner Wohnung, über Richters Wettcafébesuche, dem Zusammenhang zwischen Mihaela und Bloderer und schließlich den Informanten Kasberger und Toni. Die Namen nannte
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