Gelegenheitsverkehr
das Konto von Bloderers Informationsempfängern ging. Die Täter waren noch nicht gefasst worden, was auf eine gute Organisation schließen ließ. Die anderen Personen auf der Liste waren wahrscheinlich auch Informanten.
Richter. Hatte ihn Bloderer ermordet? Warum? Streit ums Geld wäre der Klassiker. Ich malte Rauch über den Schornstein und dachte nach.
Zu guter Organisation gehört entsprechende Aufklärung. Nicht nur über gute Gelegenheiten, sondern auch über Fluchtrouten und Polizeiaktivitäten. Ich kritzelte noch mehr Kugelschreiberrauch dazu.
Ich könnte mir Bloderer schnappen und ihn zum Reden bringen. Aber der war gefängnisgeschult, würde verschlossen sein wie eine Auster und womöglich noch seine Komplizen warnen. Außerdem funktionierte so was nur im Fernsehen. Ich schob die Tasse mit dem erkalteten Kaffee beiseite und schaltete den Computer ein. Vielleicht sprach ja sein Notebook bereits mit mir.
Von einem Zettel aus meiner Brieftasche tippte ich die Zahlenfolge einer Internet-Adresse ein. Ich hatte keine Ahnung, wo der Server für diese Webseite stand. Konnte in Österreich sein, genauso gut aber auch in China. Mit einem ploppenden Triumphgeräusch erschien ein kleines Fenster. Enter ID and Password. Kein Willkommensgruß. Sehr barsch. Ich gab die Daten ein. Daraufhin wurde eine Liste von Ordnern angezeigt, so, als wären sie auf meiner Festplatte. Alle waren leer. Entweder hatte Bloderer seit meinem Besuch noch nichts am Computer gemacht oder der Trojaner funktionierte nicht. Konnte gut sein. Ein Kollege von der Sondereinheit Observation hatte mir den USB-Stick bei einer Kaffeepause während einer Tagung zugesteckt. Die Polizei hatte so etwas offiziell gar nicht. Das war jetzt fast zwei Jahre her. Seitdem hatte sich viel getan. Vielleicht war das Programm vom Virenscanner entdeckt worden. Aber wenn ich die Ordner sehen konnte, hieß das, dass der Server noch aktiv war. Ich würde morgen wieder nachsehen.
Ich lehnte mich zurück. Alles ging viel zu langsam voran. War ich eingerostet? Gehörte ich zum alten Eisen?
Mein Handy zirpte. »Ihr Auto wär fertig«, brüllte mir Krugluger ins Ohr. Ich bedankte mich und teilte ihm mit, dass ich es erst nächste Woche holen würde. Ich wollte noch ein bisschen Panzer fahren. Das erinnerte mich daran, dass bereits Donnerstag war. Eine gute Woche war vergangen, seitdem mich Almuth Amras mit den Nachforschungen beauftragt hatte. Sie verdiente ein Zwischenupdate. Noch dazu, wo sie mich so brav in Ruhe gelassen hatte und nicht jeden Tag fragte, was es Neues gäbe. Ich rief sie an und vereinbarte ein Treffen in einem Restaurant in Linz.
Bis dahin blieb noch etwas Zeit. Ich könnte noch mit einem der anderen Informanten sprechen, überlegte ich. Damit sich meine Theorie nicht nur auf Kasbergers Gerede stützte.
Eine nach der anderen wählte ich die Handynummern von Bloderers Gehaltsliste. Zweimal meldete sich sofort die Voicemailbox. Einmal ging nach längerem Läuten ebenfalls die Mailbox dran. Der Vierte legte wortlos auf, als er meine Stimme hörte.
Nur Toni war vertrauensselig.
»Ja? Was ist?« Er sprach langsam und abwartend.
»Hallo Toni. Einen schönen Gruß vom Gruber Ernst.« sagte ich. »Der Ernst hat gemeint, Sie können mir helfen. Ich suche einen VW Phaeton.«
»Warum ruft er nicht selber an? Was ist mit ihm?«, fragte er. Sein Tonfall sagte, dass er misstrauisch und auf der Hut war.
»Der hat einen Termin nach dem anderen in der Firma. Und gestern Abend war es schon so spät, da wollte er nicht mehr anrufen.«
»Aha«, sagte er gedehnt. »Da bin ich aber der Falsche. Hier gibt ’s nur einen Fiat-Händler und das Lagerhaus. Muss er sich vertan haben, der Ernst.« Etwas tuckerte laut im Hintergrund.
Mist, offenbar ländliche Gegend. »Ich meinte, ob so ein Auto vielleicht bei jemand steht, der es nicht braucht«, pokerte ich.
Toni wurde ein wenig wärmer. »Bei uns sicher nicht. Einen fast neuen Steyr Traktor wüsste ich. Aber seit die zwei Ivecos von der Tunnelbaustelle verschwunden sind, passt jeder auf. Nicht einmal Diesel abzapfen kann man im Moment. Eine Weile wird hier Ruhe sein müssen. Leider.« Er machte ein paar Sekunden Pause.
Dachte er nach?
»Und Sie haben meine Nummer wirklich vom Ernst?«
»Gestern im Fitnesscenter hat er sie mir gegeben«, sagte ich. »Danke für die Auskunft.« Ich legte auf. Meine Bestätigung hatte ich. Die restlichen Kundschafter auszuforschen, war mehr was für Poldi. Ich sah auf die Uhr. Schon elf
Weitere Kostenlose Bücher