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Gelegenheitsverkehr

Gelegenheitsverkehr

Titel: Gelegenheitsverkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Sander
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zunehmend öfter zu Poldi um und riskierten verstohlene Blicke. Schweißgeruch mischte sich in die verschiedenen wirkungslosen Herrendüfte. Jemand öffnete ein Fenster, das vom starken Wind ganz aufgedrückt wurde. Verkehrslärm brandete herein. Ein paar Zettel wurden auf den Boden geweht. Er erntete vorwurfsvolle Blicke und schloss das Fenster wieder.
    »Kant?«, sagte Poldi um fünf.
    »Hm?« Ich rollte ein Schokoriegelpapier zusammen und sah zu, wie es sich auf dem Tisch wieder entfaltete.
    »Kannst noch wen brauchen in deiner Detektei?«
    »Ich habe gar keine Detektei«, sagte ich. »Ich arbeite schwarz. Aber Kaffee könntest kochen bei mir.« Ich biss von einem trockenen Sandwich ab und hielt meine leere Tasse hoch. »Auch schwarz«, sagte ich mit vollem Mund.
    Poldi seufzte und nickte langsam, als habe er gerade den Sinn des Lebens erfahren.
    Die Männer aßen Schokolade und Bananen, standen öfter auf und streckten sich und führten halblaute Gespräche miteinander. Ab und zu öffnete jemand eine Plastikwasserflasche und es zischte kurz. Einer war kurz draußen gewesen und roch jetzt nach Zigarettenrauch. Poldi öffnete und schloss die Fäuste. Seine Brustmuskeln zuckten unterm Uniformhemd. Jeden Moment würde er platzen vor Kraft und Ungeduld.
    Einer der Schildchenträger hob die Hand. »Funküberwachung meldet kurze Sprüche in Gallneukirchen, Ottensheim, Leonding und Freistadt«, rief er Poldi zu. »Alle in den letzten paar Minuten und wahrscheinlich verschlüsselt. Jeweils mehrere Quellen.«
    »Bussard soll starten«, fuhr es aus Poldi wie Dampf aus einem Schnellkochtopf. Er sah auf die Uhr. »Okay, Herrschaften.« verkündete er und setzte sein Headset auf.
    Ich nahm auch eines, um im Bilde zu bleiben.
    »Funkverkehr wird häufiger. Jetzt auch in Rohrbach, Wels und Eferding«, hörte ich jemand sagen.
    Poldi bog sein Mikrofon zurecht und sagte: »Hier ist Linz Elster. Hier ist Linz Elster. An alle Kräfte. Einsatz beginnt.«
    Als hätte eine Schulstunde begonnen, setzten sich alle aufrecht hin und rückten ihre Sachen zurecht.
    »Da machen die Postler einmal etwas Nützlicheres, als immer nur CB-Funker zu terrorisieren«, sagte Poldi zufrieden.
    Seit heute Vormittag war der gesamte Fuhrpark der Funküberwachungsstellen Linz und Salzburg im Einsatz. Kombis mit überdimensionierten Skiboxen auf dem Dach und anonyme weiße VW-Busse mit Masten und Peilantennen parkten an günstigen Standorten. Kastenwagen mit Blaulicht, auf denen »Funkmesswagen« stand und große Iveco LKWs hatten sich abgeschiedene Plätzchen gesucht. Vom Hauptquartier am Freinberg aus bedienten Techniker fest installierte Peileinrichtungen.
    Nach einer Weile sagte Poldi: »Zehn Minuten. Wie ist der Status?« Er lauschte und starrte auf die Lagekarte. »Das heißt, wir haben vier saubere Bezirke«, murmelte er. Er drückte eine Taste und sagte: »Die Kräfte von Vöcklabruck, Kirchdorf, Gmunden und Steyr auf die ersten Alternativpositionen nachführen.«
    Poldi hatte seine Armee so dünn gestreut, wie er es verantworten konnte. Weil wir nicht davon ausgingen, dass überall Einbrüche stattfinden würden, hatte er für jede Einheit Alternativpositionen festgelegt. Das Kriterium waren die Gespräche der Kundschafter. Wenn an einem Ort Funkverkehr auftrat, der über das normale Maß reichte oder sonst wie hervorstach, gingen wir davon aus, dass das die Scouts waren und dort Einbrüche unmittelbar bevorstanden. Wenn eine Gegend aber ruhig blieb, würde Poldi die Einheiten von dort abziehen und damit die anderen verstärken. Die Funküberwachung konnte uns sagen, wie viele unterwegs waren und wie intensiv sie kommunizierten und vor allem, wo sie sich befanden. Ob verschlüsselt oder nicht, war zum Anpeilen egal.
    Nacheinander wurden Positionsmeldungen durchgesagt und an die Teams weitergegeben.
    »Bussard meldet zwei Fahrzeuge mit weit überhöhter Geschwindigkeit. Erstes Fahrzeug durch den Haselgraben auf der B126 nach Norden. Zweites Fahrzeug auf der A7 Fahrtrichtung Freistadt.«
    »Wissen wir was von gestohlenen Autos?«, fragte Poldi.
    Ein Beamter auf dessen Schild E8 stand, schaute auf einen Bildschirm und schüttelte den Kopf. »Negativ. Moment.« Er griff an seinen Kopfhörer und drückte ihn fester ans Ohr. »Leonding meldet Einbruchsalarm bei AVEG.«
    Ein Autohändler. VW, Audi und Porsche.
    »Kurierfahrer. Nach Tschechien. Wahrscheinlich Weigetschlag und Wullowitz«, sagte Poldi. »Warnen Sie Grenze vor und sagen Sie den tschechischen

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