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Gelegenheitsverkehr

Gelegenheitsverkehr

Titel: Gelegenheitsverkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Sander
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Tschechien und Deutschland müssen besetzt werden. Alle Polizeiinspektionen in den Bezirken werden vollständig bemannt. Da werden s’ eine Freude haben, die Herren. Bei den Zielobjekten postieren wir Zivilfahrzeuge zum Observieren. An zentralen Stellen warten getarnte Reservekräfte.«
    Poldi blieb vor der Karte stehen, die Hände in den Hosentaschen. »Dünn. Viel zu dünn«, sagte er. »Das geht sich hinten und vorn nicht aus. Wir brauchen zusätzliche Beamte. Die Salzburger und die Niederösterreicher müssen uns aushelfen. Vielleicht auch die Wiener. Sogar dann schaut’s noch dürftig aus. Für Zugriffe brauche ich außerdem die Cobraburschen. Und Hubschrauber sowieso.« Poldi verstummte und sah aus dem Fenster.
    Einsatzlogistische Probleme mussten wie Querschläger in seinem Kopf herumschwirren. Ich trank das Glas leer und sah ihm eine Weile zu. Dann sagte ich: »Naja. Horch, Poldi.«
    »Was?« Er drehte sich um.
    »Ich glaube, die setzen Kundschafter ein, die auf Polizeiaktivitäten aufpassen. Die geben den Einbrecherteams wahrscheinlich grünes Licht oder warnen sie vor uns.«
    Oha, ich zählte mich ja doch noch zur Polizei.
    Ich erzählte ihm von den beiden Antennenautos und meiner Vermutung, dass sie die Streifenwagen beobachteten.
    »Wann hast du die gesehen?«, fragte er.
    Ich sagte es ihm.
    Poldi sah im Computer nach. »Kommt hin«, sagte er. »Stimmt mit den Anzeigen überein.«
    »Wahrscheinlich hören die auch den Polizeifunk ab«, sagte ich.
    »Oder sie reden per Funk miteinander«, sagte Poldi. »Von denen, die wir erwischt haben, hat nie jemand ein Handy dabeigehabt. Damit wir kein Bewegungsprofil anhand der Zelleninfo erstellen können. Aber weil sie ihre Teams koordinieren müssen  … «
    » …  haben sie Funkverkehr«, ergänzte ich. »Darum täte ich die Funküberwachung miteinbeziehen.« Ich erläuterte ihm meine Vorstellungen.
    »Gute Idee«, sagte Poldi. »Übrigens, Kant. Hast du eine Ahnung, was mit mir los ist, wenn das in die Hosen geht?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »War’s eine gute Übung«, sagte ich und grinste.
    »Das wird die Mutter aller Operationen«, sagte Poldi. Er schnaufte fast dabei. »Und keine Übung.«
    »Apropos«, sagte ich. »Ich muss mit Bloderer reden. Dir zuliebe werde ich damit bis Montagabend warten, damit niemand gewarnt wird. Aber dann habe ich freie Bahn. Deal?«
    »Du bist aber ein Zivilist«, sagte Poldi.
    »Und du hast am Montag eh gar kein Personal mehr, das das machen könnte«, sagte ich.
    Als Poldi zu einer Antwort ansetzte, klingelte das Telefon. Er hob ab. »Grüß dich, Karl. Mhm.« Poldi sah mich ernst an. »Du, der sitzt gerade bei mir. Ja, wir kooperieren informell. Danke, Karl. Hast was gut bei uns. Ja, ich sag’s ihm.« Er legte wieder auf.
    »Hat es gestern jemand eilig gehabt?«, fragte er mich gedehnt. »Jetzt rate einmal, welcher Name den Erhebungsleuten genannt worden ist.«
    »Darauf wollte ich schon zu sprechen kommen«, sagte ich und erzählte ihm von Elisabeths Hilferuf. »Kannst du mir das richten?«
    »Missbrauch von Notzeichen und viermal Radar«, sagte er. »Die Anzeigen wegen Nötigung und Gefährdung noch gar nicht mitgerechnet.«
    »Was sollte ich machen, es klang so echt«, sagte ich.
    Er winkte ab. »Ist bereits erledigt. Einen schönen Gruß vom Nowak soll ich dir sagen.«
    Oberstleutnant Karl Nowak, Leiter der Verkehrsabteilung und eines der Models für den Pseudokrebshilfekalender. »Danke Poldi. Übrigens, falls euch die Bettina fragt  … « Ich beichtete ihm meine Notlüge.
    »Noch eine?«, sagte er und schob die Unterlippe vor. »Deinen Testosteronspiegel möchte ich haben. Du bist ein Gfrast, Kant.« Er ging zur Tür. »Schau, dass du niemand umbringst. Ich werde jetzt dem Chef das Wochenende verderben.«

10
    Ich verzichtete auf den Lift und nahm zwei Stufen auf einmal, bis ich vor dem Lagezentrum stand. Heute hatte ich lange geschlafen und fühlte mich fit und ausgeruht. Am Samstag hatte ich Bettina meine detektivischen Aktivitäten haarklein erklärt. Ein Vorhangeinkaufsbummel hatte sie besänftigt und die Wogen einigermaßen geglättet. Sie hatte angekündigt, ihre Bekanntschaft mit Vera Winkler aufwärmen zu wollen. Trotz schwerer Bedenken ihrer Mutter hatte Bettina ihre Sachen geholt und das verregnete Wochenende bei mir verbracht. Ihr Wiener Domizil schien sie kaum mehr zu bewohnen.
    Die Tür fiel hinter mir zu. Leuchtstoffröhren an der hohen Decke fluteten den Raum mit grellem Licht. Die Vorhänge

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