Geliebt
Frieden erfüllt. Der Innenraum war anheimelnd und elegant, die Kirchenbänke waren jeweils in einzelne Bereiche für Familien unterteilt und mit rotem Samt bezogen. Alles war sehr gut in Schuss, und sie fühlte sich, als wäre sie in einem anderen Jahrhundert gelandet.
Caleb trat neben sie, und gemeinsam sahen sie sich um. In der Luft lag eine ganz besondere Stille.
»Es ist hier«, sagte er. »Ich kann es fühlen.«
Und zum ersten Mal konnte auch Caitlin es spüren.
Nach und nach hatte sich ihre Wahrnehmung geschärft, und jetzt spürte sie deutlich die Anwesenheit des Schwertes. Sie war wie elektrisiert. Dabei wusste sie gar nicht, was sie aufregender fand: die Tatsache, dass das Schwert hier war, oder dass sie es jetzt auch spüren konnte.
Caitlin setzte Rose ab, schritt langsam den mit einem Teppich ausgelegten Mittelgang entlang und versuchte, mithilfe ihrer geschärften Sinne herauszufinden, wo das Schwert sein könnte. Ihr Blick blieb an der Kanzel am anderen Ende der Kapelle hängen.
Eine hübsche kleine Wendeltreppe führte zur Kanzel hinauf. Sie sah aus, als wäre von dort aus schon seit Jahrhunderten gepredigt worden. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich zu diesem Ort hingezogen.
»Ich spüre es auch«, sagte Caleb.
Sofort blieb sie stehen und sah ihn an.
»Geh nur«, forderte er sie auf. »Steig hinauf. Schließlich ist es dein Schwert und deine Familie.«
Also ging sie weiter und stieg langsam die Wendeltreppe hinauf. Rose blieb am Fuße der Stufen sitzen. Leise winselnd blickte sie zu Caitlin hinauf und ließ sie nicht aus den Augen.
Endlich erreichte Caitlin die Kanzel, die gerade eben genug Platz für eine Person bot, und musterte die schönen Holzschnitzereien. Nirgends war ein Versteck zu erkennen, es gab nur ein Holzgeländer, das einen Halbkreis formte und ihr bis an die Brust reichte. Das Holz fühlte sich ganz glatt an, abgenutzt über die Jahrhunderte. Aber nirgendwo war ein Fach oder eine Schublade zu sehen.
Doch dann entdeckte sie etwas.
In dem Holz befand sich eine ganz schwache Einbuchtung, die überstrichen worden war. Sie hatte die Form eines winzigen Kreuzes – ungefähr so groß wie das Kreuz an ihrer Halskette.
Als sie an der Einbuchtung kratzte, blätterte ein wenig Farbe ab. Ein Schlüsselloch kam zum Vorschein.
Caitlin nahm ihre Halskette ab und schob das kleine Kreuz in das Schlüsselloch. Es passte tadellos.
Als sie es vorsichtig drehte, klickte es leise.
Dann zog sie daran, aber nichts tat sich. Als sie fester zog, hörte sie, wie noch mehr Farbe abplatzte. Die Scharniere waren komplett übermalt worden. Mit den Fingernägeln versuchte sie, die Farbe wegzukratzen. Dann schob sie die Finger in den schmalen Spalt, der sich nun zeigte, und zog kraftvoll. Inzwischen war der Umriss eines hohen, schmalen Fachs zu erkennen. Wieder zog sie.
Und jetzt öffnete sich das Fach.
Abgestandene Luft und eine Staubwolke quollen daraus hervor.
Als der Staub sich gelegt hatte, riss Caitlin erstaunt die Augen auf.
Da war es. Das Schwert.
Es war schlichtweg atemberaubend. Der Griff war vollständig mit Gold und Juwelen überzogen. Ohne das Schwert berührt zu haben, konnte sie bereits seine Macht spüren.
Vorsichtig griff sie in das Fach und berührte das Schwert voller Ehrfurcht.
Sanft legte sie eine Hand auf den Griff und die andere auf die Schwertscheide. Dann nahm sie es langsam aus dem Fach heraus und hielt es in die Höhe, damit Caleb es ebenfalls sehen konnte.
Sie konnte sehen, wie ihm vor Staunen die Kinnlade herunterklappte.
Nun zog sie das Schwert langsam aus der Scheide, und mit einem leisen Klirren kam die Klinge zum Vorschein. Sie bestand aus einem Metall, das sie nicht kannte, und schimmerte anders als alles, was sie je gesehen hatte.
Die Energie, die das Schwert ausstrahlte, war überwältigend – sie fühlte sich an wie Elektrizität und strömte durch Caitlins Hand und ihren Arm.
Sie hatte das Gefühl, dass sie mit diesem Schwert alles erreichen konnte.
***
Der BMW hielt mit kreischenden Bremsen vor der King’s Chapel. Blitzschnell sprang Samantha heraus und ließ den Wagen einfach mitten auf der Straße stehen. Verblüfft stieg Sam ebenfalls aus.
Andere Autofahrer hupten wie wild.
»He Lady, dort können Sie nicht parken!«, rief ein Polizist und lief auf sie zu.
Doch Samantha holte aus und schlug ihm mit der Faust auf die Nase. Noch bevor der Mann bewusstlos zu Boden sank, zog sie ihm flink die Pistole aus dem Halfter.
Schockiert und
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