Geliebt
sprachlos sah Sam zu.
»Heilige Scheiße …«, setzte er an.
Aber bevor er den Satz zu Ende bringen konnte, nahm sie ihn in einen Würgegriff und hob ihn hoch. Er wusste kaum, wie ihm geschah.
Dann zerrte sie ihn die Stufen zur King’s Chapel hinauf.
»Samantha!«, schrie er. »Was machst du …«
Mit dem Fuß trat Samantha das Kirchenportal auf und stürzte in die Kapelle.
» KEINE BEWEGUNG !«, rief sie schrill.
Im Mittelgang der Kapelle blieb Samantha stehen und hielt ihre Geisel mit der linken Hand fest, während sie mit der rechten die Pistole auf Sams Schläfe richtete.
Als Samantha aufsah, entdeckte sie dieses Mädchen – Caitlin – oben auf der Kanzel, mit dem Schwert in der Hand. Ihrem Schwert. Dem Schwert, das sie so dringend brauchte.
An der Seite der Kapelle stand dieser andere Vampir, der ihren Clan verraten hatte. Caleb.
Und direkt vor ihr im Gang sah sie einen kleinen, knurrenden Wolfswelpen.
»Lass das Schwert fallen!«, schrie Samantha, »oder ich bringe deinen Bruder um!«
Verzweifelt versuchte Sam, sich aus ihrem Griff zu winden, doch er war ihrer Kraft nicht gewachsen.
»Bitte«, flehte er, »tu das nicht. Warum machst du das?«
Samantha registrierte, dass Caitlin völlig verwirrt aussah und nicht wusste, was sie tun sollte. Immer wieder blickte sie zu Caleb hinüber, als wartete sie auf seinen Rat.
»Gib ihr das Schwert nicht«, sagte Caleb mit Nachdruck.
»Wenn du es nicht tust, wird dein Bruder sterben!«, kreischte Samantha. »Ich schwöre es!«
»Sam?«, rief Caitlin.
»Es tut mir so leid, Caity«, wimmerte Sam. »Bitte, gib ihr das Schwert. Lass nicht zu, dass sie mich umbringt.«
Angespanntes Schweigen senkte sich über die Kapelle, während Caitlin mit sich rang.
Rose fletschte die Zähne und schlich langsam auf Samantha zu.
»Okay!«, rief Caitlin schließlich. »Wenn ich dir das Schwert gebe, lässt du ihn dann auch ganz bestimmt gehen?«
»Ja. Wirf es jetzt herunter«, befahl Samantha.
Erneut zögerte Caitlin.
Dann warf sie das Schwert ganz plötzlich von der Kanzel.
Es landete mit einem lauten Klirren mitten im Gang auf dem Boden. Caitlin, Caleb und Samantha waren alle gleich weit von dem Schwert entfernt.
In diesem Augenblick rannte Rose los und stürzte sich auf Samantha.
Doch Samantha richtete die Pistole auf den kleinen Wolf und drückte ab.
Gleichzeitig flog krachend das Portal auf, und Kyle und Sergei stürmten herein.
Mit dieser unerwarteten Wendung hatte niemand der Anwesenden gerechnet. Sie machte das Chaos perfekt.
Kyle machte sich die allgemeine Verwirrung zunutze.
Bevor auch nur irgendjemand reagieren konnte, raste er den Gang entlang und schlug Sam und Samantha mit einem einzigen Schlag bewusstlos. Die Pistole schlitterte über den Boden.
Caleb zögerte keine Sekunde und stürmte auf das Schwert zu, das immer noch am Boden lag.
Doch Kyle hatte es ebenfalls entdeckt und schoss direkt hinter ihm her.
Bevor Caleb das Schwert erreichen konnte, sprang Kyle ihn von hinten an und warf ihn zu Boden.
Kyle landete auf Caleb, und die beiden begannen miteinander zu ringen. Sie waren einander kräftemäßig nahezu ebenbürtig.
Jetzt machte sich Sergei die Situation zunutze und schnappte sich das Schwert.
Anfangs war Caitlin zu schockiert gewesen, um zu reagieren, aber jetzt wurde sie aktiv. Sie musste Caleb helfen. Kyle schien allmählich die Oberhand zu gewinnen. Gerade versuchte er, Caleb mit den Daumen die Augen auszustechen.
Mit einem Satz sprang Caitlin von der Kanzel, flog durch die Luft und landete knapp fünf Meter tiefer auf dem Kirchenboden. Dann stürmte sie auf Kyle zu und trat ihn hart in die Rippen. Durch den Tritt wurde er gerade noch rechtzeitig von Caleb hinunterbefördert.
Doch plötzlich versank Caitlin ohne Vorwarnung in einer Welt des Schmerzes.
Sie schrie auf. Kaltes Metall drang in ihren Rücken ein und durchbohrte ihre Haut und ihre Eingeweide bis zu ihrem Magen. Genauso schnell wurde die Waffe wieder herausgezogen.
Als sie auf die Knie sank, spürte sie, wie das Blut in ihre Kehle stieg, ihren Mund und ihre Zähne erreichte und ihr dann das Kinn hinuntertropfte.
Schockiert und voller Qualen sah sie sich um und begriff, dass sie von hinten niedergestochen worden war. In den Rücken. Mit dem Schwert.
» NEIN !«, schluchzte Caleb entsetzt und eilte zu ihr.
Dabei war er so abgelenkt, dass er Sergei gar nicht wahrnahm, der mit dem blutigen Schwert neben Caitlin stand. Ganz offensichtlich war der Russe mit seinem Werk
Weitere Kostenlose Bücher