Geliebte Betrügerin
einfache Frau.
»Gut«, sagte er.
»Was?« Wovon hatten sie gerade gesprochen?
»Gut, dass Miss Setterington und Beth Sie aufgepäppelt haben.«
Seine Lippen formten die Worte so wunderbar präzise, und Pamela konnte sich nur noch zur Ordnung rufen, damit sie sich nicht wie eine Närrin benahm. »Lord Reynard und Beth warten auf uns.«
»Nein. Sie sind ins Haus gegangen.«
Wie konnte er das wissen? Er hatte die ganze Zeit über nur sie angesehen.
Zärtlich – so empfand sie es jedenfalls, aber wahrscheinlich war es bestenfalls höflich – drehte er sie zum Haus. »Ich möchte, dass Sie meine Leute kennen lernen.«
»Wie Sie wünschen.« Sie wäre mit allem einverstanden gewesen, was er wünschte. Dann bemerkte sie, dass er die Gruppe auf der Treppe meinte, vermutlich das Hauspersonal. Aber warum wollte er, dass sie das Personal kennen lernte?
Er legte ihre Hand auf seinen Arm und führte sie zum Treppenabsatz. »Zuerst möchte ich Ihnen den Butler vorstellen, Mr. Dawson.«
Der perfekt gekleidete, rundliche Butler verneigte sich.
»Mr. Dawson.« Pamela nickte.
»Meine Haushälterin, Mrs. Bell.«
Die dünne, hochaufgerichtete Haushälterin knickste.
Weshalb stellte Kerrich sie vor? »Mrs. Bell«, wiederholte Pamela.
»Die Chefköchin, Mrs. Smith.« Kerrich wies auf eine beschürzte Frau mit einem breiten Lächeln. Während sie die Treppe hinaufstiegen, stellte er ihr jeden Bediensteten einzeln vor. »Der erste Diener für das Parterre, Ralph. Das erste Dienstmädchen für das Parterre, Betty. Der erste Diener für die oberen Etagen, Roger. Das erste Dienstmädchen für die oberen Etagen, Joyce. Der Hilfskoch, Paul.«
Warum tat er das? »Mrs. Smith.« Pamela lächelte höflich und sprach Kerrich nach: »Ralph. Betty. Roger. Joyce. Peter.«
Kerrich verbesserte sie nachsichtig: »Paul. Der Hilfskoch heißt Paul.«
Dann begriff sie es endlich: Kerrich kannte sie alle!
Dieser desinteressierte, überhebliche, herrische Peer aus dem Oberhaus kannte jeden Einzelnen seiner Dienstboten mit Namen und wusste um jedermanns Aufgaben. Sie sah ihn mit großen Augen an.
»Ich habe die Namen auswendig gelernt, damit ich sie Ihnen vorstellen kann, wie es sich gehört.«
»Aha.« Pamela hatte sich ihren Besuch auf Brookford House unglaublich peinlich vorgestellt, mit einem Kerrich, der sie unterkühlt behandelte oder überhaupt keine Notiz von ihr nahm. jetzt stellte er ihr das Personal vor als wollte er … ihre Gedanken überschlugen sich. Das durfte sie nicht denken. Sie wagte es nicht. Stattdessen mühte sie sich, sich die Namen der Diener einzuprägen.
Am oberen Treppenabsatz hatte sie die Prüfung ohne weitere Patzer bestanden. Sie warf Kerrich einen Blick zu. Er lächelte halb und schien zufrieden zu sein.
Und aus irgendeinem Grund holte seine Selbstzufriedenheit sie wieder auf den Boden der Tatsachen. Sie deutete die lange Dienstbotenkette hinab, und fragte im schroffen Tonfall der ältlichen Miss Lockhart: »Wo ist Moulton, Mylord? Ist er in der Stadt geblieben?«
»Mr. Moulton hat mein äußerst großzügiges Angebot, mein Butler zu bleiben, ausgeschlagen. Er ist in seine Detektei zurückgekehrt.«
Pamela hatte Schwierigkeiten, die Nachricht zu verdauen.
»Und er hat mir seinerseits eine Stelle angeboten.« Kerrich lächelte freimütig. »Die ich selbstverständlich annehmen werde, falls meine Pläne sich nicht verwirklichen lassen. Was hilft es, abgesichert zu sein, wenn man nicht glücklich ist?«
Sie hielt die Frage für rhetorisch, aber er hielt inne, als erwartete er eine Antwort. »Ich fürchte, ich weiß es nicht«, antwortete sie ihm und sich selbst.
Welche Pläne?
»Genau«, stimmte er zu. »Sie müssen jetzt mit hereinkommen und mir sagen, wie Sie Brookford House finden.«
Zwei Diener waren aus der Reihe vorgetreten und hielten ihnen die polierten Türen auf. Kerrich führte sie in ein hoch aufragendes Foyer. Die Marmorsäulen lenkten den Blick zur blau bemalten Decke, die wie der Himmel mit Wolken und einer stilisierten Sonne dekoriert war.
»Das Haus war nicht von Anfang an in Famillenbesitz.« Kerrich hielt ihre Hand, während sie gingen und Pamela den Blick zur Decke wandte. »Brookford wurde 1790 errichtet. Als ich nach einem Landsitz suchte, habe ich es entdeckt und mich sofort in das Anwesen verliebt. Ich muss gestehen, ich bin es immer noch, aber vielleicht gefällt Ihnen ein moderner Stil besser.
Sie fand, dass sie ihre Begeisterung hervorragend in Zaum hielt.
»Es ist ganz
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