Geliebte Betrügerin
muss ein bisschen nach draußen gehen.« Er gab den Hund dem Diener, der sich verneigte und schleunigst wegtrat.
»Julie und« – er zögerte – »Dora?«
Die Mädchen knicksten.
»Matilda hat dort drüben ihre Visitenkarte hinterlassen.« Auch die Mädchen fingen zu grinsen an, und Kerrich blickte die drei Frauen finster an. »Hört auf damit!« Er ging zur nächsten Tür, stellte sich seitlich hin und sagte: »Wenn Sie mir bitte folgen, Miss Lockhart. Wir haben zu Ihrer Erquickung eine kleine Mahlzeit aufgetragen.«
Pamela ging zu ihm hin und verwarf ihr Vorhaben, sich herauszuwinden. Aber ihre Würde würde keinen Schaden nehmen. Sie würde mit Kerrich speisen, eine Unterhaltung mit ihm führen und ihn durch ihr Benehmen spüren lassen, dass sie die früheren Intimitäten nicht bedauerte, sich an seinen unschmeichelhaften Heiratsantrag kaum noch erinnerte und sehr gut ohne ihn zurechtkam.
Wie alles andere in seinem Haus prunkte der Wintergarten mit allem, was vortrefflich war. In dem verglasten Raum blühten Topfpflanzen, und Erdbeersträucher trugen kleine grüne Früchte. In der Mitte stand ein mit Damast gedeckter Tisch, auf dem eine Platte mit kaltem Braten, Käse und kunstvoll arrangierten Beilagen stand. Eine schwere, mit Rosen gefüllte Marmorvase stand daneben, dazu zwei Sessel mit beeindruckendem Blick auf den Garten, wo die Chrysanthemen blühten.
Kerrich bot Pamela einen der Sessel an. Immer noch von der Aussicht gefesselt, wollte sie sich hineinsinken lassen, da rief Kerrich: »Halt!«
Sie drehte sich halb um und sah Kerrich eine große, grau getigerte, schlafende Katze aus den Polstern zerren.
»Ich hatte es ganz vergessen: Luke schläft hier gerne.« Er hielt den schlaffen Kater fest, bis Pamela Platz genommen hatte. Dann fragte er sie: »Möchten Sie ihn?«
»Aber ja«, sagte sie unschlüssig. »Falls er noch lebt.«
»Er ist nur alt.« Kerrich legte ihn auf ihren Schoß. »Und verzogen. Die Haushälterin verhätschelt ihn.«
Kerrich sah so bekümmert aus, dass Pamela es vermied, seine Bemerkung über die Haushälterin in Frage zu stellen. Stattdessen kraulte sie den Kater, der sich als recht lebendig erwies, sich auf ihrem Schoß breit machte und schnurrte wie eine knatternde Windmühle.
In der schräg stehenden Nachmittagssonne und mit dem reichen Duft der Rosen in der Luft atmete der Wintergarten unendlichen Frieden. Sie lehnte sich entspannt zurück. Und erstarrte, als Kerrich ihr die Hände auf die Schultern legte.
»Vermutlich war es jämmerlich augenfällig, was ich getan habe«, sagte er.
Sie atmete vorsichtig und beherrscht ein. »Sie haben mir Ihren majestätischen Besitz gezeigt.«
»Ja. Und ich wollte Ihnen zu verstehen geben, dass … dass er mir ohne Sie nichts bedeutet.«
Es verschlug ihr den Atem. Sie hustete plötzlich heftig und griff sich an die Schulter, wo ihre fast schon verheilte Schusswunde zu hämmern begonnen hatte.
»Ist Ihnen nicht gut?« Er sprang zum Tisch, um ihr Wein einzugießen.
Sie nickte und nippte an dem Glas. »Danke. Entschuldlgung.« Ihre Stimme klang erstickt. »Ich war auf einiges gefasst, aber darauf nicht.«
»Was dachten Sie, weshalb ich Sie nach Brookford eingeladen habe?«
»Damit ich Beth herbringe.«
»Als ob ich keine Zeit hätte, Beth selbst abzuholen. Außerdem habe ich viele vertrauenswürdige Dienstboten, die diese Aufgabe erfüllen könnten.« Er kniete sich vor sie hin und rubbelte der Katze den großen Bauch. »Nein. Ich wollte Ihnen zeigen, dass ich all das habe, was Sie sich erträumen. Ich habe ein Haus auf dem Lande. Kein Cottage zwar, aber Sie haben gesagt, dass es Ihnen gefällt. Wenn Sie wollten, könnte ich Ihnen auch ein Cottage bauen lassen. Ich habe Katzen. Stallkatzen und Hauskatzen. Sie könnten ein junges als Schoßtier halten. Oder zwei junge. So viele Kätzchen, wie Sie wollen. Ich besitze Hunde. Windhunde, gute Hunde, die das ganze Haus herumkommandieren.« Er zeigte nach draußen. »Ich habe einen schönen Garten. Blumen. Einen Rosengarten. Eine Menge Bücher, und Sie hätten alle Zeit der Welt, sie zu lesen.«
Sie kämpfte gegen den Aufruhr an. Nichts an diesem Tag, rein gar nichts, war so gekommen, wie sie es sich vorgestellt hatte. Sie versuchte zu verstehen, wollte sich seiner Absichten absolut sicher sein. Also fragte sie vorsichtig: »Soll ich davon ausgehen, dass Sie erneut um meine Hand anhalten?«
»Ich habe meinen Antrag nie zurückgenommen!« Die hochmütige Empörung machte sich schlecht
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