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Geliebte Betrügerin

Geliebte Betrügerin

Titel: Geliebte Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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an.
    »Versprochen …« Und Beth schlief ein.
    Beth hätte dem kleinen Billy – einem Lord Chiswick – so richtig gern einen Haken unters dickliche Kinn verpasst, als er sich das letzte Stück Kuchen von der lustig dekorierten Anrichte holte und es sich in den Mund stopfte. Auf dass der blaue Zuckerguss seine Nase verschmierte und die anderen Kinder den feisten zehnjährigen Viscount auslachten! Aber sie wusste, dass Miss Lockhart das nicht gutheißen würde.
    Nein, Liebes,
würde sie sagen,
es spielt keine Rolle, dass er dich eine dreiste Bettlerin genannt hat, die nicht weiß, wo ihr Platz ist.
Du darfst ihm trotzdem nicht dein Knie gegen die Brust rammen und ihm den Kuchen hineinzwingen, bis er zu einer ekeligen Kröte anschwillt. Und Beth war es wichtiger, Miss Lockhart glücklich zu machen, als Billy-Blöd eine Lektion zu erteilen.
    Beth hörte damit auf, Billy-Blöd anzutunkeln und spähte durchs Säulenportal in den großen, wunderbar möblierten Salon, wo die Erwachsenen auf glänzenden, polierten Stühlen und brokatbezogenen Polstermöbeln saßen, während Miss Fotherby auf der Harfe spielte und dazu sang. Dort hinten in der letzten Reihe saß Miss Lockhart, beobachtete ständig das Treiben der Kinder im Vorzimmer und sah dabei sehr hässlich aus und streng. Und da, seitlich hinter ihr an die Wand gelehnt, war auch Lord Kerrich und betrachtete Miss Lockharts Profil.
    Während der hektischen Vorbereitungen der letzten Woche hatte er sie jede Menge angestarrt. Manchmal hatte er dabei verärgert dreingeschaut, manchmal verdutzt, aber
angestarrt
hatte er sie pausenlos. Und das ließ Beth hoffen. Beth hatte Miss Lockharts Maskerade durchschaut. Sie verstand nicht, weshalb sich Miss Lockhart all das Zeug ins Gesicht schmierte und sich so unglaublich grässlich kleidete, aber sie hatte einen Plan. Lord Kerrich war reich. Miss Lockhart war arm. Lord Kerrich war egoistisch. Das hatte Miss Lockhart zu ihm gesagt. Lord Kerrich war gut aussehend … Miss Lockhart auch. Alles was Beth tun musste, war die beiden Streithähne zusammenzubringen und Lord Kerrich irgendwie Miss Lockharts echtes Aussehen vorzuführen. Sie würden sich bestimmt ineinander verlieben.
    »He!« Billy-Blöd kniff sie in den Arm. »Ich will mehr Kuchen.«
    Beth überhörte ihn einfach. Im Waisenhaus hatte sie recht gut gelernt, Rüpel zu ignorieren – und einigermaßen gelernt, mit ihnen zu raufen. Und im Moment interessierte es sie mehr, dass Lord Reynard – genau wie Beth selbst – seinen Enkel und Miss Lockhart betrachtete. Der greise Lord war ein alter Fuchs, daran konnte kein Zweifel bestehen.
    Mr. Athersmith war da, hatte nur Augen für Miss Fotherby, einen sehnsüchtigen Ausdruck im Gesicht und diesen ernsthaften, hingebungsvollen Kuhblick. Er wohnte im Haus und arbeitete jeden Tag mit Lord Kerrich zusammen, was ihn zu einer wichtigen Persönlichkeit hätte machen sollen, aber er war es nicht. Er war bloß ein blasses Nichts, der Typ von Mann, der demütig und bescheiden herumschlich, sich in Wirklichkeit aber für etwas Besseres hielt.
    Lord Kerrichs Empfang war ein Erfolg. Die Sonne schien, eine leichte Brise hatte den Kohlenstaub aus der Luft geweht, die Fenster waren geöffnet, und alle waren fröhlich.
    Billy-Blöd kniff sie noch einmal und zwar fest. »Ich will Kuchen. Geh und hol welchen.«
    Alle waren fröhlich, bis auf diesen Balg hier, und den konnte auch nichts fröhlich machen.
    Aber Beth würde es ein letztes Mal versuchen. Miss Lockhart wäre mit ihrem Benehmen zufrieden gewesen. »Es tut mir so Leid, aber wir haben keinen Kuchen mehr. Aber vielleicht möchtest du Kekse oder ein Eis.«
    »Nein.« Sein rundes, garstiges Gesicht kam ganz nah. »Ich will Kuchen.«
    Zwei der begleitenden Gouvernanten lehnten im Durchgang und tratschten. Beths andere Gäste, in etwa ein Dutzend Kinder zwischen sechs und neun Jahren, saßen an der Wand entlang nebeneinander, die Teller auf den Knien, reglos die Kuchengabeln in der Luft und sahen Beth mit hoffnungsvollen Gesichtern an.
    »Ich hab gesagt« – Billy-Blöd gab ihr einen Schubs – »ich will Kuchen. Meine Mutter sagt, du bist eh nur ein Dienstmädchen. Also geh in die Küche, Dienstmädchen, und hol mir Kuchen.«
    Beth schaute wieder zu den Erwachsenen hinüber, die seitlich von ihr zusammensaßen und dem Gesang lauschten.
    Im Nu hatte sie ihr Knie von hinten um Billys Bein gehakt und ihn von den Füßen geholt. Dann flitzte sie geschmeidig zur Wand des Vorzimmers und setzte sich

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