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Geliebte Betrügerin

Geliebte Betrügerin

Titel: Geliebte Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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artig auf einen der Stühle.
    Billy-Blöd taumelte seitlich in die Anrichte, die mit Spitzendecken und Tafelsilber dekoriert war und mit Nachspeisen beladen. Er klammerte sich an der Tischdecke fest und riss, mit einem Geschepper, das die Musik verstummen ließ, Süßzeug und Geschirr mit sich zu Boden. Billys Geschrei, das nun die entsetzte Stille zerriss, war so hoch, dass es fast nur die Hunde hören konnten – und seine Mutter, die augenblicklich herbeigestürzt kam.
    Miss Lockhart folgte ihr auf dem Fuße, und von überall aus dem Haus kamen Kindermädchen und Gouvernanten angerannt.
    Rosafarbene Eiskrem, gelbe Limonade und braune Makronen verteilten sich als farbenprächtige Paste auf Billys schwarzem Anzug mit dem kurzen Jäckchen und den affigen Kniehosen. Sein Mund war ein kreisrundes, jammerndes Loch inmitten eines käseweißen Gesichts. Beth hätte am liebsten losgelacht. Aber es gelang ihr, eine Mischung aus Entsetzen und Belustigung zu Wege zu bringen, die fast haargenau den Mienen der Erwachsenen entsprach. Zumindest hoffte Beth, dass es so war. Sie hoffte, dass sie nicht aussah wie die anderen Kinder. Diese Dummköpfe hielten sich die Hände vor die Münder und kicherten, während BillyBlöd quiekte und strampelte wie das Ferkelchen, das er nun einmal war.
    Seine Mutter kniete neben ihm, die Kindermädchen wischten an ihm herum, und Billy schrie: »Sie war es! Sie hat mich geschubst!«
    Seine Mutter sah Beth an. »Ich wusste es.« Ihr Stimme übertönte den Tumult. »Dieses Kind ist vulgär, eine Bürgerliche, die nicht mit feinen Leuten umzugehen weiß.«
    Beth sagte mit unschuldigem Stimmchen: »Aber ich hab ihn nicht geschubst.« Sie stieß das Mädchen neben sich mit dem Ellenbogen an. »Hast du vielleicht gesehen, wie ich ihn geschubst hab?« Die Kleine schien, trotz all der Rüschen an ihrem Kleid, die sie eher wie eine Schlafzimmergardine aussehen ließen, blitzgescheit zu sein. Sie überlegte gar nicht erst. »Beth hat hier neben mir gesessen.« Dann duckte sie sich und flüsterte: »Billy ist eine Plage, und du hast es ihm ganz schön gegeben.«
    Zum Glück hatte keiner sie gehört, und Beth hielt ihre großäugige Unschuldsmiene aufrecht.
    Eine Unschuldsmiene, die Miss Lockhart mit einem einzigen, langen Blick durchschaute. Aber Miss Lockhart würde sie nicht verraten. Beth wusste das. Genau wie sie wusste, dass Miss Lockhart und Lord Kerrich heiraten würden. Sie würden Beth adoptieren, wunderschöne Babys bekommen und eine richtige Familie werden.
    Kerrich trat hinzu, um amüsiert das Spektakel zu bewundern. Nicht gerade die Art von Empfang, die er üblicherweise zu geben, geschweige denn zu besuchen pflegte. Tatsächlich mied er grundsätzlich alle Gesellschaften, auf denen Kinder zugegen waren. Insbesondere jene nachmittäglichen Damengesellschaften, wo jungen Leuten die Gelegenheit geboten wurde, Gleichaltrige zu treffen, während ihre Mütter Klatschgeschichten austauschten und die wenigen Herren dem obligatorischen Pianofortespiel lauschten – oder wie in diesem Fall, einer Harfe –, um schließlich ins Spielzimmer zu fliehen und sich die Parfümschwaden aus den Lungen zu rauchen.
    Genau das taten die Herren auch jetzt – Lord Swearn und Lord Colbrook, Mr. Tomlin und Lord Albon, Lord Reynard und Lewis und Chiswicks Vater, Lord Pitchford. Alle schlichen sich davon, gelangwellte Spitzbuben, die sie waren.
    Kerrich wäre ihnen gerne gefolgt, aber das hier war seine Gesellschaft, seine Idee. Er betrachtete das Schlamassel im Salon der Kinder. Er musste bleiben, zumindest, bis das Durcheinander sich ein wenig gelegt hatte.
    Chiswicks Mutter fauchte ihn an: »Das ist nur die Folge Ihrer missgeleiteten Wohltätigkeit, dass wir uns diese Natter an den Busen drücken müssen.«
    Kerrich verbeugte sich. »Und welche Natter wäre das wohl, Mylady?«
    »Dieses … dieses Ding.« Lady Pitchford zeigte mit zitterndem Finger auf Beth.
    Beth, die so unschuldig wie eine Porzellanpuppe aussah und die Kerrich gerade dabei beobachtet hatte, wie sie Chiswick mit einem einzigen, geschwinden Streich von den Füßen geholt hatte. »Hat denn irgendjemand von Ihnen gesehen, dass Beth dem kleinen Chlswick etwas getan hat?«
    Die Kinder und die Gouvernanten schüttelten die Köpfe, die Gouvernanten, weil sie nicht hingesehen hatten, die Kinder, weil Sie Chlswick hassten. Beides schien Kerrich akzeptabel. »Da sehen sie es, Mylady«, sagte er. »Der junge Chiswick ist ausgerutscht.«
    »Aber Billy sagt etwas

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