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Geliebte Betrügerin

Geliebte Betrügerin

Titel: Geliebte Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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kämpfte um Worte und piepste nur ängstlich, bis sie die Sprache wieder fand. »Ich weiß. Ich hab von meiner Mutter geträumt.«
    Sie war nicht die Art von Mädchen, die sich schluchzend an Pamelas Brust geworfen hätte, nur eine einsame Träne lief ihr aus dem Augenwinkel die Wange hinunter.
    Pamela wischte sie fort, während ihr vor Mitgefühl das Herz schmerzte.
    »Sie fehlt mir so.« Beth zog die Knie hoch.
    »Sie war deine Mutter. Natürlich fehlt sie dir.«
    »Aber es ist schon ein Jahr her.« Sie drückte sich die zerknüllte Decke vor den Mund. »Ich sollte schon darüber weg sein.«
    Dieser Gedanke konnte nicht von einem Kind stammen. Das hatte ein Erwachsener gesagt. »Wer hat dir das eingeredet?«, fragte Pamela.
    Beth schluckte. »Mrs. Fallowfield. Sie hat es gehasst, wenn einer von uns geweint hat … weil wir dann alle angefangen haben.«
    Pamela wusste nicht, was sie dazu bewegte, es einzugestehen. Vielleicht das Verantwortungsgefühl der Erwachsenen einem Kind gegenüber. Oder dass dieses Mädchen Pamelas eigene Geschichte zu erzählen schien, sie sich vom Herzen weinte und nicht, wie Pamela es getan hatte, alles in sich hineinfraß. Vielleicht ging ihr aber auch Lord Kerrichs Drohung durch den Kopf, sie und Beth auf die Straße zu setzen, falls die Einladung morgen ein Reinfall war. Warum auch immer, jedenfalls sagte sie: »Meine Mutter ist schon vor vielen Jahren gestorben, aber manchmal träume ich noch von ihr.«
    Beth starrte sie an. »Und weinen Sie dann?«
    »Immer. Sie war sehr krank, bevor sie starb und ich … ich habe versucht, ihr zu helfen.« Pamela spürte den vertrauten Kloß im Hals. »Ich habe es nicht geschafft.«
    »Oh, ich auch nicht.« Beth ließ die Decken sinken und wühlte sich aus ihrem Kokon heraus. »Nichts, was ich getan hab, hat geholfen. Und Papa, er war auch krank. Er hat mich mitgenommen, während Mama das Essen gemacht hat, und mir alles über Pferde beigebracht. Ich vermisse ihn so. Und Mama. Mama ist immer für mich da gewesen. Sie hat mich in die Arme genommen, und dann war alles gut. Aber wenn ich von ihr träume, ist sie nur krank. Und dann nehm ich sie in die Arme, aber nichts wird wieder gut. Sondern sie stirbt.«
    »Das ist das Allerschlimmste«, flüsterte Pamela. »All meine schönen Erinnerungen sind von so riesiger Trauer überschattet und so schrecklichem Zorn.«
    »Wenn ich nur träumen könnte, wie sie mich umarmt, nur einmal …«
    Pamela konnte nicht widerstehen, zog Beth in ihre Arme und wiegte sie sanft.
    Pamela liebte Kinder. Ob unverbesserlich oder lieb, ungestüm oder schüchtern, Pamela hatte ihre eigene Methode, jedes Kind um den kleinen Finger zu wickeln: Liebe. Sie hörte den Kindern zu, redete mit ihnen, forderte sie heraus, spielte mit ihnen, unterrichtete sie. Und die Kinder reagierten, erwiderten ihre Liebe doppelt. Doch in ihrem Beruf als Gouvernante hatte sie stets sorgsam darauf geachtet, ihr Herz zu schützen und nicht zu vergessen, dass die Kinder, die sie unterrichtete, nicht ihr eigenen waren. Denn jedes Mal musste sie sie verlassen.
    Aber mit Beth hatte sie etwas gemeinsam.
    Beth kuschelte sich fester an sie und hatte zu weinen aufgehört.
    In den zwölf Jahren, seit Vater sie und Mutter verlassen hatte, hatte Pamela niemandem von ihren Albträumen erzählt. Keiner hätte sie verstanden. Doch Beth tat es.
    Beth brauchte Liebe. Beth brauchte ein Zuhause. Beth brauchte all das, was Pamela in ihrer Jugend gehabt hatte und das Vater ihr mit seinem Abtauchen entrissen hatte. Kerrich konnte es ihr geben. Pamela konnte es nicht. Pamela würde wegen der verfluchten Maskerade, die sie sich auferlegt hatte, vermutlich nicht einmal bei Beth bleiben können. Aber eines konnte sie für Beth tun.
    Sie würde Kerrich dazu überreden, ermutigen und manipulieren, Beth zu behalten. Und wenn das nichts half – würde sie ihn dazu erpressen.
    Beths schläfriges, dünnes Stimmchen holte Pamela aus ihren Überlegungen. »Miss Lockhart, Sie sehen so anders aus.«
    Pamela stockte fast der Atem. Natürlich sah sie anders aus in ihrem eigenen Morgenmantel, ohne die elend stramme Frisur und den grauenhaften Puder. Sie sah Beth ins Gesicht. Das Mädchen starrte sie wie verzaubert an. Pamela strich ihr mit dem Finger die Lider zu. »Deine Augen sind müde.«
    »Sind sie nicht.« Beth seufzte und kuschelte sich näher an Pamela. »Ich habe Sie lieb, Miss Lockhart. Was auch passiert, versprechen Sie mir, dass wir zusammenbleiben.«
    Pamela hielt die Luft

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