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Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Geliebte der Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Cillian
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brachte er viel zu schnell unter Kontrolle und verbannte das Lächeln dorthin, wohin auch immer er sein Lächeln aus alter Gewohnheit verbannte. Schade, sie gewöhnte sich gerade an die Vorstellung, es anziehend zu finden.
    „Kann ich eins haben?“
    „Wie bitte?“
    Er zeigte auf die zerknautschte Packung, die sie mit den Fingern würgte.
    „Bitte sehr.“ Sie reichte ihm ein Feuchttuch.
    „Würden Sie mich so mit ins Hotel nehmen?“, fragte er, nachdem er sich das Gesicht gesäubert hatte. Sein dunkles Haar fiel ihm wieder in die Stirn.
    „Ich glaube nicht, dass ich Sie …“ Das war nicht so gemeint, wie es in ihrem übermüdeten, aber inzwischen Gott sei Dank einigermaßen schmerzfreien Gehirn angekommen war. Er ging doch wohl ebenso davon aus, dass sich ihre Wege trennten, sobald sie im Hotel waren, oder? Sie bemühte sich, in seinem Gesichtsausdruck zu lesen. Als ihr das nicht gelingen wollte, konzentrierte sie sich wieder auf das Ergebnis seiner Bemühungen. „Warten Sie.“ Sie zog ein weiteres Tuch aus der Packung und strich eine widerspenstige Strähne aus seiner Stirn. Mit der rechten Hand hielt sein Kinn fest, während ihre Linke die Spuren beseitigte, die er übersehen hatte.
    Zum ersten Mal, seit er in ihr Leben getreten oder vielmehr in ihren Wagen gelaufen war, hatte sie Gelegenheit, sein Gesicht genauer zu betrachten. Seine Augen waren nicht pechschwarz, eher ein sehr dunkles Braun, in das sich bernsteinfarbene Sprenkel mischten wie geröstete Mandelsplitter auf einem Schokomuffin. Etwas Knackiges auf unglaublich Süßem, das auf der Zunge zerging …
    Mist, sie war nicht nur erschöpft, sie war auch hungrig. Nicht nur nach Leckereien, die man auf einem Teller servierte. Okay … wo war sie stehen geblieben, ehe sie sich über die Lippen leckte, als wollte sie jetzt und sofort vom sexy Schokomuffin naschen?
    Seine Nase. Sie war zu perfekt, um nicht operiert zu sein. Dasselbe galt für seine scharf geschnittenen Wangenknochen und das nicht zu kantige Kinn. Doch da er eindeutig nicht der Typ für Schönheitsoperationen war und sie auch keine verräterischen Spuren derartiger Eingriffe entdeckte, beschloss sie, sich damit abzufinden, dass manche Menschen einfach Glück hatten. Das Schönste an ihm war sein Mund, in dessen unmittelbarer Nähe sie den letzten Rest verschmierten Blutes entfernte. Die Lippen waren voll, ohne wulstig zu wirken. Das Rot von einem dunklen Farbton und nicht mehr so blass wie zuvor. Er besaß ein nahezu perfektes Lippenherz.
    „Amorbogen …“ Der Fachterminus für die geschwungene Einbuchtung in der oberen Grenzlinie des Lippenrots stahl sich mit einem Seufzen über ihre Lippen. Ihr Stoßgebet, er möge es nicht gehört haben oder wüsste nicht, was es bedeutete, wurde von höchster Stelle und von seinem Lächeln abgeschmettert. Am liebsten hätte sie sich die Hände samt Feuchttuch vors Gesicht geschlagen, aber so nah wollte sie seinem Blut nun auch wieder nicht kommen. „Ich denke, das war’s.“ In jeder Hinsicht. Er war sauber und sie hatte sich ordentlich blamiert.
    „Danke.“
    Sie erwartete ein wenig mehr, während sie gegen das Glühen ihrer Wangen kämpfte und geschäftig das Feuchttuch in den Aschenbecher stopfte. Doch es blieb bei diesem einen Wort. Ihr neuer Bekannter war entweder höflich oder nicht im Geringsten interessiert. Höflich, das war er. Auf eine seltsame Art, doch die kam dieser Tugend näher als ihr eigenes Verhalten, das alles andere als höflich war. Aber eine Gemeinsamkeit hatten sie und ihr Chauffeur, sie war nämlich ebenfalls nicht interessiert. Ihre Wege trennten sich, sobald sie das Hotel betraten.
    „Kann es sein, dass Sie es plötzlich nicht mehr so eilig haben?“ Sie verkniff sich den Nachsatz „… wie vorhin, als Sie wie ein gehetztes Tier durch die Nacht gerannt sind.“
    „Kann es sein, dass Sie es nicht abwarten können, mich loszuwerden?“
    Dummerweise nicht. „Ich habe einen langen Flug hinter mir, will endlich auf mein Zimmer und etwas essen.“
    Ein livrierter Hotelangestellter öffnete die Beifahrertür. Morrighan schnappte ihre Tasche und bemühte sich um einen dem vornehmen Ambiente angemessenen, eleganten Ausstieg. Der wurde jedoch durch ihren völlig verdreckten und an einigen Stellen blutbeschmierten Trench deutlich geschmälert. Möglichst unauffällig klopfte sie den Schmutz ab, wie zu erwarten mit mäßigem Erfolg. Eigentlich verschlimmerte sie die Misere noch. Wenigstens verdeckte der Mantelsaum den

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