Geliebte der Nacht
Kälter, und auch vor Angst, begann sie zu zittern. »Ihr seid ein Schwein«, presste sie hervor.
Das Adrenalin ließ sie den Schmerz kaum wahrnehmen und ihr Mutterinstinkt meldete sich. »Beschütze um jeden Preis das Kind« , sagte ihr Unterbewusstsein, die immer lauter wurde. Doch wie sollte sie das, mit gefesselten Händen, schaffen? Die Gräfin zerrte an den Knoten, aber die Ringe und das Seil gaben nicht nach. Zu tief hatte das Metall in den Felsen getrieben und zu gut hatte er die Knoten gebunden.
»Bitte lasst mich gehen«, meinte sie mit ungewohnt fester Stimme.
Cyrus schüttelte den Kopf.
»Verzeiht Gräfin, aber das wird nicht möglich sein, denn noch immer tragt Ihr die Brut des Teufels in Eurem Leib.«
Cassandra riss stärker an den Fesseln, allerdings wagten die Ringe es nicht, sie freizugeben. Innerlich fluchte sie und hoffte, dass James sie bald befreien würde, doch war sie sich auch sicher, dass er bisher nicht nach Avabruck zurückgekehrt war. Seine Reise nahm vermutlich noch einige Tage in Anspruch und Cassandra wusste nicht, ob sie bis dahin aushalten würde und nicht dem sanften Hauch des Todes erlauben würde sie einzuhüllen. Der Jäger der Bruderschaft näherte sich ihr wieder, diesmal mit einem Haken der ungemein spitz war. Mit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an und schluckte.
»Bitte verschont mich«, flehte sie und sie spürte die heißen Tränen auf ihren Wangen.
Er schüttelte abermals den Kopf und kam näher, bis seine Nase fast die ihre berührte. Augen mit der Farbe eines Bernsteins bohrten sich in ihre blauen Augen. Cassandra war von seinem Blick gefangen und zitterte.
»Bitte«, wisperte sie und fuhr etwas lauter fort: »Bitte lasst mich gehen.«
Cyrus näherte sich ihrem Ohr mit seinen Lippen. »Ich werde Euch töten, Cassandra von Avabruck«, flüsterte er und sie wandte ihren Kopf ein wenig. Sein Ohr war ihrem Mund nahe genug und sofort reagierte sie. Hastig beugte sie sich zu ihm und biss so fest sie konnte zu. Cyrus schrie auf und boxte ihr in den Unterleib, doch ließ sie nicht nach.
»Ich werde es Euch abbeißen, wenn Ihr mich nicht losbindet«, drohte sie durch zusammengebissene Zähne.
Noch einmal schlug er ihr in den Bauch und riss sich von ihr los. Blut strömte aus der Wunde und Cassandra spuckte das Stück Fleisch auf den Boden. Sein Lebenssaft rann ihre Mundwinkel hinunter und plötzlich setzten starke Schmerzen ein. Die Gräfin spürte, wie es zwischen ihren Beinen warm hinablief, und sah hinunter. Eine kleine Pfütze bildete sich zu ihren Füßen und es roch unbeschreiblich. Ihre Fruchtblase war geplatzt und das Kind wollte das Licht erblicken. Der Jäger hielt sich das Ohr und sah an ihr herunter.
»Nun bald werde ich zwei Opfer haben«, knurrte er wütend und griff wieder zu seinem Messer.
»Doch solange will ich nicht warten, ich werde es aus Euch herausschneiden.«
Unter Qualen krümmte sich die Gräfin, so weit es ihr möglich war, und schrie auf.
Die Schmerzen waren unerträglich und schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen. Der Jäger kam auf Armlänge heran und streckte die Hand aus. Ihre Brust lag frei ebenso ihr, durch Schwangerschaft voluminöser, Bauch und er setzte das Messer zwischen ihren Brüsten an. Die Klinge bohrte sich langsam in ihr Fleisch und Cyrus begann sie hinabzuziehen. Ein markerschütternder Schrei hallte durch den Stollen, doch Cassandra blieb bei Bewusstsein. Das Baby strampelte in ihrem Leib, es wollte hinaus und sie wollte es nicht zulassen. Die Gräfin presste die Beine zusammen, um es an seiner Geburt zu hindern. Auf keinen Fall durfte es hier das Licht erblicken und die Sekunden wurden zu Stunden für sie.
»Ich werde Euch befreien«, sagte er mit gütiger Stimme.
»So bindet mich los«, meinte sie unter Wehen. »Nicht auf diese Weise. Ich sagte so oft, dass ich Euch von der Brut des Teufels befreie, aber Mutter Natur will mir zuvorkommen«, griente er hämisch und zog das Messer weiter. Ein weiterer Schrei entfuhr ihr.
»HALTET EIN!«, drang es an ihr Ohr, doch sie sah nicht wer geschrien hatte, zu sehr war Cassandra von ihren Schmerzen eingenommen.
Kapitel 5
~ James ~
James sah sich vor dem Stollen um, als er einen Schrei hörte. Sofort sprang er von seinem Hengst ab und rannte los.
»HALTET EIN!«, vernahm er den Ruf Calebs und versuchte die Richtung auszumachen, aus der diese Forderung gekommen war.
Er hielt an, wandte sich noch einmal um und sah seine Begleiter an.
»Ruft die Anderen, wir haben ihn
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