Geliebte der Nacht
James«, flüsterte Cassandra. Er ließ den Waschlappen in die Wasserschale fallen und legte seine Hände an ihre Wangen.
»Du wirst das schaffen. Deine Furcht ist völlig unnötig und schon bald wirst du unser Kind im Arm halten«, ermutigte er sie.
Er fühlte, wie sie ihre Zähne zusammenbiss und wieder die Augen zukniff. Gleichmäßig atmete sie durch die Nase ein und den Mund aus.
»Wie viel Abstand lag zwischen diesen Wehen?«, fragte er Julamine.
»Ungefähr drei Minuten«, antwortete sie und fuhr fort: »Sie muss sofort ins Bett, es wird gleich so weit sein.«
Der Graf nahm es zur Kenntnis und sah Cassandra an.
»Ich werde dir jetzt aus dem Badezuber helfen und du musst nur stehen bleiben, damit ich dich abtrocknen kann. Hast du das verstanden?« Cassandra nickte schnell und er griff um sie herum. Behutsam hob er sie aus dem Zuber und brachte sie vor den Kamin, weshalb sie nicht fror. Er ließ sich von Julamine ein Handtuch geben und trocknete seine Gemahlin vorsichtig ab. Kaum war sie trocken, hob er sie in seine Arme und trug sie zur Schlafstatt, ohne ihr ein Nachthemd anzuziehen. Margret erschien mit einer Schale heißem Wasser und Tüchern im Gemach und stellte die Wasserschale auf dem Nachttisch ab.
»Herr Ihr müsst Eure Hände reini gen«, sagte sie und wusch ihre.
James tat, was die Magd ihm gesagt hatte, und reinigte seine Hände. Cassandra wand sich im Bett und rutschte höher, bis sie etwas aufrechter lag. Die Qualen waren unerträglich und sie war sich sicher, dass sie nie wieder einen Nachfahren gebären wollte. Es fühlte sich an, als würde es ihren Unterleib zerreißen und sie stellte instinktiv ihre Beine auf. Mit einem Mal spürte sie, wie das Kind sich in den Geburtskanal schob und die Schmerzen ließen sie erneut aufschreien. Es war einfach furchtbar qualvoll. Julamine legte ihr einen kalten Waschlappen auf die Stirn und die Gräfin schloss die Augen. James ergriff ihre Hand und redete ihr gut zu.
»Du musst gleichmäßig atmen und pressen, Liebste«, sagte er leise, doch hörte sie seine Anspannung heraus.
Das Baby kam viel zu früh, obwohl ihr Bauch die Größe hatte, die für den neunten Monat üblich war, und sie hoffte, dass es leben würde. Margret hockte sich zwischen Cassandras Schenkel, ein Arzt war so schnell nicht erreichbar gewesen und nun war es an der Dienstmagd das Kind zur Welt zu bringen.
»Ihr müsst pressen Lady Cassandra«, sagte Margret und legte ihre Hände in die Kniekehlen der Landgräfin.
Sie hob ihre Beine hoch und James drückte das Kinn seiner Gemahlin auf ihre Brust. Cassandra schloss die Augen und presste.
»Ihr macht das gut, noch einmal«, lobte die Magd sie und übte etwas mehr Druck auf die Glieder der Gräfin aus.
Sie bemühte sich ein weiteres Mal und spürte, wie das Kind sich seinen Weg durch den Geburtskanal bahnte.
»Ich sehe das Köpfchen«, sagte Margret und sah Cassandra an. »Noch einmal, bis ich sage, dass Ihr aufhören sollt.«
»Ja«, knurrte Cassandra und tat es abermals. »Haltet ein und atmet schnell.«
Die Adlige tat, was man ihr aufgetragen hatte, und drückte James Hand so fest, dass er seine Knochen deutlich spürte. Beruhigend streichelte er ihren Hinterkopf und küsste ihr Haar.
»Ein letztes Mal müsst Ihr nun pressen.«
Die Magd war aufgeregt, es war das erste B aby, das sie zur Welt brachte und sie sah hoch zu Cassandra. Die Gräfin presste ein weiteres Mal, und als die Schultern zu sehen waren, schob Margret ihre Finger in die Achseln vom Baby und zog es vorsichtig heraus.
»Es ist ein Junge«, verkündete sie und wischte das Kind mit einem der Handtücher ab.
James strahlte über das ganze Gesicht, als er seinen Nachkommen zum ersten Mal sah und Cassandra lag schwer atmend im Bett. Margret durchtrennte die Nabelschnur mit einem Faden und träufelte etwas Olivenöl auf Nase, Augen und Mund des Babys. Schließlich wickelte sie den Erben Avabrucks in ein sauberes Tuch ein und legte ihn in Cassandras Arm. Die Gräfin bewunderte den kleinen Engel und sah James an.
»Unser Sohn«, sagte sie stolz und unendlich erleichtert, dass es dem Kind gut ging.
~ James ~
Lächelnd bewunderte das adlige Paar seinen Sohn. James konnte kaum fassen, dass er nun Vater war und nur zaghaft berührte er die kleinen Finger und die Nase des Buben.
»Wie soll sein Name lauten?«, fragte Cassandra und riss ihren Blick von dem kleinen Engel los.
»Wie wäre es mit Jonathan?«, schlug James vor. »Das klingt furchtbar«, antwortete die
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