Geliebte der Nacht
Sprengzünders und lass uns diese Sache zu Ende bringen.“
Gabrielle schmiegte sich in Lucans starken Arm, als der Geländewagen der Krieger in die Straße einbog, die zu dem Hauptquartier führte. Er hielt sie fest an sich gedrückt, seit sie von dem Grundstück der Nervenheilanstalt entkommen waren, und hatte ihre Augen beschirmt, als der gesamte Gebäudekomplex in einem höllischen Feuerball in die Luft geflogen war.
Lucan und seine Brüder hatten es tatsächlich getan – sie hatten das Hauptquartier der Rogues zerstört. Der Helikopter hatte es geschafft, der Explosion zu entkommen, und war im Schutz der Dunkelheit und des schwarzen Rauches hoch in den Himmel gestiegen.
Lucan war nachdenklich. Tief in Gedanken versunken starrte er aus dem getönten Fenster in den Sternenhimmel hinaus. Gabrielle hatte seinen überraschten Blick – seinen ungläubigen, fassungslosen Blick – gesehen, als er auf dem Dach gewesen war und die Cockpittür des Hubschraubers aufgerissen hatte.
Es war, als hätte er einen Geist gesehen.
Diese Stimmung haftete ihm sogar jetzt noch an, als sie auf das Anwesen kamen und Nikolai zu der Garage der Wagenflotte fuhr. Der Krieger hielt in dem riesigen Hangar an. Als er den Motor abstellte, machte Lucan schließlich den Mund auf.
„Heute Nacht haben wir einen wichtigen Sieg über unsere Feinde errungen.“
„Ja, zum Teufel“, stimmte Nikolai zu. „Und wir haben Conlan und Rio gerächt. Es hätte ihnen gefallen, dabei zu sein und zu sehen, wie dieser Ort in die Luft ging.“
Lucan nickte in dem dunklen Fahrzeug. „Aber täuscht euch nicht. Wir treten jetzt in eine neue Phase des Kampfes gegen die Rogues ein. Das ist nun ein Krieg, jetzt mehr denn je. Heute Nacht haben wir in das Wespennest gestochen. Aber derjenige, den wir kriegen müssen – ihr Anführer –, lebt noch.“
„Lass ihn nur weglaufen. Wir werden ihn schon zu fassen bekommen“, meinte Dante und grinste zuversichtlich.
Aber Lucan schüttelte grimmig den Kopf. „Dieser Kerl ist anders. Er wird es uns nicht leicht machen. Er wird unsere Schritte vorhersehen. Er wird unsere Taktiken verstehen. Der Orden wird seine Strategien verbessern und die Anzahl der Mitglieder erhöhen müssen. Wir müssen die wenigen verbleibenden Kader überall auf der Welt mobilisieren und weitere Krieger einsetzen, je eher, desto besser.“
Gideon drehte sich auf dem Vordersitz um. „Meinst du, es ist der Gen-Eins-Angehörige von der Westküste, der die Rogues anführt?“
„Da bin ich mir sicher“, antwortete Lucan. „Er war heute Nacht in dem Hubschrauber auf dem Dach, wo er Gabrielle festgehalten hat.“ Er streichelte ihren Arm zärtlich und hielt dann inne, um sie anzusehen, so als ob ihr bloßer Anblick ihn beruhigte. „Und der Mistkerl ist kein Rogue – jetzt nicht, und vielleicht war er das auch nie. Irgendwann war er ein Krieger wie wir. Sein Name ist Marek.“
Gabrielle spürte einen kalten Hauch aus der dritten Sitzreihe des Geländewagens und wusste, dass Tegan Lucan nun ansah.
Lucan wusste es ebenfalls. Er drehte den Kopf, um dem starren Blick des anderen Kriegers zu begegnen. „Marek ist mein Bruder.“
34
Die Bedeutung von Lucans Worten hallte in ihnen nach, als sie aus dem Fahrzeug ausstiegen und den Fahrstuhl im Flottenhangar nahmen, um zum Quartier hinunterzufahren. Auf der Fahrt verschränkte die neben Lucan stehende Gabrielle ihre Finger mit seinen. Schock und Mitgefühl ergriffen ihr Herz, und als er zu ihr hinüberblickte, wusste sie, dass er die Besorgnis in ihren Augen lesen konnte.
Gabrielle sah ähnlich besorgte Blicke auch in den Augen von Lucans Kriegerbrüdern, eine unausgesprochene Bestätigung dessen, was diese Entdeckung bedeutete.
Irgendwann würde Lucan in die Situation kommen, seinen eigenen Bruder töten zu müssen.
Oder von ihm getötet zu werden.
Gabrielle hatte kaum eine Möglichkeit, diese schreckliche Neuigkeit zu verarbeiten, als sich schon die Fahrstuhltüren öffneten. Davor standen Savannah und Danika, die sehnsüchtig auf die Rückkehr der Krieger gewartet hatten. Es folgten eine erleichterte Begrüßung, Dutzende von Fragen über das Ergebnis der nächtlichen Mission, ebenso die besorgte Nachfrage, was um alles in der Welt Gabrielle dazu gebracht hatte, das Gelände zu verlassen, ohne ein Wort zu irgendjemandem zu sagen. Gabrielle war zu müde, um darauf zu antworten; zu erschöpft von der ganzen Tortur des heutigen Tages, um auch nur zu versuchen, das auszudrücken, was
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