Geliebte des Blitzes
Liberty erwähnen gehört. Offenbar wurde sie in einem anderen Trakt dieser Anstalt festgehalten, und er fragte sich, ob Faith sie wohl besuchen käme.
Er hatte eine der netteren Krankenschwestern gefragt, ob Faith die Schusswunde überlebt habe. Die Frau war freundlich genug, um ihm ein bestätigendes Lächeln zu schenken. Erleichtert wollte er es erwidern, doch seine Wut hatte die Erleichterung sofort verdrängt. Okay, sie war nicht tot, aber ein Teil von ihm war an der irischen Küste gestorben.
Ohne jeden Zweifel hatte ACRO die Platine inzwischen geortet und würde eine Offensive organisieren, um sie TAG zu entwenden. Sonst würde er alles daransetzen, so schnell wie möglich hier wegzukommen. Aber so, wie die Dinge lagen, wollte er ausharren, bis seine Freunde Faiths Organisation auseinandernahmen.
Bis dahin würde er all die wundervollen Erinnerungen an seine Teenagerjahre auffrischen.
Aber diese Klinik war anders als die Anstalt damals. Hier hatte man alle möglichen speziell begabten Typen einquartiert. Deshalb fand er die Klinik umso gefährlicher, und er fragte sich, wie viele Patienten hier wohl aus dem Grund festgehalten wurden, weil man sie als unkontrollierbar einstufte.
Bei ACRO gab es viele solche Leute. Und er musste dorthin zurückkehren, den Zorn über den Verrat loswerden, der tief in seiner Brust einen solchen Schmerz verursachte. Daran brauchte er nur zu denken, und schon begann die massive Stahltür in ihren Angeln zu stöhnen.
Wie ihm vage bewusstgeworden war, hatte man einen Telekinetiker vor der Zellentür postiert, der Wyatts Energien entgegenwirkte.
Das würde keine Rolle spielen – denn Wyatt war stärker, seine Kraft von seiner wahnsinnigen Wut intensiviert.
Und sein Herz gebrochen, sein Glaube verraten.
Faith.
Was für eine verdammte Ironie doch in ihrem Namen lag.
Erfüllt von heftigem Zorn, musste er sich kaum anstrengen, um die Tür aus den Angeln zu heben. Verbogen krachte sie mit Schwung in den Korridor, und schlug bei der Gelegenheit gleich ein paar Leute nieder.
»Geht aus dem Weg, Hurensöhne, ich entlasse mich selber«, erklärte er in ruhigem Ton, obwohl ihm das Herz bis zum Hals schlug.
Irgendjemand feuerte einen Tranquilizer-Pfeil auf ihn ab, und Wyatt nutzte seine Telekinese, stoppte das Geschoss mitten in der Luft und jagte es in die Brust des Schützen, der Sekunden später zusammenbrach.
Verbissen bekämpfte Wyatt den Schmerz und die Panik beim Anblick all der Weißkittel ringsum, versuchte die Erinnerung an jene grässlichen Tage und Monate und
Jahre zu verdrängen, wo er hilflos und verängstigt gewesen war … Verdammt, er musste die Platine finden und seine Mission zu Ende bringen.
Seine Telekinese arbeitete auf Hochtouren und beseitigte alles, was seinen Fluchtweg versperrte – bis er Hände auf seinem Körper spürte und er sich körperlich zu wehren begann.
Wie Gegenstände flogen die Leute davon. Verdammt, was ging da vor?
»Nein, ihr dürft ihn nicht verletzen.« Faiths Stimme drang in sein Bewusstsein. Hastig dezimierte er seine telekinetischen Energien, ehe sie ihr etwas zuleide taten.
Dann füllte eine plötzliche Stille alle Fasern seines Seins wie ein endloser Strom, und er starrte sie an.
Sie trug Leder, wie in jener ersten Nacht, wo er ihr geholfen – und in der sie ihn zum ersten Mal belogen hatte.
Nicht, dass er ganz ehrlich zu ihr gewesen wäre. Trotzdem hatte er sie nicht hintergangen – und alles getan, um das zu vermeiden. Noch einmal würde er nicht so weit gehen.
Erbost fletschte er die Zähne. »Ich brauche deine Hilfe nicht. Gar nichts brauche ich von dir.«
»Hier habe ich etwas für dich«, sagte sie leise, und der vertraute Akzent, nach dem er sich in den letzten Tagen so inständig gesehnt hatte, beruhigte seine aufgewühlten Nerven.
»Ja, ich wette, du hast etwas für mich, Faith.«
Die Hände zu Fäusten geballt, stand er da und wartete darauf, was sie als Nächstes vorhatte. Doch was jetzt kam, hatte nichts mit irgendwelchen Spezialtalenten zu tun.
»Ich hole Wyatt aus der Klinik. Er ist entlassen«, erklärte sie den Ärzten und Sicherheitsbeamten, die sich im Flur drängten. »Er sollte gar nicht hier sein. Niemals sollte er hier sein.«
Beinahe hätte er sie angeschrien, Zum Teufel mit dir, Geliebte – doch er konnte und wollte seine privaten Qualen nicht mit all den Fremden teilen, so wie sie es getan hatte.
Mit seinem Wutanfall hatte er schon zu viel preisgegeben.
Stattdessen schob er sich an ihr
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