Geliebte des Blitzes
liegen? Vor all den Jahren? Mit diesem verdammten Fluch?«
»Ja.«
»Scheiße, Dev! Wenn es stimmte, hätten die Medien bei ACRO es herausgefunden, jemand hätte mir davon erzählt.«
»Es war Kats Job, das zu verhindern. Unter ihrem Einfluss war dein Gehirn unergründlich.«
In Creed stieg irgendetwas hoch, etwas Dunkles und Gewaltiges, und er wusste nicht, ob es Kats Zorn war, den er spürte oder sein eigener. In diesem Moment ließ sich das eine nicht vom anderen trennen.
»Das wollte er dir selber sagen«, begann Dev zögernd. »Er dachte, er hätte noch mehr Zeit.«
»Zeit? Wofür?«
»Damit du begreifst, warum Oz dir erklärt hat, du müsstest ein gewisses Zeitfenster nutzen, wenn du Kat loswerden willst … Weil er wusste, er würde sterben.«
Creed starrte in Devs klare, rotgeränderte Augen. »Also sah er seinen eigenen Tod voraus?«
»Nicht auf den Tag genau. Doch er wusste, welches Opfer er bringen musste, wenn Darius nach der Entlarvung des Maulwurfs zurückkommen würde. Das tat er für mich. Mit diesem Schicksal lebte er, seit er neunzehn war. Vielleicht sogar noch länger. Er sagte, er habe Bescheid über mich gewusst, noch bevor er mir begegnet sei. Und er wusste auch, er würde sein Leben hingeben, um meines zu retten. Trotzdem liebte er mich. O Gott, er hätte mich hassen müssen für alles, was er durchmachte, weil ich ihn damals von mir wegstieß.«
»Großer Gott.« Erneut spürte Creed die Schmerzen, rieb seine Brust und merkte, dass er die gleiche Stelle berührte, wo die Kugeln seinen Bruder durchbohrt hatten. »Moment mal – das Zeitfenster – jetzt, da Oz tot ist …«
»Nun ist das Zeitfenster geschlossen, Creed. Tut mir leid. So verdammt leid. Aber Oz wollte dich nicht von Kat trennen, denn er fand, sie sollte dich auch weiterhin beschützen. Diese Entscheidung musste er sehr schnell treffen. Bitte, das musst du verstehen, er tat es nur zu deinem Besten.«
»Nein«, hörte sich Creed flüstern. »Unmöglich. Diese Entscheidung sollte ich selbst fällen – zusammen mit Ani. Wir stehen so kurz vor einer richtigen, dauerhaften Beziehung, wir brauchen nur noch ein bisschen Zeit. Und ich dachte, diese Zeit hätten wir.«
»So sehr ich es auch bedauere, Creed – der Einzige, der Kat von dir trennen konnte, war Oz.«
Creed hörte das Schluchzen, das sich seiner Kehle entrang.
Blind vor Tränen und Zorn, tastete er sich die Stufen hinab, durch Devs Haustür ins Freie.
Dev hielt ihn nicht zurück, und Creed schwang sich auf sein Motorrad. Viel zu schnell für einen Mann, der kaum sehen konnte, brauste er die Straße hinab.
In diesem Moment war ihm alles egal. Die Hoffnung auf eine friedliche Zukunft mit Annika war endgültig dahin. Dieses Glück würde Kat ihm niemals gönnen. Hilflos war er ihr ausgeliefert. Oz hatte für den Schutz seines Bruders gesorgt – und ihm gleichzeitig die Liebe seines Lebens geraubt.
18
W ÄHREND MLS KOCH EINE MAHLZEIT für die Hausgäste zubereitete, schlenderte Wyatt über die hintere Veranda und zum Strand hinab.
Es war fast Mitternacht. Heller als zuvor, warf der Mond Schatten auf das Wasser, und Wyatts Muskeln, vom Sex entspannt, begannen sich zu regen, sobald er das Meer sah. Er zog sein Hemd aus, stürmte zum Ufer, durch kleine Wellen, ließ sich von der Strömung hinaustragen.
So lange wie möglich blieb er unter Wasser und hielt den Atem an. Schließlich tauchte er empor und schüttelte den Kopf, drehte sich auf den Rücken und starrte zum Himmel hinauf.
Er liebte das Wasser, die Schwerelosigkeit, das Hin und Her der Wellen auf seiner Haut. Hier draußen fühlte er sich wohl, konnte dahintreiben, manchmal untertauchen und die Zärtlichkeiten des Meers genießen, als wäre es eine Liebhaberin. Im Atlantik gab es keine Probleme – kein einziges, das er nicht zu lösen vermochte.
»Wyatt!«
Er wandte sich zur Küste und sah Faith am Wasserrand stehen. Rings um ihre nackten Beine rauschte weißer Schaum. Lächelnd schwamm er zu ihr.
»Was gibt’s?«, fragte er und watete durch die Brandung.
»Das Essen ist fertig.«
»Großartig, ich bin fast verhungert.« Wie um diese Worte zu bestätigen, knurrte sein Magen.
»Hattest du heute nicht schon genug vom Wasser?«
»Davon kriege ich nie genug.« Er presste seinen nackten Körper gegen ihren trockenen, und sie lachte.
Arm in Arm wanderten sie zur Veranda hinauf, wo das Mittagessen bereits serviert war. Die Haushälterin brachte Wyatt ein Handtuch, damit er sich abtrocknen konnte,
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