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Geliebte des Blitzes

Geliebte des Blitzes

Titel: Geliebte des Blitzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney Croft
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ich das alles verdrängt. Bevor die Militärpolizei mich erwischen konnte, haben die von ACRO mich in Sicherheit gebracht. Die haben mich gerettet, gaben mir einen neuen Namen und ein neues Leben. Und ich kann mich an nichts aus jener Nacht erinnern, in der man Masons Leiche fand. Deshalb verstehe ich Schuldgefühle, die Verwandte betreffen, und das Bedürfnis, ihnen zu helfen. Wenn die Grundplatine mein Erinnerungsvermögen zurückholen könnte, würde ich das gnadenlos ausnutzen, bis zum Äußersten – kurz bevor sie in feindliche Hände fällt.«
    Er ließ den Kopf hängen und fühlte sich, als hätte das Geständnis alles Leben aus ihm herausgesaugt.

    Mit starken Händen drückte Faith ihn auf die weiche Matratze. »Es ist keine Schande, wenn man um Hilfe bittet – wenn man Hilfe braucht. Das weißt du doch?«
    Er lachte leise. »Ja, du selber beherrschst diese Kunst.«
    »Nun, ich versuche es zumindest. Zusammen mit dir.«
    »Ich weiß.«
    »Noch nicht ganz. Aber du wirst es erfahren.« Sie sprach sehr langsam. Statt ihn anzuschauen, starrte sie zu Boden. »Leg dich hin. Mach’s dir bequem. Ich werde bei dir bleiben, die ganze Zeit – und dich beschützen. «
    »Hast du etwa Angst, ich könnte mir selbst was antun? «
    »Nein, ich hab Angst, du lässt dich nicht heilen. Und du musst genesen.«
    »Ach was«, murmelte Wyatt und entspannte sich auf dem Bett. »Sieh mal, ich bin müde – vielleicht sollte ich mich erst mal ausruhen, und wir kümmern uns später um die beschissene Welt der Gefühle …«
    »Nein, nicht später. Das müssen wir sofort in Ordnung bringen. Sonst wirst du noch eine lebende Bombe, von der keiner weiß, wann sie hochgeht.«
    So kam er sich schon jetzt vor. »Ich erinnere mich nur, wie ich in diesem Büro stand, damals, auf der Bohrinsel, wo ich aufwuchs. Da ist Mason, mein Halbbruder. Und er lacht.«
    »Du auch?«
    Die Augen geschlossen, schüttelte Wyatt heftig den Kopf. In seiner Fantasie färbte sich die Szene rot und orangegelb. »Nein, ich lache nicht.«
    »Und was dann?«

    »Das Nächste, woran ich mich erinnere – meine Hände auf Masons Wangen.« Er wusste genau – eine kurze, kraftvolle Drehung genügte, um einem Mann das Genick sauber zu brechen. »Ich habe ihn getötet, Faith. Eine andere Erklärung gibt es nicht. Da existiert ein Video, das zeigt mich, wie ich auf die Bohrinsel schleiche. Warum sollte ich sonst hingegangen sein?«
    Als sie seine Brust berührte, empfand er sofort den vertrauten Trost. Die Schwindelgefühle ließen nach, und er hörte Faith sagen: »Denk nach, Wyatt.«
    Er kniff die Augen noch fester zusammen und dachte an jenen Tag im September. Während seines Urlaubs hatte er die Bohrinsel aufgesucht – aber warum? Nachdem er mit neunzehn zum Militär gegangen war, hatte er den Kontakt zu seiner Familie abgebrochen. Wenn er damals zurückgekehrt war, musste etwas Besonderes geschehen sein.
    »Wer war an diesem Tag sonst noch auf der Plattform? «
    »Mein Vater.«
    »Hast du ihn gesehen und mit ihm gesprochen?«
    »Erst nach Masons Tod. Er kam hinzu und fand mich, über die Leiche gebeugt.«
    »Wo war deine Mutter?«
    »Sie starb kurz nach meiner Rekrutierung.«
    Allzu nahe hatte er seiner Mutter nie gestanden. Er respektierte sie, wie ein pflichtbewusster Sohn. Aber er litt darunter, dass sie für sein Talent kein Verständnis hatte. Schon in jüngeren Jahren hatte er es ihr vorgeführt, ihr ganz allein – und danach hatte er ihr immer wieder neue Tricks gezeigt, sobald er sie beherrschte.

    In seiner Teenagerzeit verriet sie ihn an den Vater. Das war der endgültige Nagel zu seinem Sarg, weshalb sie ihn in die Klinik schickten.
    »Wie ist sie gestorben?«
    »Angeblich an einem Herzanfall. Als es geschah, war ich nicht auf der Insel.« Von Wyatts Füßen stieg Eiseskälte nach oben. Innerhalb weniger Sekunden zitterte er und rollte sich wie ein Fötus zusammen. Ringsum hörte er Gegenstände zerbrechen, seine telekinetischen Kräfte waren außer Kontrolle geraten.
    »Hör zu, Wyatt, du musst dich beruhigen. Was hatte Mason mit alldem zu tun?«
    »Keine Ahnung.« Seine Zähne klapperten so vehement, dass er seine eigenen Worte kaum verstand.
    »Wyatt?« Sie umfasste seinen Oberarm und drückte seinen Bizeps zusammen. »Gleich wirst du ein Prickeln in deinem Kopf spüren. Das bin nur ich. Jetzt werde ich deinen Hippocampus beeinflussen, dein Erinnerungszentrum. «
    Durch seine Adern strömte besänftigende Wärme, verscheuchte den Schauer, der seinen

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