Geliebte des Feuers
»Zuerst dachte ich, es wären Cops, weil vielleicht jemand bemerkt hat, wie du in diese Tatorte eingebrochen bist.« Dean wollte widersprechen, aber Koni hob die Hand. »Ich weiß. Irgendwas stimmt nicht. Cops würden nicht einfach nur so herumstehen, sondern hätten dich längst angehalten und festgenommen. Es gäbe keinen Grund, es nicht zu tun.«
»Mir gefällt gar nicht, worauf das hier hinausläuft«, sagte Dean.
»Mir auch nicht. Es wäre mir fast lieber, sie gehörten zu den Cops.«
Dean brachte es nicht über sich, ihm zu widersprechen, obwohl er versprochen, ja sogar geschworen hatte, einen Blutschwur geleistet hatte, dass er und Koni immer unterhalb des Radars der Behörden operieren würden. Und dies nicht nur, weil das, was sie taten, mehr oder weniger illegal war. Wenn sie die Aufmerksamkeit der örtlichen Behörden auf sich zogen, beschwor das weit unangenehmere Konsequenzen herauf als eine Nacht im Knast. Zum Beispiel Fragen. Vielleicht sogar die Neugier der Medien. Was sehr schlecht war, weil es zahlreiche Leute gab, die nicht verstehen würden, warum eine international respektierte Detektivagentur wie Dirk & Steele die mörderischen Bemühungen eines Brandstifters auf der anderen Welthalbkugel untersuchte, selbst wenn diese Verbrechen noch so grauenvoll waren. Immerhin waren keine Amerikaner gestorben, und dies hier war auch ein Land, in dem der Besitz von Handfeuerwaffen illegal und Feuer nur eine andere Art von Waffe war, wie Haushaltschemikalien, Messer, Rattengift, Seile oder was auch immer sich jemand mit Mordgelüsten beschaffen konnte.
Und dabei spielte es auch keine Rolle, dass Dirk & Steele eine stillschweigende Vereinbarung mit gewissen taiwanesischen Regierungsbeamten hatte, die in Schlüsselstellungen saßen. Die Polizei von Taipeh würde die Vorstellung nicht sonderlich zu schätzen wissen, dass sie auf der Suche nach ihrem Mörder Hilfe benötigte, obwohl das so war. Die örtlichen Behörden argumentierten, der Mangel an Indizien sei dem Genie des Täters zuzuschreiben oder einfach nur dem reinen Glück. Dean konnte keine der beiden Möglichkeiten hundertprozentig ausschließen. Aber nach diesem Abend, nach den letzten Tagen, war er ziemlich sicher, dass weder Intellekt noch Glück etwas mit den Morden zu tun hatten. Sondern Macht. Grausamkeit. Wenn es einen anderen Grund gab, Menschen einfach in Brand zu setzen, dann würde er ihn sehr gerne erfahren.
»Also«, meinte Koni. »Wie lautet der Plan?«
»Es gibt keinen«, erwiderte Dean. »Wir beenden, was wir angefangen haben, und machen diesen Feuern ein Ende. Alles andere improvisieren wir.«
»Klingt gefährlich. Wie üblich.«
»Wenn du flaumige Betthäschen und ein glückliches Ende willst, solltest du lieber abschwirren, Kumpel, und dich nicht umsehen. Es wird eine raue Nacht. Es ist schon eine raue Nacht.« Er zögerte und hob ein wenig sein Hemd.
Koni blinzelte. »Du blendest mich, Dean. Hör auf, bitte.«
Dean verdrehte die Augen. »Sieh hin. Ich habe eine neue Verletzung. Sie stammt von heute Nacht. Jemand hat mir in die Brust geschnitten. Und mich in Brand gesetzt. Und zwar während ich in meinem Hotelzimmer lag.«
»Dean ...«
»Nein. Das ist kein Scherz.«
Koni starrte die Wunde an. »Das ist unmöglich. Du verarschst mich. Es ist völlig ausgeschlossen, dass er dich enttarnt haben kann.«
Von wegen vollkommen, dachte Dean. Aber mit dem Unerwarteten zu rechnen gehörte zum Spiel. Dieses Feuer und die Wunde in seiner Brust, das waren Zeichen. Zeichen, dass er die Sache vermasselt hatte, dass der Killer einfach zu gut war, Zeichen, dass er ihnen über war. Zeichen und Omen, die eine Zukunft ankündigten, die viel zu heiß für sie war. Und zwar im wörtlichen Sinn.
Vielleicht hätte ich nichts sagen sollen, dachte Dean, schob den Gedanken jedoch rasch beiseite. Es wäre sicher einfacher gewesen, die Klappe zu halten, aber es wäre eine Lüge gewesen, eine Unterlassungslüge. Und hier stand nicht nur sein eigenes Leben auf dem Spiel. Wenn der Killer von Dean wusste, war Koni vielleicht bald der Nächste. Und wenn diese Männer auf der Straße ihnen folgten ...
Er musste die Risiken in Erfahrung bringen. Alle Risiken.
Dean wartete schweigend. Koni musterte ebenso schweigend sein Gesicht, dann beugte er sich vor und untersuchte sorgfältig die Narbe, ohne sie jedoch zu berühren.
»Ich lüge nicht«, erklärte Dean schließlich.
»Das sehe ich«, antwortete Koni. »Aber es ist trotzdem unmöglich. Ich sehe
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