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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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keinerlei Spuren von Feuer. Keine Brandnarben. Und du lebst noch. Unser Killer lässt niemanden am Leben, Dean.«
    »Jedenfalls hat er niemanden am Leben gelassen, den wir kennen.«
    »Und du bist sicher, dass er es war?«
    »Ich bin mir bei gar nichts sicher, aber was bedeutet das alles? Feuer! Und wir jagen einen Serienmörder, der möglicherweise ein Pyrokinetiker sein könnte? Sag mir, ob das nicht etwas zu viele Zufälle sind.«
    »Ich glaube nicht an Zufälle. Aber ich musste die Frage stellen.«
    »Vertrau mir. Ich hätte dieses Feuer nur zu gern einem Alptraum zugeschrieben. Aber an diesem Schnitt ist nichts Imaginäres.«
    »Er ist sehr tief. Du solltest eigentlich bluten. Die Wunde muss genäht werden.«
    »Es war ein sauberer Schnitt. Kein Blut. Nur die Wunde.«
    »Gott. Du bist ... fertig.«
    Deans Miene verfinsterte sich. »Wenn mich der Mörder kennt und mich diese Scherzbolde da draußen jetzt verfolgen ...«
    »Wie gesagt. Völlig fertig. Wir sind beide geliefert.« Koni lehnte sich wieder an die Betonwand und schloss die Augen. »Ich brauche etwas zu trinken. Und eine Zigarette. Ich bin zu müde für diesen Scheiß.«
    »Und wie fühle ich mich wohl, was glaubst du?« Dean zog das T-Shirt wieder herunter. »Glaubst du, dass diese Kerle da draußen für unseren Killer arbeiten?«
    »Wenn ja, haben wir es mit einem größeren Problem zu tun als mit einfachem Mord.«
    »Das hier ist gut organisiert. Wir haben eine ausgewachsene Organisation am Hals«, sagte Dean. »Keinen einzelnen Psychopathen, der gern mit Feuer zündelt.«
    Die beiden Männer starrten sich an.
    »Dean«, bemerkte Koni schließlich gedehnt. »Wir brauchen einen besseren Plan.«
    »Koni«, antwortete Dean genauso gedehnt. »Ich muss zu diesem Tatort, und zwar sofort.«
    »Du spielst den Köder. Diese Kerle kannst du nicht abschütteln.«
    »Ich habe keine Wahl. Woanders werden wir keine Antworten finden.« Dean sah, dass die beiden Männer ihn noch immer beobachteten, ungeniert und selbstsicher. Das war kein gutes Zeichen. Er hätte ihnen gern den Stinkefinger gezeigt oder sie zu sich gewunken, zu einem Fingerhakeln auf Leben und Tod. Ihm wäre alles recht gewesen, um das Rätsel zu lösen, für wen sie arbeiteten.
    Denk nicht mal dran. Riskier das bloß nicht. Nicht jetzt!
    »Also gut«, meinte Koni. »Gehen wir.«
    »Du kommst mit? Zu Fuß?«
    »Tu nicht so überrascht. Meine Beine bewegen sich genauso gut wie meine Flügel.« Koni drängte sich an ihm vorbei, verließ die Gasse und bog nach rechts auf die Straße ein. Er bewegte sich schnell und gönnte sich nur einen kurzen Blick auf die Männer auf der anderen Straßenseite. Sie reagierten nicht, zuckten nicht einmal mit der Wimper. Dean drehte sich um, um sie zu beobachten, ging rückwärts, legte einen kurzen Moonwalk aufs Trottoir, weil es letztlich keine Rolle mehr spielte, ob er weiter auf seriös und mürrisch machte. Er lächelte die Männer an, zielte mit ausgestrecktem Zeigefinger auf sie, ließ den Daumen wie den Hahn einer Pistole vorschnellen und bewegte die Lippen. Peng, peng. Ihr seid tot.
    Koni sah ihn missbilligend an. »Jedes Mal, wenn ich anfange, einen zarten Respekt vor deiner Intelligenz zu entwickeln, machst du so einen Mist.«
    »Das ist eine Gabe von mir«, erwiderte Dean. »Sowohl meine Überlebensfähigkeit als auch meine Intuition sind unerschöpflich.«
    »Ha.« Koni wich mit einer merkwürdig trippelnden Bewegung einem Scherbenhaufen auf der Straße aus. Er trug keine Schuhe. Um sie herum glitzerte noch mehr Glas auf der Erde, Müll, dunkle Pfützen, die aus einem Rinnsal aus Schläuchen gespeist wurden, mit denen Frauen Gemüse und kleine Kinder wuschen. Koni beschwerte sich nicht, aber Dean fühlte, wie der Müll unter den Sohlen seiner Turnschuhe knirschte.
    »Du hättest mir deine Reisetasche geben können«, sagte er ruhig. »Das wäre kein Problem gewesen.«
    »Ich bin nicht gern auf jemanden angewiesen«, antwortete Koni. »Nichts für ungut. Ich bin es einfach gewohnt, für mich selbst zu sorgen.«
    »Du arbeitest schon seit mehr als einem Jahr bei der Agentur«, erinnerte ihn Dean. »Du müsstest wissen, dass du dich auf uns verlassen kannst.«
    Koni schwieg, und Dean drängte nicht. Es gab keine Formel, mit der man einen Mann zwingen konnte, sich in einer Gruppe von Menschen wohlzufühlen, die wie eine Familie zusammengluckte. Dean fiel das leicht. Es war ihm schon immer leichtgefallen. Bereits beim ersten Treffen hatte er sich dort

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