Geliebte des Schattens - Kenyon, S: Geliebte des Schattens - Seize the Night (Dark Hunter 07)
Patrouillen dort Talon oder Jean-Luc zu überlassen, während ich die Gegenden durchkämme, in denen niemand Nick kennt.«
»Und Zarek?«
Er erwiderte nichts darauf.
Sie bogen in die Dumaine Street. Nach wenigen Metern überkam Tabitha ein merkwürdiges Gefühl. »Daimons«, flüsterte sie. Erst als Valerius sie losließ, wurde ihr bewusst, dass sie laut gesprochen hatte.
Er zog einen Dolch heraus und hob prüfend den Kopf, als versuche er, einen Geruch wahrzunehmen.
Nichts.
Tabitha spürte die Anwesenheit des Bösen, konnte sie jedoch nicht genauer lokalisieren.
Sie hörte ein Pfeifen, ehe schlagartig eine Windbö aufkam, die durch die Straße wehte und leises, hysterisches Gelächter herantrug.
»Tabitha …«
Beim Klang ihres geflüsterten Namens gefror ihr das Blut in den Adern.
»Wir kommen dich holen, kleines Mädchen.« Das Gelächter wurde zuerst lauter, dann verklang es.
Angst schnürte ihr die Luft ab.
»Wo seid ihr?«, rief Valerius.
Keine Antwort.
Valerius legte die Arme um Tabitha, während er mit all seinen Sinnen wahrzunehmen versuchte, wer oder was da gesprochen hatte. Vergeblich.
»Tabitha?«
Valerius fuhr herum, als eine Stimme direkt vor ihm erklang.
Es war nichts Menschliches. Und auch kein Daimon. Ein Geist.
Der Geist öffnete den Mund zum Schrei, ehe er sich in einen Dunstschleier verwandelte, der über sie hinwegglitt und ein Gefühl eisiger Kälte in ihr heraufbeschwor.
Es war, als hätte etwas ihre Seele berührt.
Valerius spürte, wie Tabitha zu zittern begann, musste ihr jedoch zugutehalten, dass sie weder schrie noch sonstwie die Beherrschung verlor.
»Ist es weg?«, fragte sie schließlich.
»Ich glaube schon.« Zumindest spürte er das Wesen nicht mehr.
»Was war das?«, fragte sie mit einem winzigen Anflug von Hysterie in der Stimme.
»Ich bin nicht sicher. Hast du es wiedererkannt? Oder die Stimme?«
Sie schüttelte den Kopf.
Ein menschlicher Schrei ertönte.
Valerius ließ sie los und ging in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war, in der Gewissheit, dass Tabitha direkt hinter ihm war, wo sie am besten auch blieb. Ein Angriff dieses Wesens aus dem Hinterhalt war so ziemlich das Letzte, was er gebrauchen konnte.
Wenig später erreichten sie die schmale dunkle Mauernische, aus der der Schrei gedrungen war.
Leider kamen sie zu spät. Ein Junge lag zusammengesunken auf dem Boden.
»Bleib zurück«, wies Valerius Tabitha an und ging langsam auf die Gestalt zu.
Tabitha wollte widersprechen, doch eigentlich verspürte sie keinerlei Bedürfnis, das Offensichtliche bestätigt
zu bekommen. Sie hatte mehr Leichen gesehen, als ihr lieb war.
Valerius kniete sich hin und tastete nach dem Puls. »Er ist tot.«
Tabitha bekreuzigte sich und sah weg. Ihr Blick blieb an einem Schriftzug an der Hausmauer hängen. Griechische, in Blut geschriebene Buchstaben prangten an den alten, ausgeblichenen Ziegeln. Tabitha sprach zwar die Sprache, konnte sie jedoch nicht lesen. »Weißt du, was da steht?«
Valerius blickte auf. Seine Züge verhärteten sich. »›Tod denen, die sich einmischen‹, steht da.«
Kaum hatte er die Worte laut ausgesprochen, verschwanden sie auch schon. Tabitha schluckte, während sie eine neuerliche Woge der Panik erfasste. »Was passiert hier, Val?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte er, zog sein Telefon heraus und wählte die Nummer von Tate, dem amtlichen Leichenbeschauer und langjährigen Freund der Dark Hunter.
»Es wundert mich, dass Tate überhaupt mit dir redet«, sagte sie, nachdem Valerius das Gespräch beendet hatte.
»Auch er kann mich nicht leiden, aber nachdem Ash ein Wörtchen mit ihm geredet hat, toleriert er mich zumindest.« Valerius trat neben sie. »Wir sollten lieber verschwinden, bevor Tate hier mit der Polizei auftaucht.«
»Stimmt«, bestätigte sie und kämpfte gegen das flaue Gefühl in der Magengegend an. »Meinst du, wir sollten Ash anrufen und ihm sagen, was passiert ist?«
»Wir wissen doch gar nicht, was vorgefallen ist. Die Zeit war zu kurz, als dass der Daimon ihn töten und seine Seele rauben konnte.«
»Was hat das alles dann zu bedeuten?«
»Habt ihr, du und deine Schwester, irgendetwas ausgeheckt?«
»Nein!«, erwiderte sie empört.
»Tja, irgendetwas hat es auf dich abgesehen, Tabitha, und bis wir wissen, was es ist, sollte ich dich besser nicht aus den Augen lassen.«
Tabitha stimmte ihm aus vollem Herzen zu. Offen gestanden wollte sie keine Sekunde von ihm getrennt sein. Nicht, solange die
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