Geliebte des Schattens - Kenyon, S: Geliebte des Schattens - Seize the Night (Dark Hunter 07)
müsst ihr beide zusammenbleiben und aufeinander aufpassen. Desiderius ist der Sohn von Dionysos. Und Dionysos ist wegen des Vorfalls vor drei Jahren während des Mardi Gras immer noch wütend auf mich. Ich glaube zwar nicht, dass er dumm genug
ist, Desiderius zu helfen, aber man kann nie wissen.«
Er warf Tabitha einen bedeutungsschwangeren Blick zu. »Selbst wenn Daddy ihm nicht hilft, verfügt Desiderius immer noch über ausreichend göttliche Mächte, die tödlich sein können, wie du zweifellos weißt.«
»Allerdings«, bestätigte sie sarkastisch bei der Erinnerung daran, wie er und seine Daimons ihre Freunde erbarmungslos niedergemäht hatten. »Ich erinnere mich lebhaft daran.«
Ash wandte sich an Valerius. »Desiderius kann Menschen manipulieren, ja, sogar Besitz von ihnen ergreifen, wenn man es so ausdrücken will. Tabitha ist so starrsinnig, dass nur eine Sache von ihr Besitz ergreifen kann - der Geist der Schokolade. Insofern haben wir Glück. Aber Marla könnte eine Schwachstelle sein. Otto sollte auch kein Problem sein, aber bei den anderen … vielleicht möchtest du sie ja lieber für eine Weile wegschicken.«
Tabitha sah Valerius an, dessen Miene verriet, dass er lieber sterben würde. »Ich kriege das schon hin.«
»Irgendwann musst auch du schlafen. Einer der Bediensteten könnte in dein Schlafzimmer eindringen und dich töten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur einer von ihnen dich so heiß und innig liebt, dass er eine Sekunde zögern würde, Desiderius’ Anweisungen zu befolgen, so wie Kyrians Koch es getan hat.«
Valerius’ Nasenflügel bebten.
Ash ignorierte den Schmerz, den Tabitha in Valerius spürte. »Ihr beide müsst das zusammen durchstehen. Ich muss Janice und Jean-Luc warnen.« Wieder wandte er sich Tabitha zu. »Pack ein paar Sachen zusammen und zieh für eine Weile zu Valerius.«
»Was ist mit dem Laden?«
»Marla soll sich darum kümmern.«
»Aber …«
Ashs Züge verhärteten sich. »Keine Widerrede, Tabitha. Desiderius ist eine nicht zu unterschätzende Macht, die einen gewaltigen Groll gegen dich, deine Schwester und Kyrian hegt. Diesmal macht er ernst. Er wird euch umbringen. Alle drei.«
Unter normalen Umständen hätte sie sich allein aus Trotz mit ihm angelegt. Doch niemand widersprach Ash, wenn er es ernst meinte. »Also gut.«
»Du hast ebenfalls deine Order, General«, sagte Ash im Befehlston zu Valerius.
Valerius quittierte die Bemerkung mit einem sarkastischen römischen Salut.
Ash verdrehte die Augen und verschwand.
Sie waren wieder allein. Valerius sah Tabitha wortlos an. Der Zorn loderte so sehr in seinem Innern, dass sie den Schmerz am eigenen Leib spüren konnte.
»Was ist?«, fragte sie.
Wortlos trat er zu dem Foto von Amandas Hochzeit und löste mit einem Fluch den Russell-Crowe-Schnipsel von Kyrians Gesicht. »Ich hätte es wissen müssen. Gleich an dem Tag, als du mir gesagt hast, dass sie Amanda heißt.«
Der angewiderte Ausdruck auf seinem Gesicht ärgerte sie. »Das stimmt. Aber ich heiße Tabitha und nicht Amanda. Was hat denn das mit all dem zu tun?«
Doch er hörte ihr nicht länger zu.
Stattdessen verließ er wortlos das Zimmer und ging nach oben. Sie fuhr zusammen, als die Tür mit einem lauten Krachen ins Schloss fiel.
»Na gut«, sagte sie laut. »Führ dich ruhig auf wie ein Kleinkind. Mir ist das egal.«
Reglos saß Valerius auf der Bettkante. Seine Gedanken überschlugen sich.
Die Zwillingsschwester von Kyrians Ehefrau hatte ihm das Leben gerettet. Das war der Knüller, der absolute Knüller. Zweitausend Jahre lang hatte er erfolgreich versucht, dem Griechen aus dem Weg zu gehen, um ihm nicht wehzutun, indem er ihn durch seine Anwesenheit daran erinnerte, was Valerius’ Familie ihm damals angetan hatte, und nun …
Beim Gedanken an den schmählichen Verrat an Kyrian biss er die Zähne zusammen. Valerius’ Großvater, dem Valerius wie aus dem Gesicht geschnitten war, hatte Kyrians Frau Theone vor all den Jahren verführt und sie zum Verrat an ihrem Ehemann benutzt. Kyrian war nicht auf dem Schlachtfeld gefangen genommen worden, wie es für einen Mann seines Standes angemessen gewesen wäre. Nein, seine Frau hatte ihn bei dem Versuch, sie zu retten, in ihrem eigenen Haus unter Drogen gesetzt und dann dafür gesorgt, dass er in die Hände seines Todfeindes fiel.
Bei der Erinnerung daran, wie sein Großvater und sein Vater den General wochenlang gequält hatten, aus purer Freude und um ihm ein paar
Weitere Kostenlose Bücher