Geliebte des Schattens - Kenyon, S: Geliebte des Schattens - Seize the Night (Dark Hunter 07)
Informationen zu entlocken, drehte sich Valerius der Magen um. Kyrians Schreie gellten bis zum heutigen Tage in seinen Ohren, ebenso wie der Anblick des blutüberströmten, halb zu Tode geprügelten Mannes. Kyrian hatte am Boden gelegen, in seinen Augen stand Schmerz. Nur einmal in all den Wochen waren sich ihre Blicke begegnet, und der
Ausdruck in Kyrians Augen hatte sich unwiderruflich in seine Seele gebrannt.
Schlimmer noch - Valerius erinnerte sich an das Gelächter seines Großvaters in jener Nacht, als Kyrian ans Kreuz genagelt worden war, nachdem sein Vater ihn zu retten versucht hatte.
»Du hättest sein Gesicht sehen müssen, als seine Frau in meinen Armen kam. Direkt vor seinen Augen. Ich habe sie dazu gebracht, dass sie vor Verlangen gestöhnt und darum gebettelt hat, meinen Schwanz in sich zu haben, während er zusehen musste. Zu schade, dass er gestorben ist, bevor er mit ansehen konnte, wie ich sie danach hinausgeworfen habe.«
Valerius hatte niemals nachvollziehen können, wie man so grausam sein konnte. Es genügte vollauf, einen Feind zu besiegen, doch seine Frau vor seinen Augen zu nehmen …
Und nun war er hier und schlief mit der Zwillingsschwester von Kyrians heutiger Ehefrau.
Manchmal wiederholte sich die Geschichte eben doch.
Acheron hatte all das gewusst und ihm nichts davon gesagt. Weshalb bestand der Anführer der Dark Hunter darauf, dass sie zusammenblieben, wenn er doch wusste, was das für Kyrian bedeutete? Das war völlig unlogisch. Genauso unlogisch wie die Tatsache, dass Tabitha ihn rettete, obwohl sie wusste, wie sehr Kyrian ihn hasste.
Bei Jupiter - dieser Mann hatte jedes Recht der Welt, ihm den Tod zu wünschen. Kein Wunder, dass Selena ihm so hasserfüllt gegenübergetreten war. Es grenzte an ein Wunder, dass sie als Kyrians Schwägerin nicht noch viel rabiater auf ihn losgegangen war.
Die Tür ging auf.
Valerius spannte sich an, als Tabitha hereinkam. Ohne ein Wort zu sagen, begann sie einen kleinen Koffer zu packen … voller Waffen.
»Was tust du da?«, fragte er.
»Was Ash gesagt hat. Ich ziehe für eine Weile zu dir.«
»Wieso gehst du nicht zu Kyrian und Amanda?«
»Weil ich Ash vertraue. Wenn er sagt, ich soll bei dir bleiben, dann tue ich das auch.«
»Und wirst du mich auch anspucken?« Die Frage war über seine Lippen gekommen, ehe er es verhindern konnte.
Tabitha hielt inne und sah ihn an. »Wie bitte?«
Ein Muskel zuckte in Valerius’ Wange. »Genau das tut deine Schwester jedes Mal, wenn sie mich sieht. Ich habe mich nur gefragt, ob ich sicherheitshalber auf Spuckabstand bleiben sollte.«
Hätte er die Worte nicht todernst gemeint, wäre Tabitha in Gelächter ausgebrochen. Er stand auf und ging zur Tür. Bevor er hinausgehen konnte, trat Tabitha vor ihn und knallte die Tür zu. Er musterte sie herablassend. »Welche Laus ist dir eigentlich über die Leber gelaufen?«, fragte sie.
»Wie bitte?« Sein Tonfall war ebenso eisig wie seine Miene.
»Okay, es gibt ein paar Dinge, die du über mich wissen solltest. Erstens lasse ich mich von keinem verarschen. Zweitens sage ich immer, was ich denke. Ich mache kein Geheimnis aus meiner Meinung.«
»Das habe ich gemerkt.«
Sie ignorierte den Einwurf. »Und drittens besitze ich ausgeprägte empathische Fähigkeiten. Du kannst so lässig
tun, wie du willst, aber am Ende des Tages empfinde ich genau dasselbe wie du. Also spiel hier nicht den geheimniskrämerischen Eisklotz. Ich weiß, was los ist. Und es nervt mich.«
Sein Kiefer wurde schlaff. »Du besitzt empathische Fähigkeiten?«
»Ja. Ich weiß, dass dich Ashs Anwesenheit in der Küche vorhin gekränkt hat, aber nicht, warum das so war. Und ich habe deine Wut gespürt, als du Kyrians Gesicht auf dem Foto entdeckt hast.« Sie hob die Hand und legte sie auf seine Wange. »Stille Wasser sind tief, hat meine Mutter immer gesagt. Die einzigen Male, als dein Handeln mit deinen Gefühlen im Einklang stand, war letzte Nacht, als wir im Bett lagen, und vorhin, als du die Tür zugeknallt hast.«
Er versuchte, sich ihr zu entziehen, doch sie ließ ihn nicht los. »Lass mich nicht einfach stehen, Val. Setz dich mit mir auseinander.«
»Ich verstehe dich nicht.« Sein Herz hämmerte. »Ich bin es nicht gewöhnt, dass mich jemand mag, schon gar nicht Leute, die jedes Recht auf der Welt haben, mich zu hassen.«
»Weshalb sollte ich dich hassen?«
»Weil meine Familie das Leben deines Schwagers zerstört hat.«
»Mein Onkel Sally war ein Kredithai, der von einem
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