Geliebte des Schattens - Kenyon, S: Geliebte des Schattens - Seize the Night (Dark Hunter 07)
Sie legte den Kopf schief und küsste ihn.
Gerade als ihr Kuss inniger wurde, läutete das Telefon. Mit einem Fluch stand sie auf und ging an den Apparat.
Amanda. Wieder.
Tabitha lauschte mit einem Ohr, während ihre Schwester irgendetwas über Marissa, Kyrian und einen weiteren Traum faselte.
Erst als der Name »Desiderius« fiel, horchte sie auf.
»Wie war das?«, fragte sie und zwang sich, nicht zu Valerius hinüberzusehen, der die Pizza beäugte, als wäre sie ein UFO.
»Ich sagte, ich habe Angst, Tabby. Und zwar richtig Angst. Ich habe während des Mittagsschlafs heute geträumt, Desiderius hätte mich und Kyrian getötet.«
8
Völlig erschüttert legte Tabitha den Hörer auf. Noch nie hatte sie Amanda so verängstigt erlebt. Sie kannte die Kräfte ihrer Schwester, und das ließ nur einen Schluss zu: Amanda hatte ihren eigenen Tod vorhergesehen.
Ohne zu zögern, rief Tabitha Acheron an.
»Hey, Ash«, sagte sie und bemerkte, dass Valerius von seiner Pizza aufsah. »Ich habe ein Problem. Amanda hat gerade angerufen und mir erzählt, sie hätte ihren eigenen Tod vorhergesehen, und mir ist heute Nacht etwas wirklich Unheimliches passiert. Es …«
»Was denn?«, fragte Ash, der unvermittelt vor ihr stand.
Eine Sekunde lang starrte Tabitha erschrocken die Gestalt an. Dieser Mann konnte einem wirklich Angst machen.
Sie legte den Hörer auf und erzählte ihm alles, einschließlich der Details über den Geist, der ihr in der Nacht zuvor erschienen war.
Ein abwesender Ausdruck trat in Ashs Augen, während er den Kopf schief legte, als lausche er auf irgendetwas.
»Kannst du ihren Tod sehen?«, fragte sie.
Ash stand da und versuchte mit hämmerndem Herzen den Nebel zu lichten, der Amandas und Kyrians Zukunft umgab.
Er sah nichts. Er hörte nichts.
Verdammt. Genau aus diesem Grund gab er sich alle Mühe, niemanden zu nahe an sich heranzulassen. Wann immer er sich gestattete, für jemanden etwas zu empfinden oder denjenigen zu einem Teil seiner eigenen Zukunft zu machen, verlor er seine Fähigkeit, das Schicksal dieses Menschen zu erkennen.
Am schlimmsten war, dass er, was Amanda und Kyrian betraf, nichts als tiefe Schwärze ausmachen konnte.
»Rede mit mir, Ash.«
Die Panik in Tabithas Stimme war unüberhörbar, und er spürte, dass ihre Gedanken sich überschlugen, während sie mit aller Macht vergeblich nach irgendetwas suchte, was sie trösten könnte.
Doch selbst ihre Zukunft entzog sich ihm.
»Ihr Schicksal war es, glücklich zu sein«, erklärte er leise. Das Schlüsselwort seiner Aussage stellte das war dar . Freier Wille konnte den Lauf des Schicksals verändern, und genau das passierte jetzt.
Aber was hatte sich verändert?
Etwas musste passiert sein, das hatte Amanda im Schlaf gesehen.
Sein Vertrauen in Amandas Fähigkeiten war groß genug, um ihre Worte nicht in Zweifel zu ziehen. Wenn sie ihren und Kyrians Tod vorhersah, war er durchaus wahrscheinlich, es sei denn, es gelang Ash rechtzeitig, die Ursache für die Veränderung herauszufinden und das Schicksal abzuwenden.
Ash schloss die Augen und konzentrierte sich darauf, einen Blick in die Seelen der Menschen zu werfen, auf der Suche nach irgendetwas, wodurch sich Amandas Schicksal ändern ließ. Doch er konnte nichts finden.
Nichts.
Verdammt!
»Erklär mir genau, was heute Nacht vorgefallen ist«, forderte Ash Tabitha auf.
Erneut schilderte Tabitha die Begegnung mit dem Geist, während Valerius weitere Details hinzufügte.
»Urian!«, rief Ash.
Tabitha runzelte die Stirn. Ash benahm sich äußerst merkwürdig, Tabitha entging seine leise Besorgnis nicht. »Wer ist Urian?«, fragte sie.
Sekunden später erschien ein weiterer, geradezu unverschämt attraktiver Mann in ihrer Küche - Ashs Kontaktmann zu den Spathis, ganz in Schwarz gekleidet mit langem blonden Haar und leuchtend blauen Augen.
Er sah alles andere als erfreut aus. »Rede gefälligst nicht in diesem Ton mit mir, Ash. Er gefällt mir nicht, völlig egal, wer du bist«, sagte er.
»Es interessiert mich nicht, ob es dir gefällt oder nicht. Ich muss wissen, was die Spathis vorhaben, genauer gesagt, ich muss wissen, ob Desiderius wieder auf dem Plan ist.«
Tabitha lauschte entsetzt.
Urian kräuselte die Oberlippe. »Wieso machst du dir wegen ihm Gedanken? Des ist ein wertloses Stück Dreck.«
»Desiderius ist tot«, erklärte Tabitha mit Nachdruck. »Kyrian hat ihn getötet.«
Urian schnaubte abfällig. »Klar, und ich bin der Osterhase - siehst du mein
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