Geliebte des Sturms - Croft, S: Geliebte des Sturms - Riding the Storm - ACRO Series, Book 1
Nähe eines Bordells fielen Hagelkörner in der Form von Kruzifixen herab.«
In seinen Augen flackerte etwas. Belustigung? Bedauern? Sie konnte es nicht sagen. Jedenfalls hatte sie ihn verwirrt.
»Für eine Parameteorologin ist diese Gegend eine wahre Fundgrube.« Sie neigte sich zu ihm, bis sich ihre Nasen fast berührten. »So langsam glaube ich, du bist nicht zufällig hier aufgewachsen.«
Gott, sie hätte Schauspielerin werden sollen … Vielleicht wusste Devlin wirklich, warum er ausgerechnet ihr diesen Auftrag erteilt hatte. Genaugenommen hätte sie den ja nie bekommen dürfen, denn es gab eine ganze Abteilung
für erste Kontaktaufnahmen, mit Spezialisten, die feststellten, ob das Objekt ein Gewinn für ACRO wäre oder nicht.
Leider, so hatte Dev gemeint, wäre als einzige ACRO-Parameteorologin allein sie qualifiziert, mit Remy umzugehen.
»Nun? Hast du nichts zu sagen?«
In seinem Kinn zuckte ein Muskel, seine Lippen bildeten eine schmale, grimmige Linie. »Keine Ahnung, was du willst, Haley. Nur weil du mir einen runtergeholt hast, heißt das noch lange nicht, ich müsste mich danach mit dir unterhalten. Also lass mich in Ruhe.«
Seufzend schwieg sie. Dev hatte sich geirrt. Ganz gewaltig. Trotz ihrer parameteorologischen Ausbildung war sie keineswegs in der Lage, mit Remy Begnaud umzugehen.
7
M ANCHMAL GLAUBTE DEVLIN O’MALLEY ganz sicher, Lichter durch seine blinden Augen flackern zu sehen. Nur für eine Sekunde - meistens, wenn er erwachte und aus reiner Gewohnheit die Lider hob - war er überzeugt, dieser stetige weiße Lichtstrom wäre real.
Sobald er sich dann bewegte, erkannte er, dass es teilweise an seiner Verzweiflung lag, teils ein Geschenk und zugleich eine Warnung war. Nicht ständig ans Licht und den ganzen Unsinn zu denken. Deshalb hasste er den Morgen. Oder ein Nickerchen zwischendurch. Danach fühlte er sich immer desorientiert und verwirrt.
In seinem hektischen Bestreben, die Reste des kurzen Schlafs abzuschütteln, fegte er mehrere Gegenstände von seinem Schreibtisch. Nach den Geräuschen zu schließen, mussten seine Kaffeetasse und der gläserne Aschenbecher die neuesten Opfer sein.
Nun, das war in Ordnung. Der Aschenbecher erinnerte ihn daran, dass er zu rauchen aufgehört hatte. Und es gefiel ihm nicht, mit irgendwas aufzuhören. Jeder brauchte ein Laster. Aber das Qualmen hatte ihn bei seinem täglichen Fünf-Meilen-Jogging behindert, also musste er
darauf verzichten. Und zehn Jahre später vermisste er es immer noch.
»Bist du okay da drin, Dev?«, fragte Marlena West, seine Assistentin, durch die halboffene Bürotür.
»Ja, mir geht’s gut, Marlena«, antwortete er. Dann stand er auf, schwankte ein bisschen und drehte den Kopf hin und her, um seinen Nacken zu entspannen. Der Schmerz machte ihm klar, was für eine schlechte Idee es gewesen war, die Nacht durchzuarbeiten.
»Gerade hat Creed angerufen. Er hat Annika getroffen, und sie machen Fortschritte.«
»Gut. Verbinde ihn mit mir, wenn er sich wieder meldet.«
»Und Haley ist seit einer Stunde nicht mehr erreichbar. Sie meldet sich nicht.«
Seufzend strich er durch sein Haar und hörte Marlenas Schritte, die sich von der Tür entfernten. Er brauchte eine Dusche und eine Rasur. Danach würde er in den gleichen unauffälligen Kampfanzug schlüpfen, wie ihn alle vom Führungspersonal bei ACRO auf dem Gelände trugen.
Die Nachbarn im Catskill-Gebiet des Staates New York dachten ohnehin, sie gehörten einer privaten Security-Agentur an, die von reichen Firmen in aller Welt engagiert wurde. Das erklärte schließlich die Start- und Landeplätze für Hubschrauber und Privatjets ringsum. Die Männer und Frauen in Kampfanzügen, die sich in der Stadt blickenließen, wurden so meistens fraglos akzeptiert, und die Einheimischen fühlten sich in der Nähe der ACRO-Mitarbeiter sogar sicherer. Und Dev fühlte sich viel sicherer, seit er das Hauptquartier in eine abgeschiedenere Gegend als die Umgebung von Syracuse verlegt hatte.
Hier herrschte stets ein zäher, bitterkalter Winter, und die starken Schneefälle erschwerten es ihm, seine Agenten in ihre Einsatzgebiete zu schicken. Aber es war umgekehrt noch schwieriger, im Winter hierherzugelangen. Und wenn seine Leute mit ihren speziellen Fähigkeiten auch prahlten, sie könnten jeden immer und überall schnappen, wollte er ihnen doch eine gewisse Sicherheit bieten.
Nur widerstrebend hatte er die Leitung von ACRO übernommen. Aber nun fühlte er sich für seine Angestellten
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