Geliebte des Sturms - Croft, S: Geliebte des Sturms - Riding the Storm - ACRO Series, Book 1
brauchte.
»Ich verdufte«, verkündete sie, sprang auf und steuerte die Treppe an, um in ihr Schlafzimmer zu laufen und ihre Sachen zu packen.
»Moment mal, Annika …«
Sie blieb stehen, drehte sich aber nicht zu ihm um. »Nicht …« Einige Sekunden wartete sie ab, ob er noch etwas sagen würde. Als er schwieg, lief sie die Treppe rauf und nahm dabei zwei Stufen auf einmal.
Jetzt konnte sie ihre Fäuste gar nicht schnell genug in feindliche Gesichter rammen.
20
H ALEY FAND KEINE ZEIT, um über Remys Aussage nachzudenken, was ihre Entbehrlichkeit betraf.
Für mich nicht, Haley.
Auch jetzt - auf den schattigen Straßen der Stadt, in die er sie geführt hatte - verdrängte sie die Erinnerung an seine Worte. Erst später würde sie in Panik geraten und registrieren, wie nahe sie ihn an sich herangelassen hatte.
Und wie nahe sie sich ihm fühlte. Ohne jeden Zweifel - sie war völlig hingerissen und steckte in einer Sackgasse.
Seufzend, obwohl sie eigentlich fluchen wollte, verlagerte sie das Gewicht des Rucksacks auf ihren Schultern und konzentrierte sich auf ihre schmerzenden Füße. Bei der Flucht durch den Sumpf waren ihre Stiefel nass geworden, das feuchte Leder schürfte ihre Haut auf. Seit der Grundausbildung hatten ihre Füße nicht mehr so gelitten. Damals glichen ihre Kampfstiefel Folterwerkzeugen.
»Bist du okay, Haley?«, fragte Remy und blieb neben einer Hecke zwischen zwei Häusern stehen.
»Ja.« Erst jetzt merkte sie, dass sie wegen ihrer Schmerzen nicht mit ihm Schritt gehalten hatte. »Tut mir leid, ich war ein bisschen abgelenkt.«
Prüfend sah er sie an. Durchschaute er die Lüge? Sie bemühte sich, weder zu humpeln noch zu stöhnen oder ihre Qualen auf andere Weise zu verraten. Wenn er Bescheid wüsste, würde er irgendwas Dummes tun, was maskuline Typen meinen tun zu müssen, sie zum Beispiel tragen.
»Gib mir deinen Rucksack.«
»Nicht nötig. Ich sagte doch, ich schaffe es.«
»Ja, das hatten wir doch schon. Erinnerst du dich, was passiert ist, als du letztes Mal etwas selber tun wolltest?«
Ihr Tattoo prickelte. Beim Gedanken an die Lektion, die er ihr auf dem Küchentisch erteilt hatte, lächelte sie beinahe. Doch dann kam ihr, wie er trotz seiner geänderten Taktik immer noch versuchte, sie herumzukommandieren. »Einen schönen Orgasmus als kleines Geschenk von dir, das ist keine besonders wirksame Drohung. Ich trage den Rucksack. Und da wir nicht mehr im Sumpf sind, muss ich endlich telefonieren. Vielleicht kriege ich hier ein Netz.«
Als sie ihren Rucksack von den Schultern ziehen wollte, um ihr Handy herauszunehmen, hielt Remy sie am Arm fest. »Spar dir die Mühe. Ich habe den Akku entfernt und weggeworfen.«
»Wie bitte?«
Er trat von einem Fuß auf den anderen. Wenigstens besaß er genug Anstand, um zerknirscht dreinzuschauen. »Nun ja, gestern Nacht war ich sauer wegen des Tattoos.«
»An deinem wilden Temperament solltest du wirklich arbeiten.«
»Später. Jetzt müssen wir uns den Laster meines Dads schnappen und eine Telefonzelle finden.«
In der Nähe heulte ein Hund den Mond an. Sie hoffte, die Behauptung Lindas, die Kraft des Vollmonds könne psychische Energiekanäle stärken, würde zutreffen. - Linda war die Hauptspiritistin des Dreiergespanns, dem Haley zugeteilt war.
»Nein. Die Itor-Leute wissen Dinge, die sie nicht wissen dürften. Deshalb will ich keinen ungesicherten Telefonanschluss benutzen, falls sie ihn abhören. Ich versuch’s mit einem Backup.«
»Backup?«
Sie nickte und wünschte, es wäre nicht dazu gekommen. Nie zuvor hatte sie psychisch kommuniziert, außer in Testläufen. Obwohl Dev beteuert hatte, es würde funktionieren, konnte sie ihre Skepsis nicht bezwingen, und ihre Nerven flatterten. Was sie am meisten hasste - die psychische Kommunikation verlief einseitig, und so würde sie nicht wissen, ob ihre Nachricht das Ziel erreichte.
Aber es gab keine andere Möglichkeit. »Ich brauche eine ruhige Umgebung.« Schon im Bayou hatte sie versucht, eine Verbindung herzustellen, wegen ihrer Kopfschmerzen jedoch ohne Erfolg.
Wenn die Straßen auch fast leer waren - an einem Samstagabend würden die Menschen gern ausgehen, sogar die Bewohner einer kleinen Stadt, oder die erst recht. Weiter vorn leuchteten Scheinwerfer.
Remy ergriff ihre Hand und führte sie durch eine Seitengasse zu einem Park mit steinernen Bänken. »Wird’s hier klappen? Was machen wir eigentlich?«
In schlammigen, nassen Kleidern stand er vor ihr, schmutzig wie
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