Geliebte des Sturms - Croft, S: Geliebte des Sturms - Riding the Storm - ACRO Series, Book 1
Körper. »Was erzählst du mir da eigentlich? Dass du mich
quasi heraufbeschworen hast? Also ist das alles ein Voodoo-Fluch?«
UNSCHLÜSSIG, WIE SIE MIT DER SITUATION umgehen sollte, starrte sie ihn an. Sie glaubte ihm. Aber ihr missfiel der Gedanke, ein verdammter Fluch könnte ihr Leben in eine Richtung gelenkt haben, die nichts mit ihren eigenen Wünschen zu tun hatte. Seit sie erwachsen war, hatte sie immer nur ihr Bestes getan, um alles unter Kontrolle zu halten - ihre Karriere, ihre privaten Beziehungen.
»Sag mir doch, Haley, warum bezeichnest du meine Fähigkeit, das Wetter zu beeinflussen, als eine Begabung, ein Talent? Und was uns beide verbindet, ist ein Fluch? Nach welchen Kriterien beurteilst du das? Und wer zum Geier legt die Maßstäbe fest? Du etwa?«
Okaaaaaay. »Komm wieder runter. Was ist denn in dich gefahren?«
»Ein oder zwei Finger?«
»Wirklich sehr lustig.«
»Freut mich, dass du meinen Humor teilst. Ich frag mich nämlich immer noch, warum du Dinge, für die du keine Erklärung weißt, mal als Talent und mal als Fluch bezeichnest.«
Unsicher rieb sie ihre Schläfen. Um zwei Uhr morgens funktionierte ihr Gehirn nicht mehr so gut. »Wenn mein Schicksal wirklich vorherbestimmt war - der Gedanke gefällt mir nicht.«
»Glaubst du etwa, mir würde es gefallen? Nicht nur du bist tätowiert, bébé . Und du verbringst deine Tage sicher nicht mit der Sorge ums Wetter - oder mit der Angst, du
könntest jemanden verletzen oder einen Job wegen eines verdammten Sturms vermasseln.«
Da hatte er Recht. Sie war unfair. Sehr unfair - insbesondere, weil sein Leben ein einziger gewaltiger Sturm gewesen war, von einer Macht bestimmt, die er nicht kontrollieren konnte.
»Tut mir leid«, sagte sie leise. »Es ist nur - ich wollte mich nie verlieben. In all den Jahren habe ich es vermieden. Und der Gedanke, ein Zauberspruch hätte meine Gefühle gegen meinen Willen gesteuert …«
»Warum wolltest du dich nicht verlieben?«
Statt zu antworten, schwang sie ihre Beine über den Bettrand. »Sagtest du nicht, du würdet was zu essen holen?«
Er hielt ihr Handgelenk fest. »Haley?«
Wenn er es auch nicht aussprach - sie war ihm etwas schuldig. Weil sie ihn belogen und ins Bayou Blonde gelockt hatte … Deshalb war sein Vater in die Hände der schlimmsten Schurken auf diesem Planeten gefallen.
»Die Liebe zwingt einen, Dinge aufzugeben«, sagte sie leise, »sie macht die Menschen blind. Und selbstsüchtig.«
Von seinem eindringlichen Blick verwirrt, musste sie wegschauen.
»Wieso bist zu dieser Überzeugung gelangt, Haley? Hat dir ein Mann wehgetan?«
»Nein.« Sie befreite sich von seinem Griff. »Hör mal, darüber will ich nicht reden. Okay? Meine Eltern sind tot und begraben …«
»Ah.«
Wie er das sagte - als hätte er alles herausgefunden. Der Psychoanalytiker Remy Begnaud hatte entdeckt, wie
sie tickte. Sein Glück, denn sie selber wusste es noch immer nicht.
»War die Ehe deiner Eltern schlecht?«, hakte er nach, und sie verfluchte, dass er speziell dafür ausgebildet war, Verhöre zu führen. Seine Stimme klang ganz ruhig, sollte sie einlullen und dazu bringen, alles zu verraten, sollte sie glauben machen, er würde alles verstehen. »Hat einer den anderen betrogen?«
»Betrogen?« Sie lachte bitter. »Meine Eltern führten eine sehr glückliche Ehe. Leider hatten sie keine Liebe für mich übrig.«
»Sie haben dich nicht geliebt?« Remy setzte sich auf und zog sie wieder an seine Brust.
»Doch.« Dieser intimen Umarmung wollte sie entrinnen. Aber als er ihre angespannten Schultern massierte, fühlte sie sich so weich und nachgiebig wie Kuchenteig. Er besaß nun einmal die Gabe, solche Emotionen in ihr zu wecken. Und - zum Teufel mit ihm, allmählich genoss sie es.
»Aber?«
»Ihre Liebe zueinander war so extrem, dass alles andere an zweiter Stelle stand - ihre Jobs, das Haus, die Freunde, ich. Nicht nur an zweiter, an allerletzter Stelle. Nichts zählte außer Ron und Nancy Reagan.«
Ihre Eltern hatten geglaubt, ihre Beziehung könnte gar nicht stärker oder gesünder sein. Wahrscheinlich zu Recht. Aber Haley hatte sich stets ausgeschlossen gefühlt und deshalb die Liebe für eine Schwäche gehalten. Nach ihrer Ansicht wurde man von der Liebe gezwungen, alles andere aufzugeben und sich auf nur eine einzige Person zu konzentrieren. In diese Falle wollte sie nicht tappen.
Ihre Karriere und ihre Selbstachtung waren ihr zu wichtig, um wegen eines Mannes im Nichts zu versinken.
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