Geliebte Fälscherin (German Edition)
senkte sie den Kopf. „Ich hätte Sie nie so herausfordern sollen, Miss Laurent. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Können Sie mir bitte vergeben?“
Sutton blickte auf. Ihn überraschte nicht so sehr die Entschuldigung. Wenn Adelicia einsah, dass sie etwas falsch gemacht hatte, gab sie es zu. Sie war eine Frau, die eigenwillige Ansichten vertrat, aber auch eine Frau von edlem Charakter. Doch auf den feuchten Schimmer in ihren Augen war er nicht vorbereitet.
Claire schaute sie an. „Natürlich vergebe ich Ihnen, Mrs Acklen.“ Sie lächelte. „Wenn Sie sagen, dass ich gewonnen habe.“
Sutton verkniff sich ein Grinsen, als er sah, dass das Glänzen in Adelicias Augen nur noch vom Leuchten in Claires Augen übertroffen wurde.
Inzwischen hatten sich die Angestellten aus dem Haus zu den Stallburschen gesellt und beobachteten die Szene aus der Ferne. Mit Claires Erlaubnis und Adelicias Hilfe untersuchte Sutton ihre Arme und Beine und dann ihren Hals und ihre Schultern. Offenbar war nichts gebrochen. Er half ihr, sich aufzusetzen, und stützte sie, bis das Schwindelgefühl verschwand.
Dann hob er sie auf Adelicias Aufforderung hin auf die Arme und trug sie ins Haus. Er ging langsam, um sie nicht zu sehr zu erschüttern, und versuchte, sich dabei die ganze Zeit einzureden, dass das, was er für die Frau in seinen Armen empfand, nur Freundschaft war.
* * *
Claire war entsetzt von dem, was sie getan hatte. Und das nicht nur vor Mrs Acklens, sondern auch vor Suttons Augen. Sie strich ihre Bettdecke glatt und war vorsichtig genug, ihren Kopf nicht zu bewegen. Das Pochen legte sich erst jetzt allmählich. Trotzdem wünschte sie, die anderen würden aufhören, so viel Aufhebens um sie zu machen. Sie kam sich wie eine völlige Idiotin vor.
Dr. James Denard steckte sein Stethoskop wieder in seine Ledertasche. „Miss Laurent braucht Bettruhe, Mrs Acklen. Mindestens einen oder zwei Tage. Aber ich sehe keine Anzeichen für eine ernste Verletzung.“ Er wandte sich an Claire. „Was eine ziemlich bemerkenswerte Leistung ist, junge Dame, wenn man bedenkt, was Mr Monroe mir beschrieben hat. Das klingt, als wären Sie böse gestürzt.“
Claire spürte, dass Sutton sie vom Fußende ihres Bettes aus beobachtete, konnte sich aber nicht überwinden, ihn anzuschauen. „Ich bin sicher, dass es keine so dramatische Szene war, wie es dargestellt wurde, Dr. Denard.“
„Über den Zaun geflogen …“ Suttons Tonfall war ruhig, fast sarkastisch. „… und gut fünf Meter dahinter gelandet. Sie haben recht, Miss Laurent. Das war nicht im Geringsten dramatisch.“
Als sie die Besorgnis hörte, die in seiner Stimme mitschwang, wagte sie einen Blick auf ihn. Vielleicht lag es daran, dass sie voll bekleidet unter ihrer Bettdecke lag, oder daran, wie er sie anschaute, aber ihr wurde sehr schnell sehr warm.
Nachdem sie abgeworfen worden war, hatte sie versucht, über das, was passiert war, Witze zu machen, um ihr Gesicht zu wahren. Es war allein ihre Schuld, das wusste sie. Sie hatte versucht, ihre Arbeitgeberin zu beeindrucken, ihr zu beweisen, dass sie mithalten konnte. Aber in letzter Sekunde war sie in Panik geraten. Zu dem Unfall war es schlicht und einfach aufgrund ihrer fehlenden Erfahrung gekommen.
„Wird sie wieder ganz gesund, Herr Doktor?“, fragte Sutton und trat näher ans Bett.
„Ja, sie ist bald wieder ganz die Alte, das versichere ich Ihnen.“ Dr. Denard schlüpfte in sein Jackett. „Aber in nächster Zeit wird nicht geritten, Miss Laurent. Und angesichts der Größe dieser Beule, die Sie auf dem Hinterkopf haben, sollten Sie eine Weile wach bleiben. Mindestens bis …“ Er schaute auf seine Taschenuhr. „... zur Schlafenszeit heute Abend. Bis dahin sind es gut fünf bis sechs Stunden. Verstanden?“ Er richtete einen fragenden Blick zuerst auf Mrs Acklen und Sutton, die nickten, und dann auf Claire.
„Ja, Sir.“ Claire zwang sich zu einem Lächeln. Aus Gründen, die sie sich nicht erklären konnte, fragte sie sich, ob er in Bezug auf ihre Verletzungen ehrlich zu ihr war oder nicht. Aber abgesehen davon, dass ihr Kopf schmerzte und dass ihr alles irgendwie wehtat, war alles ganz normal. Warum empfand sie die Aufforderung, wach zu bleiben, dann als eine so unmögliche Aufgabe? Sie wollte nichts lieber, als die Augen zuzumachen und tagelang zu schlafen.
Dr. Denard nahm seine Arzttasche. „Sie müssen sich darauf einstellen, dass Sie sich eine Weile unwohl fühlen werden, Miss Laurent. Die Prellung
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