Geliebte Fälscherin (German Edition)
viel dafür bezahlt worden war, in welche Stadt ein Kunstwerk gebracht worden war und aus welcher Stadt oder Galerie es kam. Das alles gehörte zu der mühsamen Arbeit, die Ergebnisse zu prüfen, die die Privatdetektive bislang gesammelt hatten. Die Begeisterung von Holbrook war ansteckend, und Sutton war optimistisch in Bezug auf die Fortschritte, die sie machten.
Andererseits hatte er noch kein Wort vom Untersuchungsausschuss gehört, was seine Hoffnung in dieser Hinsicht schrumpfen ließ. Die Mühlen der Justiz mahlten in letzter Zeit schmerzlich langsam und drehten sich eindeutig in die falsche Richtung. Täglich, so schien es, berichteten der Republican Banner und die Union and American von Urteilen in ähnlichen Fällen. Und ausnahmslos wurde zugunsten der neuen Union entschieden.
Aber eine Information hatte er heute Abend von Holbrook bekommen. Unabsichtlich, vermutete Sutton. Einen Namen. Oberst Wilmington.
Wilmington war der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses, der Mann, der Holbrook von dem Urteil in Kenntnis gesetzt hatte. Nachdem er Mr Holbrook verlassen hatte, hatte sich Sutton auf direktem Weg zu den Regierungsbüros auf der anderen Seite der Stadt begeben. Er hatte nicht genau gewusst, was er zu Wilmington sagen würde; er hatte sich nur vorgenommen, dass er nicht verraten würde, woher er den Namen und die Stellung dieses Mannes erfahren hatte.
Aber Wilmington war nicht in seinem Büro gewesen und Sutton hatte beschlossen, keine Nachricht bei seiner Sekretärin zu hinterlassen. Es schien ihm sinnlos zu sein. Der Untersuchungsausschuss wollte nicht, dass er weitere Schritte unternahm. Der Überraschungseffekt war also seine beste Taktik. Er wollte diesen Mann natürlich nicht in die Enge treiben. Aber etwas auf einem Blatt Papier zu lesen war etwas anderes, als dem Sohn des ermordeten Mannes in die Augen zu schauen.
Sutton streckte sich und rieb sich den Nacken. Er war fest entschlossen, dieses Thema, wenigstens eine Weile, aus seinen Gedanken zu verdrängen.
Er ritt weiter und hoffte, dass der vertraute Anblick ihm ein wenig von dem Frieden gäbe, den er hier normalerweise erlebte. Diesen Blick liebte er seit seiner Kindheit.
Die saftig grünen Hügel mit ihren Zedern, Kiefern, Eichen und Pappeln erstreckten sich in einem grenzenlosen Rhythmus, der für das Auge und die Seele wohltuend war. Aber genauso wie beim Blick über Nashville hatte sich auch hier seit seiner Kindheit vieles verändert. Er konnte sich nicht vorstellen, je aus Tennessee wegzugehen.
Das Dach des Herrenhauses erhob sich zwischen den Baumwipfeln, die Statuen auf den Zinnen leuchteten strahlend weiß in der Nachmittagssonne. Adelicias Gärten waren eine farbenfrohe Pracht, selbst aus dieser Entfernung …
Eine Bewegung auf der Wiese unter ihm erregte seine Aufmerksamkeit.
Er beugte sich im Sattel vor und kniff die Augen zusammen. Er konnte nicht glauben, was er hier sah. Es war gleichzeitig eine Vorahnung und ein Albtraum: Adelicia und Claire rasten über die Wiese unter ihm. Ihre Pferde galoppierten Kopf an Kopf, ihre Körper waren nach vorne gebeugt, ihre Haare flogen. Der Ehrgeiz der beiden Damen war unübersehbar.
Er atmete aus. „Ihr zwei Frauen …“
Um Adelicia machte er sich keine Sorgen. Sie war eine geübte Reiterin auf einem gut trainierten Pferd. Aber Claire …
Er lenkte Truxton herum und galoppierte den Hang hinab, um sie abzufangen, bevor sie das Herrenhaus erreichten. Er hatte nicht geahnt, dass sich Claire mit Pferden auskannte. Offensichtlich konnte sie reiten. Aber über Wiesen zu rasen, wo Felsen und Löcher unter dem hohen Gras verborgen waren, war etwas völlig anderes, als durch eine Straße in der Stadt oder über ein Feld zu traben. Was dachte sich Adelicia nur dabei, eine solche Unvorsichtigkeit zuzulassen?
Er dachte – und hoffte –, dass Claire auf Athena ritt, aber er wusste es nicht mit Bestimmtheit. Die furchtlose, eigenwillige, aber intelligente kleine Stute lief leichtfüßig und sicher und kam mit einem Reiter genauso gut zurecht wie ohne.
Sutton kam unten am Hügel an und lenkte Truxton auf das Haus zu. Der Hengst galoppierte weiter und reagierte gehorsam auf den leichtesten Befehl. Seine Hufe polterten über die Erde, schienen sie aber kaum zu berühren. Sutton konnte nicht zählen, wie viele Stunden er damit verbracht hatte, dieses Tier zu trainieren. Aber jede einzelne Stunde, jeder Moment hatte sich gelohnt.
Während er sich tief nach unten beugte und ihm der Wind ins
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