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Geliebte Fälscherin (German Edition)

Geliebte Fälscherin (German Edition)

Titel: Geliebte Fälscherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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Gebäude von den Laurents nur gepachtet gewesen war. Die Galerie war „von geringer Bedeutung“ gewesen, stand in dem Bericht. Sutton würde bei seinem Kollegen noch einmal nachfragen, um sicherzugehen, dass er ihn richtig verstand, aber er nahm an, dass das bedeutete, dass in der Galerie weniger bekannte Künstler ausgestellt und verkauft worden waren. Das hatte zwangsläufig Gustave Laurents Möglichkeit, mit den größeren Galerien Werke auszutauschen, eingeschränkt, wie Sutton vor Kurzem bei der Arbeit an seinem Fall gelernt hatte.
    Aber ihr Bezug zur Kunstgalerie erklärte, wo Claire malen gelernt hatte. Wenigstens teilweise. Ihre Mutter, Abella Laurent, war vor acht Monaten an Tuberkulose gestorben. Das hatte Claire ihm erzählt. Und – Sutton lächelte – Abella Laurent war Künstlerin gewesen. Natürlich war sie das gewesen. Ein weiterer Grund, warum Claire so begabt war. „Gustave Laurent starb an“ – Sutton stockte bei den nächsten Worten – „einer Verletzung durch einen Messerstich, der ihm bei einem Raubüberfall zugefügt worden war.“ Bei einem Raubüberfall auf die Galerie.
    Diese Details hatte Claire nicht erwähnt.
    Er hatte sie nie gefragt, wie ihr Vater gestorben war. Sie hatte ihm also nicht bewusst etwas verschwiegen. Trotzdem war das ein Detail, das man vielleicht erwähnen würde. Andererseits nannte auch er nicht freiwillig die Umstände, die zum Tod seines Vaters geführt hatten, wenn sich jemand nach ihnen erkundigte.
    Diesen Gedanken verdrängte Sutton schnell und ließ seine Erinnerungen an Claires Ankunft auf Belmont Revue passieren.
    Sie war in der zweiten Septemberwoche eingetroffen. Ungefähr zur selben Zeit war laut diesem Bericht ihr Vater gestorben. Das stimmte mit dem, was sie ihnen erzählt hatte, überein. Sie war bei dem Vorstellungsgespräch in Bezug auf den Tod ihres Vaters offen gewesen und hatte auch erwähnt, dass sein Tod unerwartet eingetreten sei.
    Er sinnierte darüber nach und las den letzten Absatz.
    Claire war mehrere Jahre auf ein Internat gegangen. Sein Kollege hatte tatsächlich die Schule aufgesucht, die sie zuletzt besucht hatte, und hatte mit der Rektorin gesprochen. Die Frau hatte Claire als „stilles, schüchternes Mädchen, das künstlerisch außerordentlich begabt war, aber kein Selbstvertrauen besaß“, beschrieben. Er konnte es kaum glauben. Das waren genau die gleichen Worte, die Adelicia nach ihrer ersten Begegnung mit Claire gesagt hatte. „Ihr fehlt das Vertrauen zu sich selbst.“
    Das schien nicht zu der Claire zu passen, die er jetzt kannte, und doch …
    Nach seiner ersten Begegnung mit ihr hätte er sie vielleicht mit ähnlichen Worten beschrieben. Er blätterte um, aber der Bericht war zu Ende. Er ließ einige Fragen offen, die noch geklärt werden mussten. Aber was ihn am meisten beunruhigte, war die Frage, warum Claire nichts davon gesagt hatte, dass ihre Eltern eine Kunstgalerie besessen hatten.
    Er las den Bericht noch einmal und suchte nach einer Erklärung. Von geringer Bedeutung … Vielleicht hatte sie sich angesichts von Belmonts Eleganz und Adelicias umfangreicher Kunstsammlung geschämt, ihre Beziehung zu unbedeutenderer Kunst preiszugeben. Diese Erklärung würde zu ihrem Verhalten an dem Abend passen, an dem er sie nach dem Abendessen mit den Worthingtons gefragt hatte, aber trotzdem …
    Schuldgefühle regten sich in ihm, und er starrte den Brief in seiner Hand an.
    Wenn er vollkommen offen sein wollte, musste er Claire gestehen, dass er Erkundigungen über ihre Herkunft eingezogen hatte. Anderen Angestellten war das natürlich nie gesagt worden. Aber das war etwas anderes. Claire war nicht irgendeine Angestellte. Sie würde das sicher verstehen. Schließlich machte er nur seine Arbeit. Er hatte von Anfang an klargestellt, dass ein Teil seiner Aufgaben auf Belmont darin bestand, Adelicias Interessen zu schützen. Aber …
    Das war gewesen, bevor sie sich nähergekommen waren und er sie geküsst hatte. Allein schon die Erinnerung an diesen Kuss weckte in ihm tiefe Gefühle.
    Er zügelte seine Gedanken und umkreiste im Geiste die Teile des Briefes, die weitere Antworten benötigten – wenn auch nur, um seine eigene Neugier zu stillen –, beschloss aber, dass nichts in diesem Bericht auch nur annähernd den Verdacht bestätigte, den Mrs Routh gegen Claire gehegt hatte. Die Wahrscheinlichkeit, dass Claire Laurent sich mitten in der Nacht mit Ruth beim Ährenlesen aus dem Staub machte, gehörte also weiterhin in das

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