Geliebte Fälscherin (German Edition)
grenzenlos, als sie im Geiste die amerikanischen Bildhauer durchging, die sie kannte, und sich schnell auf einen festlegte. Sie kicherte laut.
Was, wenn sich in der Kiste eine Skulptur von Randolph Rogers befand? Allein bei diesem Gedanken beschleunigte sie ihre Schritte. Das wäre ja so aufregend! Und die Statue musste furchtbar teuer sein. Rogers Honorar war schon sehr hoch, das wusste sie, aber etwas mit diesem Gewicht den ganzen Weg aus Europa hierher zu transportieren …
Als sie merkte, wohin ihre Gedanken wanderten, widerstand Claire dem Drang, die Augen zu verdrehen. Sie ließ sich viel zu sehr hinreißen. Ach, aber dieses Gefühl tat so gut. Sie fühlte sich innerlich so leicht . Fast … sorglos.
Eine halbe Stunde später fand sie die Elm Avenue, eine unauffällige Straße, die von Geschäften gesäumt war und von einer stärker befahrenen Durchgangsstraße abzweigte. Als sie ihr Ziel erreichte, blieb sie stehen, um die Adresse auf ihrem Zettel zu lesen. Zweifelnd fragte sie sich, ob sie sich getäuscht hatte.
Sie schaute nach unten. Und hob wieder den Blick.
Die Hausnummer auf dem Zettel war dieselbe Nummer wie auf dem Messingschild über der Türschwelle. Onkel Antoine hatte zwar nicht gesagt, was sie in Nashville vorhatten, aber sie hatte angenommen, dass sein und Papas Geschäft das gleiche wäre wie bisher. Vielleicht – hoffentlich – irrte sie sich. Andererseits spielte es langfristig für sie keine Rolle, was die beiden vorhatten. Sie war fester denn je entschlossen, sich aus diesen Plänen herauszuhalten. Auch wenn sie noch keine Idee hatte, wie sie dabei vorgehen wollte.
Sie atmete tief ein und hoffte, dass Gott einen Plan habe, während sie die Tür öffnete.
4
„G uten Abend, meine Liebe. Was kann ich für Sie tun?“
Claire schloss die Tür hinter sich und lächelte die alte Frau an, die hinter dem Schreibtisch saß. „Guten Abend, Madam.“ Sie stellte ihre Tasche ab und war froh, das Gewicht nicht mehr tragen zu müssen. „Ich würde gern Mr Samuel Broderick sprechen, wenn er da ist. Ich heiße Claire Laurent. Ich glaube, Mr Broderick erwartet mich.“
Die Frau runzelte die Stirn und sah ein wenig verwirrt aus. „Dieser Name ist mir nicht bekannt, meine Liebe. Tut mir leid.“
Claires Hoffnungen schwanden. Sie schaute hinter sich auf die Schrift am Schaufenster des Geschäfts. „Das hier ist doch die Broderick-Transportgesellschaft, nicht wahr?“
„Ja, natürlich!“ Ein strahlendes Lächeln erhellte das Gesicht der Frau. „Und ich bin Mrs Broderick!“ Sie beugte sich vor und tätschelte begeistert Claires Hand. „Es ist so nett von Ihnen, dass Sie vorbeischauen und Hallo sagen, meine Liebe. Mein Mann ist im Moment nicht da, aber ich werde ihm ganz bestimmt ausrichten, dass Sie hier waren. An den Samstagabenden haben wir so viel zu tun, wissen Sie.“ Die Frau lächelte sie weiterhin an, aber es war nicht zu übersehen, dass sie erwartete, dass Claire gehen würde.
Obwohl sie wusste, dass sie die Frau nicht anstarren sollte, konnte sich Claire nicht verkneifen, sie etwas genauer zu mustern. Sie hatte den deutlichen Eindruck, dass die liebe Mrs Broderick „nicht ganz im Bilde war“. Und das lag nicht nur daran, dass heute zufällig Montag war. Sie wollte die Frau nicht mit Fragen bedrängen, aber unter den gegebenen Umständen blieb ihr keine andere Wahl. „Wissen Sie vielleicht zufällig, wann Ihr Mann zurück ist? Ich müsste dringend mit ihm sprechen.“
„Wann mein Mann zurück ist …“, flüsterte Mrs Broderick und blinzelte. Sie schaute auf den Schreibtisch hinab und begann, den bereits ordentlichen Papierstapel zurechtzurücken. Der unsichere Blick trat wieder in ihr Gesicht. „Ich … ich glaube nicht, dass er bald kommt. Mein Samuel … er ist …“ Sie drückte die Hand auf die Brust und stieß einen Schrei aus. „Oh, meine Güte …“
Claire eilte auf die andere Seite des Schreibtisches, da sie fürchtete, die Frau würde gleich in Ohnmacht fallen. „Mrs Broderick, sind Sie …“
„Mama!“ Ein Mann erschien in einer Seitentür und bewegte sich mit einer Schnelligkeit, die man ihm bei seiner Größe und seinem Körperumfang gar nicht zugetraut hätte. „Was machst du hier unten?“, fragte er streng. Schützend legte er einen Arm um seine Mutter und tätschelte ihre Schulter. Er warf einen schnellen Blick auf Claire, dann schaute er sie ein zweites Mal an. Sein Blick war jetzt forschender und wanderte überhaupt nicht gentlemanlike an ihr
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