Geliebte Fälscherin (German Edition)
Freude“, flüsterte er, ohne ihr in die Augen zu schauen. Dann kehrte er zu seinem Platz zurück.
Dieselbe Frau, die Claire die Tür geöffnet hatte, kam mit drei anderen Frauen zurück. Sie trugen Platten und Schüsseln auf, die mit Essen beladen waren. Innerhalb weniger Sekunden wurde der Tisch in ein Büffet verwandelt, bei dessen Anblick dem Betrachter das Wasser im Munde zusammenlief. Kartoffelsahnebrei, leicht und flockig geschlagen, ragte über die gezackten Ränder einer Elfenbeinschüssel. Dicke Scheiben gebratener Schweinelende mit Kräuterkruste türmten sich auf einer silbernen Platte. Limabohnen in weißer Sahnesoße und eine Schüssel Buttermais folgten, aber vor allem die gebackenen Äpfel, die in ihrem Zuckerzimtbett dampften, entlockten Mrs Acklens Tochter ein begeistertes „Ah“.
Claire hatte noch nie ein so luxuriöses, köstliches Essen gesehen. Speiste die Familie Acklen jeden Abend so elegant? Sie konnte sich das überhaupt nicht vorstellen.
Doch das, was ihr Glas und die Gläser aller anderen bis zum Rand füllte, erstaunte sie endgültig. Eis. Es knackte laut, als die Dienstboten etwas eingossen, das nach Limonade aussah.
„Möchten Sie ein Brötchen, Miss?“
„Ja, gern.“ Als Claire aufblickte und Eva sah, war sie so erleichtert, als sähe sie eine Freundin. „Danke, Eva.“
Eva antwortete mit einem höflichen, angemessenen Kopfnicken. „Bitte sehr, Madam.“
Erst jetzt bemerkte Claire ihren Teller. Feines Porzellan mit dem Namen Acklen , der in Goldbuchstaben geschrieben war. Sie berührte den Goldrand und brauchte sich nicht zu fragen, ob das Gold echt war.
Nachdem sie alle am Tisch bedient hatten, verließen die Bediensteten den Raum. Alle bis auf die Frau, die Claire ins Haus begleitet hatte. „Kann ich Ihnen noch etwas bringen, Mrs Acklen?“
Mrs Acklen gab ein lobendes Seufzen von sich. „Ich wüsste nicht was, Cordina. Sie haben sich wieder einmal selbst übertroffen.“
Cordina. Claire beschloss, sich den Namen zu merken.
„Danke, Mrs Acklen. Aber das war nicht nur ich, Madam. Ich habe in meiner Küche viel Hilfe.“ Sie beugte den Kopf. „Ich hoffe, Ihnen allen schmeckt das Essen.“
Als Cordina das Zimmer verließ, beugte Mrs Acklen den Kopf, und alle anderen folgten ihrem Beispiel.
„Für alles, was wir von dir empfangen, lieber Herr, und für alles, was wir schon in so großer Fülle von dir empfangen haben …“ In Mrs Acklens Stimme lagen eine Demut und eine stille Ehrfurcht, die Claires Aufmerksamkeit erregte.
Sie hob leicht den Kopf und schaute sie verstohlen aus dem Augenwinkel an, nur für den Fall, dass eines der Kinder sie beobachtete. Das taten sie aber nicht. Ihre Köpfe waren pflichtbewusst gebeugt und ihre Augen geschlossen, wie es auch ihre sein sollten.
Claire wagte einen Blick über den Tisch und merkte, wie ihr der Atem stockte. Mr Monroes Kopf war gebeugt, aber nur leicht. Und er beobachtete sie. Sie bedachte ihn mit einem schwachen Lächeln, das er knapp erwiderte, bevor er wieder nach unten schaute.
Claire runzelte leicht die Stirn. Aufgrund ihres kurzen Gesprächs mit Mr Monroe gestern hatte sie geglaubt, sie hätten eine Art Waffenstillstand geschlossen. Aber das, was sie soeben in seinen Augen gesehen hatte, hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit einer herzlichen Begrüßung.
Ein Gedanke kam ihr in den Sinn und dieser Gedanke war nicht besonders tröstlich.
Er hatte gestern etwas zu ihr sagen wollen, aber sie waren unterbrochen worden. Sie war zu dem Zeitpunkt so beschäftigt gewesen, dass sie sich nichts dabei gedacht hatte. Bis jetzt. Er hatte etwas davon gesagt, dass es viele Bewerberinnen gebe und dass sie sich deshalb nicht …
Entmutigen lassen solle? Claire blinzelte. Hatte er das sagen wollen? Dass sie sich nicht entmutigen lassen solle, weil sie die Stelle nicht bekommen hatte? Er war davon ausgegangen, dass Mrs Acklen sie nicht eingestellt habe.
„… und lass uns immer auch an die Menschen denken, denen es nicht so gut geht.“
Claire schaute in den Dampf, der von dem Essen aufstieg. Sie nahm an, dass Mrs Acklen sehr viel Wert auf Mr Monroes Rat in rechtlichen Angelegenheiten legte. Aber sie spürte auch, dass ihre Beziehung nicht nur rein geschäftlich war. Es war also wichtig, sich mit ihm gut zu stellen, wenn sie länger hier auf Belmont arbeiten wollte.
„In Jesu Namen.“
Claire beugte schnell wieder den Kopf und schloss die Augen.
„Amen.“
„Amen“, stimmte Claire zusammen mit allen anderen
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