Geliebte Fälscherin (German Edition)
Saum. Sie verzog das Gesicht und versuchte, sich zu erinnern …
Sie war sicher, dass Mrs Acklen nichts von einem Abendessen erwähnt hatte. Sie hatte nur gesagt, dass sie irgendwann am Nachmittag kommen solle. Oh. Claire wand sich. Sie war an ihrem ersten Tag schon zu spät! Der Blick, den sie von Mrs Acklen ernten würde …
„Beruhigen Sie sich, Missy.“ Die Frau berührte sanft ihren Arm. „Kein Grund, sich deshalb aufzuregen. Es ist nur ein Abendessen, Kind. Und sie essen heute ziemlich früh, da die Herrin heute Abend ausgeht.“ Lächelnd schob sie ihren üppigen Busen vor. „Sie geht in eine vornehme Oper in der Stadt.“
Claire schüttelte den Kopf. „Aber ich bin für das Abendessen nicht passend gekleidet, und ich …“ Als sie einen Spiegel sah, warf sie einen schnellen Blick hinein und atmete scharf ein. Die Haare, die sie so mühsam gezähmt hatte, hatten sich in eine Masse aus wilden Löckchen verwandelt. Was hatte das junge Mädchen gestern über ihre Haare gesagt, wenn sie nass wurden? „Dann wird alles wild? Wie ein ausgewrungener Putzlappen?“ Claire versuchte, die Locken zurückzustecken, aber mit wenig Erfolg.
Das laute Klingeln einer Glocke ertönte.
„Das ist die Herrin“, flüsterte die Frau. „Das bedeutet, dass sie mit der Suppe fertig sind und dass jetzt der Hauptgang dran ist.“ Sie zwinkerte und nahm Claires Hand mit einem Griff, der so fest war wie der eines Mannes. „Wir servieren Sie gleichzeitig mit dem Schweinebraten. Kommen Sie.“
Claire hatte keine andere Wahl, als ihr zu folgen.
Sie fühlte sich mit jedem Schritt kleiner und klammerte sich an der Hand der Frau fest. Erst kurz bevor sie das Esszimmer betraten, lockerte die Frau ihren Griff um Claires Hand. Aller Augen wandten sich zur Tür, und die Gespräche am Tisch verstummten.
„Miss Laurent ist da, Mrs Acklen. Sie haben mich gebeten, Sie direkt zu Ihnen zu bringen, Madam.“
Die Vorstellung der Frau zwang Claire vorzutreten.
Claire machte einen Knicks und hob den Kopf. Ihr Blick streifte den von Mr Monroe, wanderte weiter, kehrte dann schnell wieder dorthin zurück und blieb an ihm hängen. In einem schwarzen Jackett und einem frisch gestärkten weißen Hemd mit Krawatte sah er sehr attraktiv aus. Claire vermutete, dass er auch in die Oper ging.
Mr Monroe stand auf, genauso wie die zwei Jungen, die neben ihm saßen. Einer der beiden war deutlich älter als der andere und wies eine unübersehbare Ähnlichkeit mit dem Mann auf dem Porträt in der Eingangshalle auf. Claires Blick wanderte über den Tisch.
Mrs Acklen saß in einem faszinierenden blauen Kleid an der Stirnseite des Tisches. Ihre Aufmerksamkeit war ungeteilt, ihre Miene undurchdringlich und ihr kurzer, musternder Blick war … vielsagend. Links neben ihr saß ein kleines Mädchen, dessen seidige Locken mit einem kunstvollen Perlenband zurückgehalten wurden. Ihre Augen waren dunkel und forschend. Neben dem Mädchen saß der jüngste Junge. Er beugte sich auf seinem Stuhl vor, als wäre er bereit, jeden Moment aufzuspringen. Seine Augen waren genauso aufmerksam und auffallend braun wie die seiner Schwester.
„Willkommen, Miss Laurent.“ Mrs Acklen deutete mit einem großzügigen Lächeln zu einem leeren Stuhl am Tisch direkt gegenüber von Mr Monroe. „Wie nett, dass Ihr Terminplan es Ihnen endlich erlaubt, sich zu uns zu gesellen.“
Claire hörte den leisen Tadel in ihren Worten und wünschte fast, sie könnte erklären, dass unterwegs der Wagen der Buntings bei einem schrecklichen Unfall umgekippt sei und dass sie sich erst ihren Weg durch ein Blutbad hatte bahnen müssen, dass sie mit knapper Not dem Tod entkommen sei und deshalb zu spät komme. Aber natürlich konnte sie das nicht sagen, und der wirkliche Grund kam ihr im Vergleich dazu an den Haaren herbeigezogen vor.
Mit gesenktem Kopf trat Claire zu dem leeren Stuhl und war dankbar, dass der Tisch ihren schmutzigen Rocksaum verbarg. „Bitte entschuldigen Sie vielmals, dass ich zu spät komme, Mrs Acklen.“ Das Schweigen im Raum war fast greifbar, als sie keinen Grund für ihr Zuspätkommen nannte. Claire biss sich auf die Zunge, um zu verhindern, dass ihr eine Ausrede herausrutschte, da sie wusste, dass das ihrer Sache nicht dienlich wäre.
„Erlauben Sie mir, Miss Laurent.“ Mr Monroe tauchte hinter ihr auf und hielt ihren Stuhl, während sie Platz nahm.
Sie blickte auf und schnupperte einen Hauch von Lorbeer und Gewürzen. „Danke, Mr Monroe.“
„Es ist mir eine
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