Geliebte Fälscherin (German Edition)
Namen merken sollte. Aber angesichts ihrer zum Bersten angespannten Nerven hatte sie den schon wieder vergessen.
Sie war nur dankbar, dass es nicht Mrs Routh war. Die gestrenge Haushälterin jagte ihr fast genauso viel Angst ein wie Mrs Acklen.
„Sie haben aber sehr kleine Füße, Miss Laurent.“
Claire zwang sich zu einem Lächeln. Ihr gefiel, wie die Frau ihren Nachnamen betonte: Lowrent . Ihr breiter Südstaatenakzent zog den Namen so in die Länge, dass er drei Silben hatte. Papa hätte die Betonung der Frau sofort korrigiert. Dieser Gedanke veranlasste Claire seltsamerweise zu dem Entschluss, das nie zu machen.
Obwohl sie sicher war, dass die Borsten der Stiefelbürsten gleich bis zu ihren Fußsohlen durchstechen würden, überprüfte Claire noch einmal die Sohlen ihrer Schuhe.
„Sieht so aus, als hätten Sie dieses Mal alles erwischt, Miss Laurent“, lachte die Frau. „Man könnte jetzt fast von ihnen essen. Bringen Sie Ihre Tasche herein, Miss, und kommen Sie ins Trockene.“
Claire hob ihre Reisetasche auf und erhaschte einen letzten Blick auf Pastor Bunting, der das Gespann die Einfahrt hinauflenkte. Sie war ihm und seiner Frau sehr dankbar für die Einladung, die letzte Nacht bei ihnen zu verbringen. Obwohl sie kaum ein Auge zugemacht hatte.
Als sie über die Türschwelle in das Herrenhaus trat, konnte sie das Gefühl nicht von sich abschütteln, sie betrete einen Löwenkäfig, und daran war sie auch noch selbst schuld. Die eindrucksvolle Schönheit des Hauses hatte sich über Nacht nicht verändert, aber ihr war der Ernst ihrer Lage viel deutlicher bewusst geworden. Und das alles hatte sie nur sich selbst zuzuschreiben.
Trotz ihrer Ängste war sie fest entschlossen, ihre Chance so gut wie möglich zu nutzen. Aber die erste Aufgabe, die ihr übertragen worden war – die Planung einer Geburtstagsfeier für Mrs Acklens Sohn William, der vor Kurzem elf geworden war – stellte sie bereits vor eine große Herausforderung.
Obwohl sie William noch nicht kennengelernt hatte, überlegte sie unaufhörlich, was einem Jungen in seinem Alter und bei seiner Herkunft gefallen könnte. Sie hoffte, dass die Ideen, die sie vorbereitet hatte, ausgefallen genug wären. Solche Dinge hätte sie sich gewünscht, als sie in seinem Alter gewesen war. Und sie wusste, dass die Kosten für Mrs Acklen keine Rolle spielten.
Claire folgte der Frau durch die Eingangshalle und bewunderte wieder die hübsche und stille Ruth . Die Tür zur Bibliothek war geschlossen, und sie fragte sich, ob Mrs Acklen darin arbeitete. Hoffentlich wartete ihre Arbeitgeberin nicht ungeduldig auf sie.
Sie kam viel später an als geplant. Bei dem unfreundlichen Wetter und den matschigen Straßen waren sie nicht besonders schnell vorangekommen, aber ihre Verspätung lag auch daran, dass sie am Bahnhof vorbeigefahren waren, um sich zu erkundigen, ob Claires Koffer inzwischen eingetroffen waren.
Nach einem schnellen Blick in seine Unterlagen hatte der Bahnangestellte ihr mitgeteilt, dass es keinen Vermerk gäbe, dass ihre Koffer eingetroffen wären. Aber falls sie zufällig gekommen sein sollten, waren sie wahrscheinlich zur Broderick-Transportgesellschaft geliefert worden. Als der Mann fragte, wohin man ihre Koffer schicken solle, hätte sie fast Belmont geantwortet, es dann aber unterlassen, da sie nicht das Risiko eingehen wollte, dass Antoine sie dort aufsuchte. Sie versicherte dem Angestellten, dass sie in ein paar Tagen wiederkommen wollte.
Claire folgte der Frau mit der Schürze in den großen Salon. Ein köstlicher Kräuterduft lag in der Luft, den Claire tief einatmete. „Hier riecht es köstlich.“
„Das ist mein Schweinerostbraten, Miss Laurent. Ich habe ihn mit Rosmarin und Thymian gebraten, die heute Morgen frisch im Garten gepflückt wurden. Das Fleisch zerschmilzt einem fast im Mund. Aber das werden Sie bald selbst herausfinden.“ Sie blieb stehen und deutete zu einer abseits gelegenen Ecke. „Stellen Sie Ihre Tasche vorerst dort ab. Sie warten alle auf Sie.“
Claire erstarrte. „ Wer wartet auf mich?“
„Mrs Acklen und ihre Kinder und Mr Monroe. Sie sind alle im Familienesszimmer gleich dort unten am Ende des Flurs. Sie haben aber erst angefangen. Sie sind noch bei der Suppe.“
„Sie sind noch bei der Suppe. Mir war nicht bewusst, dass …“ In Panik warf Claire ihre Reisetasche in die Ecke und begann, mit den Händen die Falten aus ihrem Kleid zu streichen. Ihr Blick fiel auf die Flecken und Spritzer an ihrem
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