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Geliebte Feindin

Geliebte Feindin

Titel: Geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Verwandten gerade wegen dieser Eigenschaft in wichtigen Angelegenheiten um Rat fragten und als Anführer akzeptierten.
    Obwohl er den Vater von Herzen verabscheute, mochte Lawrence den jungen Nathan, dem er schon des öfteren begegnet war. Der Junge wirkte besonnen und reif, obwohl er erst vierzehn Jahre alt war. Lawrence respektierte ihn, aber gleichzeitig tat er ihm auch ein wenig leid, denn er hatte ihn noch nie lachen sehen.
    Die entfernteren Verwandten sprachen den jungen Marquis nie mit seinem Namen an – sie nannten ihn schlicht »Junge«, so als ob er erst seinen Wert unter Beweis stellen müßte. Er mußte erst einige Prüfungen bestehen, um als ganzer Mann zu gelten, aber niemand hegte auch nur den geringsten Zweifel, daß er sich bewähren würde. Man betrachtete ihn schon wegen seiner Körpergröße als potentiellen Anführer und hoffte, daß er sich zu einem entschlossenen Mann entwickeln würde, der den anderen Männern in der Sippe in nichts nachstand.
    Der Marquis richtete seinen Blick direkt auf den König von England, als er die Halle durchquerte und vor ihm stehenblieb. Lawrence beobachtete den Jungen aufmerksam. Er wußte, daß die St. James den Marquis instruiert hatten, das Knie nicht vor dem König zu beugen, wenn man ihn nicht ausdrücklich dazu aufforderte.
    Nathan jedoch ignorierte die Anweisungen, ließ sich auf die Knie nieder und beugte den Kopf, bevor er mit klarer Stimme den Treueeid leistete. Als der König ihn fragte, ob er der vom Volk geschätzte König und Herrscher über alle Untertanen sei, huschte ein Lächeln über das Gesicht des Jungen.
    »Ja, Mylord, Ihr seid der geschätzte König des Volkes«, antwortete Nathan.
    Der Baron empfand Bewunderung für den jungen Nathan, und George lächelte erfreut, während Nathans Verwandte finstere Mienen zur Schau stellten. Die Winchesters kicherten schadenfroh.
    Plötzlich richtete sich Nathan in einer einzigen fließenden Bewegung auf und drehte sich um. Einen langen atemlosen Moment starrte er die Winchesters an. Sein eiskalter Blick schien die Unverschämtheiten der Männer im Keim zu ersticken, und der junge Marquis wandte sich dem König erst wieder zu, als alle Winchesters ihre Blicke gesenkt hatten. Trotz ihres Zorns murmelten die St. James anerkennend.
    Der Junge schenkte seinen Verwandten keinerlei Aufmerksamkeit. Er stand mit gespreizten Beinen und auf dem Rücken verschränkten Händen da und blickte ins Leere. Seine Haltung drückte nichts als Langeweile aus.
    Lawrence stellte sich direkt vor Nathan und nickte ihm zu, um ihn wissen zu lassen, wie sehr ihm sein Auftritt gefallen hatte.
    Nathan antwortete ihm mit einer knappen Kopfbewegung, und Lawrence verbiß sich ein Lachen – das Selbstbewußtsein des Jungen war herzerfrischend. Er hatte sich gegen seine Verwandten aufgelehnt, ohne an die Konsequenzen zu denken, und der Situation entsprechend gehandelt. Lawrence fühlte sich wie ein stolzer Vater – eine seltsame Empfindung, da er weder verheiratet war noch Kinder hatte. Als er sich auf den Weg machte, um die Braut zu holen, fragte sich Lawrence, ob Nathan in der Lage war, seine gelangweilte Pose während der ganzen Zeremonie aufrechtzuerhalten.
    Lawrence hörte das Weinen, das von einer barschen Männerstimme unterbrochen wurde, als er den ersten Stock erreichte. Er klopfte zweimal an die Tür, bevor ihm der Earl of Winchester, der Vater der Braut, öffnete. Das Gesicht des Earl war hochrot vor Zorn.
    »Es wird aber auch Zeit«, bellte er.
    »Der König hat sich verspätet«, erklärte der Baron.
    Der Earl nickte kurz. »Kommt herein, Lawrence, und helft mir, dieses störrische kleine Ding die Treppe hinunter zu schaffen.«
    Lawrence lächelte. »Ich glaube, daß viele Mädchen in diesem zarten Alter störrisch sind.«
    »Davon habe ich noch nie etwas gehört«, brummte der Earl. »Offen gestanden bin ich zum ersten Mal in meinem Leben allein mit Sara. Ich bin nicht mal sicher, ob sie überhaupt weiß, wer ich bin. Ich habe ihr natürlich alles erklärt, aber wie Ihr seht, ist sie nicht in der Stimmung, jemandem zuzuhören. Ich hatte ja keine Ahnung, daß sie so schwierig ist.«
    Lawrence konnte seine Überraschung über diese Bemerkung nicht verbergen. »Harold«, begann er und benutzte absichtlich die vertrauliche Anrede, »Ihr habt zwei andere Töchter, die älter als Sara sind. Ich kann gar nicht begreifen, daß Ihr …«
    »Ich habe nie etwas mit ihnen zu tun gehabt«, fiel ihm der Earl barsch ins Wort.
    Dieses

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