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Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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Sekunde, die sie die Straße hinunterstarrte, als würde das allein schon die Kutsche zurückbringen, wuchs ihr Kummer. „Die Pest soll diesen nichtsnutzigen Feigling von einem Kutscher holen! Er hat mich nicht nur meines Koffers beraubt, jetzt werde ich Winchester auch nicht zur versprochenen Zeit erreichen. Selbst wenn Sir William mich nicht entlässt, noch bevor ich überhaupt angefangen habe, wird er mich doch zumindest für eine unpünktliche Herumtreiberin halten, nicht würdig, dass man ihr seine Söhne anvertraut.“
    „Du und eine Herumtreiberin?“, fragte Harry trocken. „Ach du meine Güte, von allen gemeinen und unaussprechlichen Dingen, bitte, keine Herumtreiberin. Was ist nur aus diesem Königreich geworden?“
    Sie drehte sich um und sah ihn wütend an. „Das ist auch Ihr Fehler, Mylord. Tun Sie nur nicht so, als wäre dem nicht so. Wenn Sie diesen Dummkopf von einem Fahrer durch Ihr … Ihr närrisches Benehmen nicht so erschreckt hätten , hätte er nicht gleich Reißaus genommen. “
    Doch Harry zuckte nur unbekümmert die Achseln. „Du solltest froh sein, dass du den Mann los bist. Er jedenfalls war sicher nicht unglücklich über eure Trennung.“
    „Wie schön, dass Sie sich so gut amüsieren, Mylord“, sagte Sophie, und jedes ihrer Worte war wie klirrendes Eis. „Welch besserem Zweck könnten meine Unannehmlichkeiten dienen als Ihrer Unterhaltung?“
    „Oh, Sophie, es tut mir leid.“ Er lächelte beschämt, und seine offen gezeigte Reue ließ das Eis schmelzen. „Ich habe dir Unannehmlichkeiten bereitet. Und ich übernehme die volle Verantwortung dafür, von ganzem Herzen.“
    Sie schniefte. Selten war es so einfach mit Harry gewesen. „Ich danke Ihnen, Mylord.“
    „Ich sollte derjenige sein, der sich bedankt“, sagte er mit einer eleganten Verbeugung, welcher der weite Umhang eine gewisse zusätzliche Grandezza verlieh. „Weil mir vergeben wird. Jetzt musst du mir erlauben, Schadensersatz zu leisten, wie es einem Gentleman gebührt.“
    „Sie müssen nichts dergleichen tun, Mylord“, erklärte sie rasch. Sie konnte es nicht zulassen, in Harrys Schuld zu stehen. Nicht einmal einen Schilling würde sie von ihm annehmen. „Sie sind mir in keiner Weise verpflichtet.“
    Er überging ihre Einwände, als hätte er sie gar nicht gehört. „Ich selbst werde dich zum nächsten Gasthaus bringen und dafür sorgen, dass du dort etwas zu essen bekommst und es dir für die Nacht gemütlich machen kannst. Morgen werden wir diesen Gauner mit deinem Koffer suchen, und ich werde meine eigene Kutsche kommen lassen, die dich dann hinbringt, wo immer du willst.“
    „Nein!“, rief sie aus, entsetzt darüber, dass er so viel Verantwortung für ihr Wohlergehen übernehmen wollte. Seit Jahren schon war sie eine unabhängige Frau, sehr wohl imstande, für sich selbst zu sorgen. Und ganz gewiss wünschte sie nicht, dass Harry dafür sorgte, dass sie es sich irgendwo „gemütlich machen konnte“. „Ich meine, ich danke Ihnen, Mylord, aber ich komme sehr gut allein zurecht.“
    Mit der Ehrerbietung, die einem Earl zustand, machte sie einen Knicks vor ihm. Dann drehte sie sich um und ging rasch die Straße hinunter, in Richtung des nächsten Gasthofs.
    „Du musst nicht zu Fuß gehen, Sophie“, rief er hinter ihr her. „Es ist eine kalte Nacht für einen Gewaltmarsch.“
    „Danke, Mylord. Doch meine Füße wie auch meine Schuhe sind dieser Herausforderung gewachsen“, rief sie zurück, ohne sich noch einmal umzudrehen. Sie hegte den Verdacht, dass er ihr folgte, doch sie wollte ihm nicht die Genugtuung geben und einen Blick über die Schulter werfen, um sich dessen zu vergewissern. „Es braucht mehr als ein wenig Wind, um mich aufzuhalten.“
    „Aber warum überhaupt laufen, wenn du stattdessen reiten kannst“, gab er zu bedenken.
    Sofort kam die Erinnerung, wie sie früh an einem Sommermorgen mit ihm ausgeritten war. Die Sonne war gerade erst aufgegangen. Sie hatten sich nicht lange mit einem Sattel geplagt, sondern beide nur mit einer Decke unter sich auf einem Pferd gesessen. Weil kein Reitknecht im Stall gewesen war, der sie hätte sehen können, hatte sie die Röcke über die nackten Beine hochgezogen, sich im Herrensitz hinter Harry gesetzt und an seinen Rücken geschmiegt. Er hielt sie mit einem Arm fest, und sie fühlte sich wie eine wilde, heidnische Prinzessin, als sie so mit ihm über das offene Feld gejagt war …
    „Zwei Reiter haben im Sattel keinen Platz, Mylord, noch würde

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