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Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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ihres entsetzlichen Hutes band.
    „ Der Pfau , sagst du“, meinte sie und klang dabei wie ein General, der das Schlachtfeld erkundete. Im Gasthof schien es für die Wochenmitte ungewöhnlich lebhaft zuzugehen. Durch die Fenster fiel helles Licht, und im Hof herrschte ein geräuschvolles Kommen und Gehen der Stammgäste. „Ich denke, von hier aus sieht es ganz passabel aus. Hat das Gasthaus einen guten Ruf unter den Reisenden?“
    „Ich habe noch nie irgendwelche Klagen gehört“, antwortete er ausweichend. Wenn das auch der Wahrheit entsprach, so war es doch vielleicht nicht das, was Sophie mit ihrer Frage gemeint hatte. „Sollte es noch denselben Wirt haben, an den ich mich erinnere, wird er dafür sorgen, dass man uns aufs Beste willkommen heißt.“
    Erstaunt sah sie zu ihm auf, und ihre Miene drückte deutlich aus, dass sie wieder auf Abstand bedacht war. „Wie bitte, Mylord? Ich weiß, Sie haben mich bis hierher begleitet …“
    „Und es war mir ein seltenes Vergnügen“, erwiderte er galant, obwohl es das eigentlich nicht gewesen war. Während der halben Meile, die sie miteinander gegangen waren, hatten sie kaum ein Dutzend Worte gewechselt. Das war nicht eben die geistreiche Unterhaltung, auf die er gehofft hatte. Alles, wonach er sich sehnte, war, endlich diesen höllischen Marsch zu beenden, sie in die Arme zu schließen, ihr den Hut vom Kopf und die Haarnadeln aus dem strengen Knoten zu nehmen, damit ihr wundervolles blondes Haar offen über den Rücken fiel.
    Und dann, wenn sie ihm im Mondlicht ihr Gesicht zuwandte, würde er sie küssen und sie ihn, und zwar so lange, bis sie beide für die zehn Jahre entschädigt waren, die sie verloren hatten.
    „Ich hatte gehofft, meine Wünsche klar ausgedrückt zu haben, Mylord“, sagte sie in diesem Moment. „Ich verlange kein Willkommen noch sonst etwas von dem Wirt. Ich beabsichtige eher, alles Nötige zu veranlassen, um wieder in den Besitz meiner Habe zu gelangen und meine Reise nach Winchester fortzusetzen. Und all das so rasch wie möglich. Ich bin eine äußerst eigenständige Frau, Mylord.“
    „Aber auch die eigenständigste Frau weiß, wann sie Hilfe annehmen sollte“, konterte er. „Der Besitzer ist ein alter Bekannter von mir. Und nach ein, zwei Worten von mir wird er eher bereit sein, dir zu helfen.“
    Doch dieses Angebot war ein Fehler gewesen, ein großer Fehler, der sie zornig machte.
    „Ich brauche Ihre Worte nicht, mein Herr“, antwortete sie. „Nicht eins und auch nicht zwei von ihnen.“
    „Sophie, bitte“, begann er. „Verdammt, so habe ich das doch nicht gemeint!“
    Doch wieder marschierte sie ohne ihn weiter und zeigte weit mehr Hartnäckigkeit, als er ihr zugetraut hätte.
    Tatsächlich schien sie größere Ausdauer zu besitzen als sein Pferd, das in diesem Augenblick beschloss zu schwach zu sein, um noch einen Schritt zu tun.
    „Himmel noch mal, Thunder, nicht jetzt“ , knurrte Harry und zerrte mit aller Kraft am Zügel. Sophie hatte bereits das Wirtshausschild erreicht, auf dem das schielende Konterfei eines Namensvetters des Wirtshausvogels gemalt war. „Beweg dich, du elendes Biest!“
    Schnaubend willigte das Pferd plötzlich ein und brachte Harry dadurch so aus dem Gleichgewicht, dass er rücklings in den Schmutz fiel. Bis er – und Thunder – es endlich fertiggebracht hatten weiterzugehen, war Sophie schon im Innern des Gasthofs verschwunden.
    Als die Tür aufschwang, war es Sophie, als würde sie in einem Fluss untertauchen, in dem es von Menschen jeden Alters nur so wimmelte, lachende, essende, rufende, flirtende, einander zuprostende, singende, trinkende und tanzende Menschen. Und alles geschah auf die lauteste und ungestümste Art, vom Schankraum über die Diele bis zur Treppe hinauf. Überwältigt von so viel Fröhlichkeit, presste Sophie sich an den Türrahmen in der Diele, darauf bedacht, nicht in einen anderen Raum geschoben zu werden. In einer so großen Menschenmenge fühlte sie sich immer unwohl. Deswegen hatte ihr auch nie etwas an London gelegen. Doch sie konnte mit solchen Herausforderungen fertig werden. Schließlich konnte das jede eigenständige Frau.
    „Ah, Mistress, guten Abend, guten Abend!“, rief der rotgesichtige Wirt in seiner grünen Schürze und bahnte sich mit den Ellenbogen den Weg zu ihr. „John Connor, Mistress, Ihr Diener. Da haben Sie uns aber in der richtigen Nacht erwischt, was? Ich hoffe, die Burschen kümmern sich im Hof um Ihre Pferde?“
    „Danke, Sir“, rief

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