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Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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sollten sie es jetzt möglichst genießen“, gab sie trocken zurück, „denn sie werden nicht allzu lange noch etwas davon haben, nicht wahr, Mylord?“
    Simon sah sie herausfordernd an. „Ihr wisst, wie ich darüber denke. Grafton könnte Euch gehören …“
    „Wenn ich Euch entweder als Ehefrau oder Geliebte zu Willen bin.“ Annes Blick war voller Verachtung. „Danke, Mylord, aber genau wie ich von Euch weiß, was Ihr denkt, wisst Ihr es von mir, und es wird keine solche Übereinkunft zwischen uns geben.“
    Simon wandte sich ab und sprach mit Muna, die auf seiner anderen Seite saß. Anne war überrascht und verärgert, wie sehr sie diese Zurückweisung verletzte.
    Während des Essens stellte Anne fest, dass sich nicht alle so zurückhielten wie sie selbst. Von ihrem leicht erhöhten Platz aus konnte sie erkennen, dass die Feier bald mehr einer Hochzeit als einer Trauerfeier glich. Die Menschen von Grafton, die seit Monaten kein gutes Essen oder Trinken mehr bekommen hatten, holten nun alles in vollen Zügen nach, und bald ging es fühlbar rauer zu. Trotzdem wusste Anne, dass es das war, was ihr Vater gewollt hätte. Eine ausgelassene Feier war seinem Leben angemessener als ein todtrauriges kleines Bankett, bei dem niemand ein Wort herausbrachte.
    Schließlich nahm sie ein paar zaghafte Bissen von ihrem Essen und betrachtete die Szene, die sich vor ihr ausbreitete. Sie sah die Anzeichen von Gefahr. Einige der Dorfbewohner waren jetzt schon deutlich angetrunken, und sie wusste, dass Trunkenheit Hand in Hand mit Ausschweifung und Gewaltbereitschaft ging. Und wenig später trat das ein, was sie befürchtet hatte: An einem Ende des Tisches gerieten zwei Bauern aneinander, die eine kleine Meinungsverschiedenheit hatten. Einer von Simons Männern stand auf, um dazwischenzugehen. Schläge wurden ausgetauscht, und der Ritter zog sein Schwert.
    Sofort brach ein Tumult im Saal aus. Männer sprangen auf die Füße, man hörte wütende Rufe, Frauen schrien, und die Kinder fingen an zu weinen, weil auch sie die Bedrohung, die plötzlich in der Luft lag, wahrnahmen.
    „Wie kann es hier in Grafton Frieden geben, wenn einige ihre Schwerter mit zur Totenfeier bringen?“, rief jemand. „Schande! Legt die Waffen nieder!“
    Ein Murmeln der Zustimmung lief bedrohlich durch den Saal und wurde immer lauter.
    Anne sprang auf die Füße, um den Aufruhr zu unterdrücken. Sie wusste, dass sich die Situation in Anbetracht der Trauer und des Alkohols nur allzu schnell sehr unerfreulich entwickeln konnte. Jetzt wünschte sie, sie hätte daran gedacht, in der Küche Bescheid zu geben, nicht so viel Ale aufzutragen.
    Sie holte Luft, um laut um Ruhe zu bitten, doch in diesem Moment legte Simon seine Finger auf ihr Handgelenk, und sie blieb still. Er stand jetzt auf ihrer Seite. Seine Augen blitzten, und seine tiefe Stimme sorgte für sofortige Ruhe im Saal.
    „Ich habe geschworen, Grafton Frieden zu bringen! Will das hier irgendjemand anzweifeln?“
    Ein unbehagliches Schweigen folgte. Dann rief einer der Dorfbewohner, der offensichtlich mutiger als seine Kameraden war: „Es sind Taten, die zählen, Mylord, nicht Worte! Schöne Worte hatten wir genug.“
    Man hörte das leise, tödliche Zischen von Stahl. Der ganze Saal hielt die Luft an, als Simon sein Schwert zog. Das Kerzenlicht spielte über die mörderische Klinge.
    Alle schienen in Bewegungslosigkeit erstarrt.
    Anne legte eine Hand auf Simons Arm. Sie konnte die Anspannung in ihm fühlen. „Mylord, es schickt sich nicht …“
    „Mylady, ich beabsichtige nicht, mich respektlos zu zeigen.“ Seine Stimmung veränderte sich plötzlich, während er sich zu ihr wandte und ihr ein strahlendes Lächeln schenkte. „Dies ist mein Schwur, in Erinnerung an den Earl of Grafton. Ich werde seinem Gut und seinen Leuten Frieden und Wohlstand bringen.“ Er holte tief Atem. „Ich habe schon einmal versprochen, diesem Gut und seiner Herrin meinen Schutz zu bieten. Diesen Schwur wiederhole ich hiermit.“
    Er drehte sein Schwert um und hielt es Anne mit dem Griff zu ihr in einer Geste der Huldigung entgegen. Ein überraschtes Flüstern lief durch die vorher stille Menge wie eine Windbö, die das Wasser kräuselt.
    Anne schaute hinab auf die glänzende Klinge und begegnete dann Simons herausforderndem Blick.
    Jeder sah sie an und wartete auf ihre Reaktion. Simons Männer saßen zwischen den Dorfbewohnern, scheinbar entspannt, doch in ihren Augen lag gespannte Wachsamkeit. Die Luft schien

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