Geliebte Gefangene
Stimme. „Wenn Ihr Grafton helfen wollt, dann ist dies der Preis.“
Anne ließ die Schultern sinken. „Nein“, flüsterte sie. „Es ist unmöglich.“
Simon griff nach ihrem Arm. „Wenigstens würde es zwischen uns Leidenschaft geben“, sagte er wild, „nicht nur das schwache Abbild einer Ehe, die Ihr mit einem anderen Mann hättet.“
Sein Mund fand den ihren und raubte ihr den Atem. Unter dem wilden Verlangen seiner Küsse öffnete sie die Lippen. Sie war erschüttert, brannte, sehnte sich verzweifelt nach seiner Berührung. Ihr Verstand sagte ihr, dass er ein Feind war, aber ihr Körper verriet sie, als er sich fester in seine Umarmung presste.
Fast gewaltsam löste er sich von ihr. „Ergebt Euch“, flüsterte er in ihr Haar. Anne zitterte, als sie sich an das letzte Mal erinnerte, als er sie im Arm gehalten und diese Worte zu ihr gesagt hatte. „Ihr wisst, dass Ihr keine Wahl habt.“
„Nein, das weiß ich nicht“, antwortete sie eigensinnig und versuchte, ihn wegzustoßen.
Er hielt ihr Gesicht zwischen den Händen und bedeckte ihre Wangen und die empfindliche Haut an der Seite ihres Halses mit federleichten Küssen. Sie zitterte, als Stolz, Loyalität und Verlangen in ihr kämpften. Seine Worte klangen in ihren Ohren.
„Ich biete Euch den Schutz meines Namens. Kein anderer Mann wird Euch Grafton wegnehmen können. Ihr wäret sicher.“
„Ich brauche weder Euren Namen noch Euren Schutz“, erwiderte Anne atemlos und spürte, wie ihr Widerstand schwächer wurde. Seine Berührung war so verdammt verführerisch. Sie wollte seine Stärke, und egal, was sie sagte, sie wollte seinen Schutz. Sie brauchte ihn. Aber sie wusste auch, dass sie angreifbar war.
„Ihr braucht mich.“ Simons geflüsterte Worte schienen ein Echo ihrer eigenen Gedanken zu sein. „Grafton braucht Schutz, den Ihr allein nicht leisten könnt.“
Seine Lippen fanden ihre in wildem Hunger, seine Zunge spielte mit der ihren. Anne konnte fühlen, wie ihr Körper in Leidenschaft dahinschmolz. Sie erinnerte sich gut. Es war himmlisch, aber gefährlich. Wenn sie sich nur ein einziges Mal erlaubte, sich ihm hinzugeben, würde sie ihm gehören, mit Leib und Seele. Sie würde den König verraten, als würde es nichts bedeuten, als wäre ihr Treueschwur nichts als Staub im Wind.
„Akzeptiert mich, denn Ihr wollt mich“, sagte Simon harsch, als er sie losließ. „Das ist die Wahrheit.“
Es war die Wahrheit. Anne wollte ihn verzweifelt. Ihr Körper sehnte sich so sehr nach ihm, dass es schmerzte. Sie war müde und allein, und sie wollte in seinen Armen Vergessen finden – doch sie wusste, dass all dies schlechte Gründe waren, sich ihm ausgerechnet in dieser Nacht hinzugeben. Sie wollte die Vergangenheit wieder einfangen, aber sie wusste, wie unmöglich das war.
Sie entwand sich ihm in einer rauschenden Woge aus schwarzem Samt. „Ihr mögt die Unterstützung meiner Leute gewinnen, Lord Greville, aber es braucht mehr als hübsche Worte, um mich meinen Treueschwur vergessen zu lassen.“
Simon ließ sie los. Sein Atem kam schnell, und in seinen Augen schimmerte es kalt. „Ihr seid mein, das könnt Ihr nicht abstreiten. Ihr werdet mich heiraten.“
Anne schüttelte den Kopf. „Oh nein, Lord Greville. Ihr habt Grafton genommen, aber ich werde Euch niemals gehören.“ Sie lief die Treppen hinauf in ihre schützenden Gemächer, bevor sie ihre Schwäche enthüllte, indem sie ihn bat, bei ihr zu bleiben.
In den langen, schmerzvollen Tagen, die der Totenfeier für ihren Vater folgten, versuchte Anne, ihren Kummer in Arbeit zu ersticken. Sie rollte ihre Ärmel hoch und half in der Küche, jätete das Unkraut in der steinharten Erde des Gartens, bewegte ihre Stute auf der Weide, half Butter zu machen und Brot zu backen. Niemand versuchte, sie daran zu hindern. Alle schienen zu verstehen, dass sie die Beschäftigung brauchte. Doch ab und zu brauchte sie die Stille. Und auch das verstanden sie.
Simon ließ sie in Ruhe, aber manchmal erfüllte seine Geduld sie mit Furcht, denn sie wusste, dass er wartete – darauf, dass sie sich verraten und ihn damit zum Schatz des Königs führen würde, und dass sie nachgeben und seine Werbung annehmen würde. Es waren genau solche Zeiten, wusste Anne, in denen Simon am gefährlichsten war, denn er hatte, im Gegensatz zu ihr, alle Zeit der Welt. Früher oder später würde die Nachricht von seinen Vorgesetzten kommen, dass Grafton ihm gehörte. Früher oder später würde er sie zur Heirat
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