Geliebte Korsarin
zusammen?«
»Vierzehn Millionen Dollar – wenn man den Überfallenen glauben darf«, antwortete der Syndikus.
»O Jesus!« schrie Fernando. »Und alles ist uns verlorengegangen! Vierzehn Millionen …«
»Streichen wir die Hälfte ab.« Dr. Casillas lachte meckernd. »Die geben immer das Doppelte an, wegen der Versicherung. Immerhin wären es sieben Millionen Reingewinn!«
»Und alles gehörte eigentlich uns!« Fernando seufzte tief. »Ich glaube, ich fliege nach Saba und rede mit Jim.«
»Das ist doch sinnlos, Don Fernando.« Dr. Casillas, der den Wagen lenkte, hielt vor Schrecken an. Er würgte den Motor ab. »Was wollen Sie allein auf Saba? Luis de Vegas ist gegen Sie, die ganze Mannschaft der ›Altun Ha‹, die jetzt die ›Annette I‹ fährt, verweigert Ihnen den Gehorsam … Was wollen Sie eigentlich noch? Seien Sie froh, daß Sie leben und daß man Sie in Ruhe läßt! Unser Geschäft läuft doch noch …«
»Sie kommen mit nach Saba, Casillas.«
»Ich? Nie! Ich denke nicht daran!«
»Feigling! Ein schwanzloser Hund sind Sie!«
»Ich bin als Rechtsanwalt und Syndikus engagiert, aber nicht als Selbstmörder! Ich halte es für viel klüger, unsere Geschäfte in Belize schnell zu aktivieren und noch viel Geld hereinzuholen, ehe Miss Tolkins oder dieser McDonald uns die Polizei auf den Hals hetzen. Eine Erklärung von ihnen, und wir sind erledigt!«
»Warum sollten sie das tun?«
»Don Fernando, finden Sie sich doch endlich damit ab, daß Ihre Partnerschaft mit Miss Tolkins erloschen ist! Sie sind allein … Miss Tolkins ist ins bürgerliche Leben zurückgegangen …«
»Durch diesen verdammten Rainherr! Casillas, ich hätte ihn damals gleich kaltmachen sollen. Dann wäre unsere Welt und unsere Firma wieder in Ordnung gewesen.«
»Sie haben es verpaßt, und nun hat es keinen Sinn, darüber zu jammern.« Dr. Casillas startete den Wagen von neuem. »Mir ist es nur ein Rätsel, warum Miss Tolkins uns nicht auffliegen läßt. Das ist doch völlig unlogisch …«
»Sie hängt doch bis über ihre schwarzen Haare mit in dem Mist!«
»Nicht als Kronzeugin …«
»Das weiß sie nicht.«
»Aber Rainherr! Warum schweigt sie? Warum rollen gegen uns keine Aktionen an? Das macht mich schon ganz krank.«
»Sie Hirnamputierter! Es macht Sie krank, wenn alles normal läuft?« brüllte Dalques. »Dem Himmel sei Dank, daß Mary-Anne noch kollegial denkt, bei allem, was sie uns schon angetan hat!«
»Aber das ist doch unnormal, Don Fernando! Wenn ich ein bürgerliches Leben führen will, muß ich doch erst tabula rasa machen – die Vergangenheit auslöschen …«
»Die kann sie nie auslöschen!« Fernando lachte roh. »Sie ist und bleibt das Gespenst der Karibik! Die gefürchtete Piratin! Das Satansweib! Da hilft doch keine Politur und keine noch so bürgerliche Strickjacke! Das bleibt sie!«
»Das weiß ich nicht, Don Fernando.«
Dr. Casillas überholte vorsichtig eine Herde Maulesel, die riesige Futterballen auf ihren Rücken schleppten. »Ich habe ein ungutes Gefühl …«
»Sie und Ihre Gefühle! Gehen Sie in einen Puff, um sie loszuwerden!« entgegnete Dalques und lachte gewöhnlich. »Mary-Anne hat doch viel zuviel Geld in der Firma stecken.«
»Dr. Rainherr ist nicht arm …«
»Aber im Vergleich zu uns eine Maus, die gegen einen Wasserbüffel anquiekt!«
»Liebe hat eben andere Maßstäbe – auch in finanzieller Hinsicht. Ich habe mich auf Grand Cayman erkundigt. Der Mann hat genug Geld, um Miss Tolkins ein fürstliches Leben bieten zu können.«
»Geld! Geld! Das ist nicht die Hauptsache bei Mary-Anne. Darum können Sie auch nicht verstehen, Casillas, warum sie den Mund hält. Mary-Anne ist eine Frau, die allein für das Abenteuer geboren ist! Sie hat kein Blut in den Adern, sondern flüssiges Dynamit! Sie kennen nur die reiche Miss Tolkins, Ihre Chefin! Casillas, Sie kennen aber nicht die Mary-Anne aus dem Tätowiersalon von Cartagena! Sie haben ja keine Ahnung, wie alles begonnen hat … Man kann wohl Vergangenheiten frisieren, aber eine solche Vergangenheit kann man nicht auslöschen!«
»Und wenn sie es doch versucht?«
»Blödsinn!«
»Auf Ihre … auf unsere Kosten?« Dr. Casillas wich einem streunenden Hund aus, den er beinahe überfahren hätte. »Don Fernando, warum streuen wir uns Sand in die Augen? Miss Tolkins und Sie sind gleichberechtigte Geschäftspartner, aber während Sie Ihr Bankkonto dauernd plündern, um das Geld im Spielkasino oder bei Weibern durchzubringen, hat Miss
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