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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geschaffen!«
    »Wenn du Wasser siehst, Andres, mußt du an Haie denken …«, sagte Joanna leise. »Steckt das so in dir?«
    »So etwas kann man nicht vergessen. Annette hat es dir ja erzählt.«
    Er starrte über das Gewirr der Wasserstraßen und der kleinen Inseln. Die Sonne hatte ihre goldene Kraft verloren, das Meer wurde wieder blaugrün, die Jardines versanken in der rasch einsetzenden Dämmerung.
    »Was da von Lucia an Land geschwemmt wurde, was der Hai … Das kann man nicht verschütten! Das wird ewig eine blutende Wunde bleiben!«
    »Ich kann es verstehen.« Joanna kuschelte sich an ihn. Nun wurde der tropische Lärm um sie stärker. Hunderte von Tieren auf den Inseln, die erst in der Nacht hervorkamen, wurden mit ihren Stimmen lebendig. Das sonore Konzert der Ochsenfrösche aber übertönte alles. Eine Tropennacht ist voller Leben.
    »Unsere Familie ist auch von einem Hai zerrissen worden … von einem menschlichen Hai! Das ist beinahe noch schlimmer, Andres.«
    Juan kam vom Steuerstand und verschwand im Innern der Yacht. Nun verwandelte er sich auf wunderbare Weise: Aus dem Seemann wurde zuerst ein Meisterkoch und dann ein vollendeter Butler. Schon nach zehn Minuten wehte der Duft von bratendem Fleisch über Deck.
    »Wie lange wollen wir hierbleiben?« fragte Joanna. Sie hatte den Kopf weit zurückgelehnt und die Augen geschlossen. Sie genoß das Gefühl, in einem Paradies zu sein. Allein mit Andreas in dieser Zauberwelt … Juan Noales zählte nicht, er gehörte zu Andreas als unentbehrlich, unersetzbar, zum Leben notwendig.
    »Ich denke, eine Woche …«
    »Länger! Bitte, bitte, länger …«
    »Wir wollen nach Saba. McDonald ist mit der ›Annette I‹ schon in voller Fahrt auf dem Anmarsch.«
    »Nach Saba kommen wir noch früh genug. Aber hierher kommen wir nie wieder … das weiß ich.«
    »Wir können doch jederzeit von Cayman Brac aus in die Jardines fahren.«
    »Du glaubst immer noch, daß ich in deinem Haus in Cayman Brac wohnen werde?«
    »Aber ja! Als Mrs. Rainherr!«
    »Ich habe recht, Andres.« Sie streichelte sein Gesicht. Ihre kleine Hand war eine einzige Zärtlichkeit. »Nennen wir diesen Platz doch ›Illusion‹ …«
    Sie blieben umschlungen auf dem Vorderdeck sitzen, bis Juan am Salonniedergang erschien. Formvollendet trug er eine schwarze Hose und ein weißes Dinnerjacket.
    »Es ist serviert!« Juan blieb oben an der Mahagonitreppe stehen.
    »Apropos Paradies! So eine Bedienung kannten Adam und Eva nicht!« Rainherr lachte und zog Joanna mit sich hoch. »Juan, dürfen wir in dieser nachlässigen Kleidung am Tisch erscheinen?«
    »Sir, es ist Ihr Schiff!«
    »Meins, Juan!« warf Joanna lachend ein.
    »Das bleibt das gleiche.« Juan lächelte nun auch. »Es gibt eine Bouillon mit trockenem Sherry nach altspanischer Art, geröstete Langostinos auf Toast, Cordon bleu mit Pilzsoße, zum Dessert Fruchtsalat mit Cointreau … Als Hauptgericht habe ich Kartoffeln in der Folie und Gemüse aus Bambussprossen vorbereitet. Sind die Herrschaften mit der Zusammenstellung zufrieden?«
    »Juan, es gibt bei dir nur zwei Möglichkeiten: Entweder man umarmt dich, oder man tritt dich vor Wonne in den Hintern! Du bist und bleibst ein Teufelskerl!« Rainherr wollte sich ausschütten vor Lachen.
    Juan Noales blieb ernst und unnahbar. »Ich würde das letztere vorziehen, Sir! Der Tritt paßt besser zu Ihnen!« Er machte eine kleine Verbeugung. »Die Bouillon ist serviert.«
    »Dann müssen wir uns beeilen, Liebling!« rief Rainherr und ging mit Joanna zur Treppe. »Juan ist ein Künstler, und es kostet ihn einen Teil seiner Seele, wenn man das nicht würdigt.«
    Sie aßen mit großem Genuß. Später saßen sie wieder an Deck. Um sie herum war tiefste Nacht. Eine dunkle, aber von einem Schwall von Geräuschen belebte Nacht, in der schwer der süßliche Blütenduft hing. Ganz sacht schaukelte das Schiff in der schwachen Dünung. Ein warmer Wind, vom offenen Meer her, durchzog das paradiesische Labyrinth.
    Viel später erloschen die verhängten Lichter auf der ALTUN HA. Juan hatte sich in seine Koje gelegt.
    Joanna kroch in dem breiten Bett eng an Andreas heran. Ihre Körper waren wieder eine Einheit. Sich gegenseitig zu spüren … das war ein Gefühl – mit nichts vergleichbar.
    Ein paar Tage waren Rainherr und Joanna aus dieser Welt verschwunden.

XVI
    Je länger man nach dem verschwundenen Schiff suchte und es nicht fand, um so unansprechbarer wurde Sir Howard Betford, der Gouverneur der

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