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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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„Sie hätten nicht mal auf Regen warten müssen.“
    Mit großen, dunklen Augen sah sie ihn an; ihre Brust hob sich bei jedem Atemzug. Der mit allen Wassern gewaschenen Verführerin galt aber nicht sein Interesse. Ihn interessierte, was sie vor der Welt verbarg. Er wollte die Frau kennenlernen, die den Pfarrer mit klugen, knappen Worten in die Schranken gewiesen hatte.
    Vielleicht war das Marks größte Schwäche, die ihn weitaus mehr in Versuchung brachte als bis auf die Haut durchnässte Rundungen. Er wollte gesehen werden. Er wollte, dass jemand den Mann hinter der Reputation erkannte.
    „Mrs Farleigh, Sie scheinen eine Frau mit Erfahrung zu sein.“
    Sie leckte sich die Lippen und strahlte ihn mit einem ermutigenden Lächeln an.
    Mark fühlte sich ernüchtert. „Kennen Sie den Unterschied zwischen einer männlichen Jungfrau und den Elgin Marbles?“
    Das strahlende Lächeln wich Irritation. „Oh, wie sollte ich?“ Betont arglos sah sie ihn an. „Mir scheinen sie sehr ähnlich. Sind beide nicht recht … hart?“
    Er schüttelte den Kopf. „Die Jungfrau ist die größere Attraktion.“
    Mit gerunzelter Stirn sah sie ihn an. Komm schon, dachte er, wenn sie ihn über den biblischen Sinn hinausgehend hatte kennenlernen wollen, wäre jetzt Gelegenheit, zumindest nach einer Erklärung zu fragen. Stattdessen leckte sie sich wieder die Lippen.
    Er versuchte es noch einmal. „Was unterscheidet eine männliche Jungfrau von einem Geröllhaufen?“
    „Nichts. Wieder sind beide … hart.“
    „Die Steine“, erwiderte er, „sind zahlreicher. Und intelligenter.“
    Nun lach schon, beschwor er sie. Sieh mich – und nicht nur die Eroberung, die es zu machen gilt.
    „Oh nein“, widersprach sie. „Das kann nicht sein, wo Sie doch so klug sind.“
    Vielleicht hatte er sich ihre Schlagfertigkeit nur eingebildet. Bisweilen kam das vor, so sehr wünschte er sich, mit all seinen Fehlern und Schwächen wahrgenommen zu werden.
    „Na schön, Mrs Farleigh“, sagte er. „Wie Sie wollen. Sie haben also bei diesem Wetter einen Spaziergang gemacht, haben wider alle Vernunft Ihre Gesundheit aufs Spiel gesetzt, um mich zu sehen. Ausgerechnet am Dienstagnachmittag, wo der Junge, der sich um den Garten kümmert, seinen freien Tag hat. Wie praktisch, jetzt sind wir allein.“ Mark schüttelte den Kopf. „Ich kann Sie nicht guten Gewissens so zurückschicken. Kommen Sie rein, im Kamin brennt ein Feuer, und Sie sind bestimmt ganz durchgefroren. Ihre Gründe mögen fraglich sein, doch Ihre Gesundheit wollen wir nicht riskieren.“
    „Haben Sie vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft, Sir.“
    Fast reute es ihn schon. Die Sache war delikater als zunächst gedacht. Sie würde ihre Sachen ausziehen und am Feuer trocknen müssen, ehe er sie hinauswerfen konnte. Sollte er ihr solange eine seiner Hosen geben?
    Energisch wandte er sich ab und marschierte den Flur hinab. Während er noch überlegte, was zu tun war, hörte er ihre leichten, patschenden Schritte hinter sich.
    „Danke“, sagte sie, als er sie in die gute Stube führte und wortlos auf das Feuer im Kamin deutete.
    „Warten Sie hier. Ich bringe Ihnen Handtücher und einen Morgenmantel.“
    Ihr Gesicht zeigte keine Regung, fast schien es, als wäre sie nicht ganz anwesend. Was genau hatte sie vor? Erst stand sie nass bis auf die Haut vor seiner Tür, dann log sie ihm das Blaue vom Himmel herunter, und nun … Nun, das würde er gleich wissen.
    „Ich bin in zwei Minuten zurück“, sagte er. „Zwei Minuten. Außer mir ist niemand im Haus. Es kann also nur ich sein, der klopft. Haben wir uns verstanden, Mrs Farleigh?“
    Sie nickte.
    Mark ging. Er wünschte so sehr, dass er sich in ihr täuschen möge. Das konnte dumm von ihm sein, wusste er doch nichts über sie außer den Gerüchten, die im Dorf kursierten, kannte nicht mehr als den raffinierten Schnitt ihres Kleides. Aber er wollte einfach glauben, dass dies nicht alles wäre. Da musste mehr sein.
    Hier war seine ganz und gar erwachsene Männerfantasie: Wenn er gleich zurückkam, wollte er sie angezogen vorfinden. Er wollte sich mit ihr unterhalten, ohne dass prüfende Blicke auf ihnen ruhten. Kurzum: Er wollte sie mögen. Das hatte er von Beginn an gewollt. Auf dem Markt hatte er sie indes nicht einmal grüßen, nach dem Kirchgang auch nur kurz mit ihr reden können.
    Seit er dieses Zurückzucken wahrgenommen hatte, war sein Interesse geweckt. Wie bei einem dummen Jungen hatten sich seine Fantasien darum gesponnen. Siehst

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